Archiv | Mai 2016

Offener Brief

verfaßt von Zwölfton-Prinzessin Svenna Triebler

Werte Musikredaktionen von Deutschlandfunk, Deutschlandradio und des übrigen öffentlich-rechtlichen Bildungsbürgerfunks!

tadelMan stelle sich vor, Ihr kündigt in Eurem Programm eine Sendung über, sagen wir, Johann Sebastian Bach an. Wir schalten also hocherfreut das Radio an, hören einige Takte aus dem Weihnachtsoratorium, anschließend ein paar einleitende Worte zur Sendung, gefolgt von einem ca. 30sekündigen Ausschnitt aus dem Wohltemperierten Klavier. Danach erfahren wir alles, was es über den musikalischen Werdegang JSBs zu wissen gibt, weil die Macher der Sendung zeigen müssen, wofür so ein geisteswissenschaftliches Studium gut ist, dann wird die kurz die Kantate Durchlauchtster Leopold angespielt, was als Einleitung zu einem Porträt des namensgebenden Fürsten
von Anhalt-Köthen dient; so ein Mäzen will schließlich ausgiebig gewürdigt werden. Es folgen ein paar Schnipsel Cembalogeklimper … undsoweiter, undsofort. Kurzum: Wer erwartet hätte, Musik von Bach zu hören, käme sich reichlich verarscht vor.

Genau das ist aber die Behandlung, die Ihr regelmäßig der Neuen Musik angedeihen laßt. Zugegeben, Ihr könnt auch anders: Wenn man Glück hat, bekommt man komplette zweistündige Konzerte mit ungewohnten Klängen geboten; und daß es möglich ist, Hintergrundinformationen zu liefern, ohne das Werk des Künstlers durch den Fleischwolf zu drehen, stellt Ihr gelegentlich auch unter unter Beweis.

Um so unverständlicher also, daß Ihr uns unter dem irreführenden Label „Neue Musik“ immer wieder etwas präsentiert, das besser als eigenes Format „Neue Musik zu Tode Quasseln“ etikettiert werden sollte. Glauben die Macher dieser Sendungen, dem Publikum seien Töne jenseits der Hörgewohnheiten nur häppchenweise zuzumuten? Können sie im tiefsten Inneren ihres Herzens mit der Musik eigentlich selbst nichts anfangen? Oder hören sie sich einfach gerne selber reden? Wir wissen es nicht.

Was wir aber ganz sicher wissen, ist, daß wir, wenn Musik draufsteht, auch gerne Musik hören würden und kein Massaker an selbiger. Also bitte unterlaßt diese Banauserei.

Im Namen der kleinen, unseretwegen auch elitären, vor allem aber mit einem empfindlichen auditiven Sensorium ausgestatteten Fangemeinde der Neuen Musik:

die Prinzessinnen

 

Dieser Eintrag wurde am 5. Mai 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Ein Himmelfahrtskommando

Sonne und rosa Frühling still genießen und dabei gut aussehen - das macht man am Katertag

Sonne und rosa Frühling still genießen und dabei gut aussehen – das macht man am Katertag

Von Prinz Kasimir 

Menschen haben furchtbar schlechte Ohren und sind überhaupt etwas schwer von Begriff.

Auf ein akustisches Missverständnis ist es auch zurückzuführen, daß manche besonders laute und ungehobelte Exemplare morgen mit viel Radau den sogenannten Vatertag begehen.
In Wirklichkeit muß es natürlich Katertag heißen. Und wir Kater hätten heute gern unsere Ruhe (insbesondere vor Alphamännchen).

Capito, stupido?

Dieser Eintrag wurde am 4. Mai 2016 veröffentlicht. 2 Kommentare

Red Bull stutzt Flügel

Rosa ist hier nur die Krone!

Rosa ist hier nur die Krone!

Zum Ende von „Servus TV“ ein Kommentar von Bernhard Torsch.

Die Prinzessinnen und ihr Hofstaat sind den Sorgen der gewöhnlichen Leute weitgehend enthoben. Man lebt im Schloss und der Katzenkratzbaum von Prinz Kasimir wird jeden Jänner aus New York importiert, wo er zuvor ein Christbaum gewesen ist. Ein kleines Dankeschön aus den alten Kolonien. Geld ist für Prinzessinnen nur ein Thema, wenn sie diebisch grinsend Negativzinsen beschließen, um die deutschen Sparer zu verhöhnen, oder es den feschen Griechen schenken.

