DEKRET GEGEN LÖWENMORD

von Demokratie- und Wildtiere-Prinzessin Benjamin Weissinger.

Liebe Freunde, ich bin schon seit Tagen unheimlich aufgebracht und ruhelos, wie alle Säuger. Ja, das sind wir nämlich. Und nicht bloß „Menschen“. Der KÖNIG DER TIERE, der von seinem Bruder, auch ein Löwe, Cecil genannt wurde, ist kaltblütig und aus reiner Mordlust getötet worden (natürlich von einem US-Amerikaner, aber ich will garnicht so tun, als könne das nicht auch bei uns passieren), ganz abgesehen davon, dass die Natur nicht vorsieht, dass der Löwe überhaupt stirbt. Ich habe den Prinzessinnen daher dringend ein Dekret gegen feigen Löwenmord empfohlen und freue mich außerordentlich, euch mitteilen zu können, dass dieses nun erfolgt ist. Warum das absolut notwendig, ja überfällig ist, will ich gerne kurz und knapp auf den Punkt bringen.

(Um in den folgenden, flammenden Appell gebührend einzutauchen, empfehle ich im Hintergrund „Royal March of the Lion“ laufen zu lassen, das lief bei mir nämlich auch beim Schreiben. Dadurch entsteht mal wieder ein Synergie-Effekt zwischen Autor und Leser. Das Lied ist vom großen französischen, leider viel zu früh, schon 1921 verstorbenen Songschreiber Camille Saint-Saëns und es handelt, wie ihr euch denken könnt, vom König der Tiere, dem Löwen. Wer solche elementaren Sachen nicht zuhause als Musikkonserve hat, was traurig genug ist, kann es hier anhören:
Durch dieses Zusammenspiel zwischen Lesen und Musik revolutioniere ich übrigens ein gutes Stück weit den Online-Journalismus, aber das wirklich nur am Rande.)

Am dritten Tage schuf Gott die Sternzeichen (im symbolischen Sinne). Und das mächtigste von ihnen war – der Löwe! Anfangs war der Löwe Vegetarier, wurde aber von Adam und Eva gezwungen, Fleischfresser zu werden (Sündenfall). Danach wurde der Löwe weltweit zum König der Tiere und allgemein zum edelsten aller Geschöpfe, der immer noch die Menschen mochte. Muss ich es wirklich aufzählen? Er diente den ersten Menschen freiwillig als Reittier und zog Alexanders Streitwagen. Dann wurde er quasi überall Wappentier. Er rettete Narnia vor der bösen Eisprinzessin, nicht nur mit Gewalt, auch und vor allem mit Köpfchen. Der Löwe tat noch einiges mehr, immer Gutes. Doch die Menschen vergaßen und drängten den Löwen immer mehr in die Savanne ab. Und dann begannen sie ihn zu jagen. Den KÖNIG der TIERE – zu JAGEN. Der zweite, noch schlimmere Sündenfall. Das, was so rein und gut war bzw noch ist, so stark und so urgewaltig, so langmähnig und und ungezähmt, so anregend und lustvoll-afrikanisch, die KRÖNUNG der SCHÖPFUNG. Spürt und fühlt, wie er im gestreckten und doch federleichten Galopp durch das Steppengras dem Sonnenaufgang entgegenFLIEGT, wie ein wunderschöner Engel, die Mähne immer wieder lässig und lächelnd nach hinten werfend. Spürt die große, unschuldige und mächtige, gestählte Natur, spürt das Löwenblut durch eure erhitzten Körper schießen. Doch da, ein Schuss. BLUT. TOD. Der strahlende NOBEL, vorhin noch frei wie ein Löwe, niedergestreckt vom erbärmlichsten und verkommensten aller Säuger, dem Menschen, der nur an seine LUST denkt, an seine inneren WALLUNGEN, an seine INSTINKTE, an seine GIER, seine MORDGIER. Hört mich an, Freunde. Das ist nun vorbei. Wir aufrechten Menschen sehen nicht mehr dabei zu. Wir stehen auf. Wir erheben uns. Oh Gott, leite uns im Kampf gegen die Löwenmörder. Lasst sie uns suchen. Lasst sie uns auftreiben. Umzingeln wir sie. Lassen wir sie spüren, wie es ist, ein GEJAGTER zu sein. Ziehen wir die Schlinge enger. Schließt den Kreis. Langsam, damit er die ANGST spürt, die TODESANGST. Spürt seine Angst, spürt, wie er zurecht leidet. Und dann, wenn wir den Kreis geschlossen haben, dann, mit Gott, heben wir unsere Hand und…

OH GOTT!!!! NEIN!!! HALT!!! MUSIK AUS!!! Wir sind zu weit gegangen. Nein. Ich bin zu weit gegangen. Als Demokratiebeauftragter kann und muss ich darauf aufmerksam machen, dass die Todesstrafe, auch wenn sie hier sehr berechtigt wäre, leider gar nicht geht. Aber nein. Es ist noch etwas anderes. Nicht nur, weil es verboten ist. Da ist noch was. Fühlt ihr es auch? Ich fühle es. Ja. Ich weiß es nun. Fast, liebe Freunde……wären wir selbst zum Jäger geworden!

Doch wir sind stärker. Wir sind edler. Könige, echte und solche im Herzen, schenken Leben. Auf das der Begnadigte aus seinen Fehlern lerne. Natürlich wird er verbannt und für alle Zeiten geächtet und auch einige nächtliche Drohanrufe muss er schon ertragen können. Aber wir werden nicht zu Jägern, wir werden nicht zu Tätern werden.

Ich glaube, ich und wir, wir und ich, haben heute unheimlich viel gelernt. Durch eine neue Art des Onlinejournalismus mit Synergie. Weil wir ein Problem durchdrungen und erlebt haben. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich fühle mich geradezu erhaben. Ja, ich spüre den Löwen in mir. Löwenherz! Ich fühle mich rein wie Simba. Die Gerechtigkeit, die wir uns schuldig sind, hat mal wieder gesiegt.

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