Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (29)

Markus Hesselmann (Foto: Doris Spiekermann-Klaas)

Markus Hesselmann (Foto: Doris Spiekermann-Klaas)


Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

heute beantwortet von Markus Hesselmann, Chefredakteur Online von Der Tagesspiegel

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen

über oder unter einem Text – wann haben hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Wolfgang Kerkhoff, das war der Schalke-Reporter im WAZ-Sportteil. R.I.P.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
„Das Tor geschlossen und alle sind Fragen offen.“ Damit wollte ein talentierter Berlin-Spätdienst bei uns in einer Aufmacherüberschrift zum nunmehr für den Autoverkehr gesperrten Brandenburger Tor noch rasch der Journalismushandbuchregel nachkommen, dass in Überschriften Verben gehören. Der Kollege qualifizierte sich über den Hohlspiegel für den Spiegel, wo er nun seit Jahren verdientermaßen reüssiert.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Eher danach. Volontär Hesselmann kam von einem Termin, bei dem es um ein Immobilienprojekt der Schörghuber-Unternehmensgruppe in Berlin ging, zurück ins Wirtschaftsressort. Schörghuber? Josef Schörghober? Fragten die Experten. Das sei doch der Paulaner-Bierbrauer. Macht der auch in Immobilien? Offenbar und zwar in Berlin. „Ein Münchner in Berlin“, boah, Superpromoüberschrift für Seite 1. Porträtbild dazu, Personalisierung, stark! Der Hinweis, dass Josef Schörghuber im Jahr zuvor verstorben sei, kam mit beigelegter Handelsblatt-Todesanzeige per Leserbrief.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Durch Journalismusretter.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da
oben würdest Du Dich freuen?

Erik Reger.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Allen, die Sätze wie „Was man in Deutschland nicht mehr sagen darf“ hinschreiben.

7) Welchen anderen Beruf hätten Sie sich/hättest Du Dir noch vorstellen
können?

Bademeister.

8) Dein Wunschinterviewpartner/in?

Jeff Lynne (Electric Light Orchestra).

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger
Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?

The Complicator, vgl. Jonathan Franzen („Purity“): „Start a magazine like nobody else’s. Not liberal, not conservative. A magazine that pokes holes in both sides at the same time.“

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

When Saturday Comes

 

 

Dieser Beitrag wurde am 21. Oktober 2015 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 1 Kommentar

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