Frauen gegen die AfD

Frauen gegen die afd

Keine Frau sollte AfD wählen, sagt Gastprinzessin Sarah Hinney.

Vor rund zwei Wochen saß ich einem AfD-Politiker gegenüber, der mir lächelnd sagte, dass es „unter Umständen“ vollkommen in Ordnung sei, wenn Frauen weniger verdienten, als Männer. Die „Umstände“ erklärte er mit dem unterschiedlichen Körperbau und meinte das ernst. Der Equal-Pay-Day sei deshalb auch eine alberne Propagandaaktion. Letzteres zu betonen, ist der AfD so wichtig, dass sie es wörtlich in ihr Programm zur Bundestagswahl geschrieben hat.


Nun steht da ja insgesamt sehr viel Unsinn drin in diesem Programm. Und über eine Menge von diesem Unsinn wird seit Monaten gesprochen.

Dabei dreht es sich oft um die  kruden Vorstellungen der AfD zur Migrationspolitik. Manchmal wird auch noch das Thema Euro strapaziert. Meistens geht’s aber nur um irgendwas, was jetzt gerade wieder wahnsinnig unmöglich ist.
Ein effektheischender Fernsehauftritt von Frau Weidel wird tagelang vorwärts und rückwärts durch die Medien genudelt. Man entrüstet sich ekstatisch über wehrmachtsverherrlichendes, gauländisches Herumgehöcke. Man interviewt Spielplatzbekanntschaften von Alice Weidel aus ihren angeblich linksalternativen Zeiten und betont in jedem Artikel immer wieder ihre Homosexualität, obwohl die schnurzpiepegal ist.

Man streitet, ob man einen AfD-Mann Nazi nennen darf oder nur Rassist oder doch beides oder gar nichts und zumindest vielleicht nicht jeden.

Vor jedem, wirklich jedem provozierenden Stöckchen, mit dem diese Partei der Öffentlichkeit vor der Nase herumweidelt (pardon) -wedelt, drängeln sich die Medien, um wie brav dressierte Hündchen schwanzwedelnd drüber zu hüpfen und  sich hinterher gegenseitig hechelnd mit schockiertem Ereifern über irgendetwas zu übertrumpfen, während sich die AfD feixend die nächste Pulle Schampus aufmacht, weil die Journalisten wieder so doof waren, auf die immer gleiche Taktik hereinzufallen.

Nur über das Frauenbild der AfD, darüber spricht kaum jemand. Auch Frauen nicht.
Frauen sollten nicht AfD wählen. Keine. Niemals
Geht es nach der AfD dann sollten Frauen möglichst viele Kinder in die Welt setzen, um „das Staatsvolk“ zu erhalten und ansonsten die Klappe halten. Damit das auch funktioniert, sollen Lehrer das unseren Kindern schon in der Schule vermitteln.
Das einzig akzeptierte Familienmodell der AfD besteht aus Vater, Mutter und Kindern. Geht es nach der AfD ist eine Scheidung inakzeptabel und wird bei „schwerwiegendem Fehlverhalten gegen die „eheliche Solidarität“ bestraft. Geht es nach der AfD, wird das Recht auf Abtreibung abgeschafft und Alleinerziehende werden diskriminiert.

Geht es nach der AfD, bleiben Mütter die ersten drei Lebensjahre mit ihren Kindern zu Hause, danach am besten auch. Dass die AfD nebenbei auch die Frauenquote für Humbug hält, versteht sich von selbst.

Wo bleibt der Aufschrei?

Ich muss doch keine erklärte Feministin sein, um lautstark „Nein“ zu sagen, wenn eine Partei mit unverschämter Überzeugung publiziert, dass sie Frauen zu Gebärmaschinen machen möchte und ihnen Rechte abspricht, die sie sich über Jahrzehnte mühsam erkämpft haben.  Ich muss doch keine erklärte Feministin sein, um lautstark dagegen zu protestieren, dass eine solche Partei – mit  Ansichten, die jedem Ansatz von Gleichberechtigung widersprechen – in den Bundestag einziehen möchte.
Ich muss doch einfach nur mein Hirn einschalten.

Aber es gibt ihn dann doch seit einigen Wochen. Zaghaft. Den Aufschrei.  Frauen* gegen die AfD  – „eine Kampagne, die Wähler mit Zitaten dieser Partei darüber aufklären möchte, in welchem Umfang die AfD beabsichtigt, Politik zum Nachteil von Frauen zu machen.“

Die Facebookgruppe hat knapp 8500 Mitglieder. Sie ist sehr jung und deshalb ist das schon sehr gut.

