Der royale Reisetipp: Tunis

Gastprinzessin Stefan Laurin über eine tunesische Hotelbar, die zu den letzten Bastionen gegen die Horden der Finsternis gehört.

Wenn Grüne, Puritaner und Salafisten einen Ort gleichermaßen hassen ist klar, dass es sich um den wunderbarsten Platz auf dieser Erde handeln muss und in der vergangenen Woche hatte ich das Glück, gleich mehrere Abende dort verbringen zu dürfen. Dieser Ort ist eine Hotelbar in Tunis.

Pärchen halten schüchtern Händchen und ganz wagemutige trauen es, sich zu umarmen, was in Tunesien in der Öffentlichkeit sonst eher selten zu sehen ist. Auf den Tischen stehen Aschenbecher und die Luft ist erfüllt mit dem Duft von Zigaretten. Am Tresen zu neben mir sitzt ein Mann und lächelt versonnen vor sich hin, während er ein Bier nach dem anderen trinkt.

Gedämpfte Musik, die Menschen hier sehen gut aus, wählten ihre abendliche Kleidung mit Umsicht und die Stimmung ist gelöst. Es herrscht freundliche Ignoranz, ein „Leben und leben lassen“. Niemand hier hat eine Idee davon, wie der andere zu sein hat und wenn doch, spült er sie mit einem Chivas Regal herunter, was allemal besser ist, als seine Mitmenschen zu belästigen.

All das ist Grünen, Puritanern und Salafisten fremd. Sie hassen diese Orte, auch weil sie nie die ihrigen sein werden. Ein Mann mit Salafistenbart würde hier noch clownesker wirken als bei der Koran-Verteilung in der Fußgängerzone Bad Berleburgs. Die apokalyptische Leidenschaft der grünen Volkserzieher wäre deplatziert, denn die Frage, wann der Kellner den Sekt bringt interessiert mehr als der Zeitpunkt des Weltuntergangs und auch der Sorge um den Platz im Paradies wir weniger Bedeutung beigemessen, als der Frage, ob man es doch noch verhindern kann, die Nacht alleine zu verbringen.

Die dunkle, verrauchte Bar gilt all den autoritären Gestalten, die weder Freude kennen noch anderen Freude gönnen als der Ort des Lasters, den es zu bekämpfen gilt. Alkohol, Zigaretten, ein ergebnisoffener Umgang der Menschen miteinander, das Leben für den Moment und die leidenschaftlicher Verantwortungslosigkeit wollen sie bekämpfen und zusehends gelingt ihnen das in diesen eher finsteren Zeiten ja auch. Aber bei allen Etappensiegen, die den Lebensverlierern vergönnt sind, ist ihr Scheitern am Ende so sicher wie der Aufgang der Sonne am nächsten Morgen. Aller Puritanismus wird an der Leidenschaft der Menschen scheitern.

Wir haben ein Herz für Wirre!  Prinzessinnenreporter

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