Dennoch sind wir nicht frei von Mitgefühl. Wie uns zugetragen wurde, sperrt der Brausefabrikant Dietrich Mateschitz seinen österreichischen Fernsehsender „Servus TV“ zu. Red Bull stutzt demnach 264 Mitarbeiterinnen die Flügel. Neben eher mauen Einschaltquoten soll den Koffein-Oligarchen vor allem eine E-Mail, in der die Gründung eines Betriebsrats angeregt wurde, zu diesem Schritt veranlasst haben. Da half es auch nicht, dass die Angestellten von Servus TV unter Tränen beteuerten, von diesem klassenkämpferischen Teufelszeug nichts wissen zu wollen.

Wie allzu viele Bürger, die zu allzu viel Geld gekommen sind, verhält sich Mateschitz so, wie es nur Prinzessinnen zusteht: Launisch, impulsiv und autoritär. Doch was bei Edelfräulein einen Teil ihres entzückenden Charismas ausmacht, wirkt bei Räuberbaronen um einiges weniger sexy. Freilich wollen wir Milliardären nicht ihr Recht auf Willkür im Umgang mit ihrem Privateigentum absprechen. Das wäre Aufgabe des lieben Volkes, das hierzu, wie die Geschichte zeigt, durchaus Möglichkeiten hätte. Da dieses Volk aber die unschöne Neigung hat, sehr reich gewordene Menschen über jedes gesunde Maß hinaus zu glorifizieren, vielleicht in der eher unrealistischen Hoffnung, selber irgendwann mal Milliardär zu werden, hält es die Idee, die ganz doll Reichen zu ein bisschen mehr sozialer Verantwortung zu zwingen, für eine viel schlechtere, als zum Beispiel Arbeitslose zu quälen oder Kriegsflüchtlingen Molotowcocktails in die Fenster zu schmeißen.

Unsere Nasen rümpfen wir misstrauisch ob des Zeitpunkts, den Mateschitz für das Zudrehen seines Fernsehsenders gewählt hat. Es ist in Österreich gerade ein Wahlkampf im Gange zwischen einem sehr rechten und einem bürgerlich liberalen Kandidaten. Mateschitz´ berühmtester Stallbursche Felix Baumgartner unterstützt den Rechten und wünscht sich für die Alpenrepublik eine „gemäßigte Diktatur“, also eine Staatsführung, die mit dem Land und seinen Bewohnerinnen in etwa so umspringt wie Mateschitz mit seinem Firmenimperium und seinen Lohnabhängigen. Kurz vor dieser Abstimmung, auf die die Zuschreibung „Richtungswahl“ wirklich zutrifft, über 250 Menschen arbeitslos zu machen und so zur immer schlimmer werdenden Angststörung im Lande beizutragen, ist wohl weniger unpolitisch, als manche wirtschaftsliberale Untertanen meinen.

Den bald arbeitslosen Kolleginnen von Servus TV aber rufen wir zu: Verzagt nicht! Sobald wir die größten Medienzarinnen von Gottes Gnaden sein werden, werden wir uns Euer huldvoll erinnern.

Update: In einer Wendung, die atemberaubend zu nennen wir uns nicht schämen, hat Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz nun angekündigt, seinen österreichischen Fernsehsender Servus TV doch weiter bestehen zu lassen. Wie uns zugetragen wurde, hat ihn unser Tadel dermaßen beschämt, dass er die Kündigung von über 250 Mitarbeitern rückgängig machte. Angeblich spielten dabei auch die Beteuerungen von Beleg- und Gewerkschaft eine Rolle, in dem Unternehmen keinesfalls einen Betriebsrat installieren zu wollen, doch das wollen wir nicht glauben. Wir glauben lieber, dass dies alles allein unser Verdienst ist. Ein Verdienst unter vielen im royalen Kampf für den Qualitätsjournalismus. Wir werden uns selber einen Orden am Bande verleihen.

Dieser Eintrag wurde am 4. Mai 2016 veröffentlicht. 1 Kommentar

Notwendige Anmerkungen zum 1. Mai

Screen Shot 2015-10-14 at 7.33.32 PMLiebe revolutionäre Massen, so geht das nicht weiter. Denn:

1. Die Revolution ist kein Antisemiten-Ballermann, auch wenn es manchmal anders aussieht.

1.1. Wirklich nicht.

2. Deswegen ist die Revolution ab sofort Prinzessinnen-Sache.

3. Sie wird glitzern.

4. Am nächsten 1. Mai wird es einen revolutionären Prinzessinnen-Spaziergang geben. Ort und Zeitpunkt werden noch bekannt gegeben.

5. Kommt alle!

5.1. Naja, paar dürfen gerne wegbleiben – Ihr wisst, wer Ihr seid.

Mit leicht ungehaltenen Grüßen: Elke, im Auftrag der Prinzessinnen Marit, Ramona, Leo, Svenna und Kasimir