Nur leben in Deutschland 41 Millionen Frauen und keine einzige davon darf die AfD wählen. Das sind wir unseren Müttern schuldig und unseren Töchtern und uns selbst.

Leider wissen von diesen 41 Millionen Frauen die wenigsten, für welch eine rückständige, frauenfeindliche Politik die AfD steht, denn dieses Thema wurde öffentlich schlichtweg verpennt.

Ob das in einer Woche zu ändern ist, das darf man getrost bezweifeln. Aber einen Versuch ist es wert.

Wehrt euch!

Hier geht es zur Facebookseite Frauen* gegen die AfD

Frauen gegen die AFD2

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Dieser Beitrag wurde am 16. September 2017 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare

3 Gedanken zu „Frauen gegen die AfD

  1. Liebe Prinzessin Sarah,

    dass die AfD tumbe Deppen sind, hat sich rumgesprochen. Dass ihr Frauenbild von gestern ist dito. Aber auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn: nicht jedes Argument ist nur darum falsch, weil AfD es übernimmt.

    Der Equal-Pay-Day reflektiert den Gender Pay Gap. Der nach statistischer Bereinigung verbleibende Wert von, keine Ahnung, unter 3%, resultiert aus niedrigen Tarifen von frauendominierten Branchen. Da brauchts keinen Feminismus, sondern Tarifverhandlung mit orʼntlich Druck und sonst garnix.

    Und dass die Frauenquote eine Lachnummer ist, sollte dir mit unbewaffnetem Hirn klar sein: Aufsichtsratsstellen, gehts noch? Was hat die Bäckereifachverkäuferin in der Frerker-Filiale davon? Die ich wegen 450€-Job nur an 2 Tagen in der Woche sehe, dann ist die nächste dran?

    Liebes Prinzesschen. Natürlich sind dem Gauland diese Gedankengänge eher fremd. Natürlich ist das ein politisch Untoter. Meide einfach die strittigen Argumente. Ist gesünder. Ich will den Kerl auch nicht im Parlament sehen.

    Gruß Prinzessin Wolf-Dieter (mit leichtem Bartwuchs).

    • Lieber Herr Busch,

      Argumentationsbereinigt („Frauen verhandeln einfach schlechter, es ist kein böser Wille dass sie weniger bezahlt kriegen“) ist es so, dass Frauen höhere Posten in Firmenhierarchien trotz gleicher Qualifikation nicht oder nur selten erreichen. Das Unternehmen in dem ich beschäftigt bin hat sich mal den Luxus geleistet, die Personen auf bestimmten Karrierestufen zu zählen… Und das belegt die Theorie von Karrierehemmnis für Frauen. Es gibt sogar eine Theorie warum das so ist: Man(n) umgibt sich gerne mit möglichst gleichen, weil es bequemer ist.

      Eine Frauenquote hat folgenden Effekt: Wenn ein Unternehmen Frauen in leitende Funktionen bringen muss, ist es automatisch an der Förderung von Frauen auf allen Ebenen interessiert, um einen ausreichenden Pool von qualifizierten Frauen zur Verfügung zu haben Und das nützt auch Frauen auf niedrigen Ebenen, auch der Bäckereifachverkäuferin für die es Aufstiegsmöglichkeiten geben wird z.B. zur Filialleiterin oder Gebietsleiterin, weil das System einfach durchlässiger sein muss für Frauen.

      • Liebe Michaela Eff!

        Das Argument, dass Frauen schlechter verhandeln, kommt weder von mir, noch würde ich es auch nur als wahr akzeptieren. Wenn sie mit ihrem natürlichen Verve zuende verhandeln würden, käme orʼntlich was rum, jede Wette!

        Nein. Dass weniger Frauen weiter oben angesiedelt sind, liegt daran, dass kein Leben am Tropf fristen wollen. Denn genau das täten sie dann. Den Männern ist das kraft ihrer angeborenen Dummheit nicht klar.

        Es ist ein allgemeiner Fehler des gegenwärtigen Feminismus, aus Frauen „Männer mit Titten“ (Pardon) machen zu wollen. Ist nicht. Das Leben ist wichtiger. Zumindest so lange die Knete Stimmt, siehe dazu meinen Ausgangskommentar, Abschnitt Tarife.

        Mit allem Respekt,

        Gruß Wolf-Dieter Busch

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