Knallkopp des Monats: Achim Winter

Die Amadeu Antonio Stiftung geht gegen Hetze im Internet vor, indem sie beispielsweise Hasspostings dokumentiert. Das passt Achim Winter nicht. Wer und was ist ein Achim Winter, fragen Sie? Laut seiner Website „Reporter, Moderator, Produzent, Autor“. Winter arbeitet auch für das ZDF und macht für den Sender einmal wöchentlich gruselig unlustige „Satire“, indem er sich von Menschen auf der Straße seine Ressentiments bestätigen lässt.

Prinzessin Bernhard Torsch über das Phänomen Straßenumfrage

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Dieses Fukushima des Humor, bei dem deutsches Spießertum mit narzisstischer Unfähigkeit zur Selbstironie fusioniert, um dabei feuchtfurzwarme Volksgemeinschaftlichkeit zu produzieren, heißt „Winters Woche“ und wird im Rahmen der Sendung „hallo Deutschland“ ausgestrahlt, ein öffentlich rechtliches Nachmittagsprogramm, das laut eigenen Angaben „Boulevard“ sein will, dies aber mit dumm sein verwechselt und so schöne Beiträge sendet wie „Abtreibungspille verabreicht – drei Jahre Haft für den Babymörder“. Wo Abtreibung mit Babymord im selben Satz auftritt, sind Idiotie und Barbarei nicht weit, und wirklich liefert Winter in der aktuellen Sendung das, wovon ein Boulevardformat des ZDF meint, seine Zuseher wollten es sehen.

„Diese Amadeu Stiftung hat ja angefangen, im Netz auf Hate Speech aufzupassen und Leute anzuschwärzen“, leitet der Mann mit der Meister-Proper-Frisur seinen Beitrag ein, und lässt sich zunächst von Passantinnen ins Mikrofon murmeln, dass man „Hate Speech“ in Deutschland nicht zu sagen habe, denn hier spreche man Deutsch. Danach beschwert Winter sich darüber, dass man von der Amadeu Antonio Stiftung „bespitzelt“ werde. Dorftrottelschlau geht es weiter: „Also diese Amadeu Stiftung, die sagt ja, wenn einer „wir“ und „die“ sagt im Netz, dann ist das Hetze. Gut, dann kann ich hier nicht mehr sagen, wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen“. Das ist exakt das Argumentationsniveau von Neonazis und Volltrotteln, die bei jedem Hinweis auf eine sprachliche Nähe zum Wortschatz des NS aufjaulen und sich doof stellend fragen, ob man auch nicht mehr „Guten Morgen“ sagen dürfe, denn ganz ohne Zweifel hätten die Nazis einander einen solchen ja auch gewünscht. Aber Winter ist wie viele dieser „Ich-will-Neger-und-Saujud-sagen-dürfen-Menno“-Kerle ein typischer Vertreter des aggressiven, halbgebildeten und semi-intelligenten Kartoffeltums, weswegen er nicht knalldumm ist, sondern eher so durchschnittsblöd. Daher weiß er genau, dass die Vorstandsvorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung eine Frau ist, und der muss er unbedingt, mit der Konstruktion, man dürfe ja nicht mal mehr die Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen erheben, eine reinwürgen.

Das Elend geht die ganze Sendung über so weiter. Sogar Witze und Satire seien keine Freibriefe mehr für ungehemmte Hetze, beklagt sich Winter, und lässt sich von ausgesuchten Passanten bestätigen, wie doof diese bösen politisch korrekten Menschen sind, die darauf bestehen, dass das Internet und sich als Satire ausgebender Medienmüll keine rechtsfreien Räume seien, in denen man ganz nach Lust seines toten schwarzen Herzens gegen Minderheiten hetzen sowie Mord und Vergewaltigungsdrohungen verbreiten darf. Drohungen, von denen die Leiterin der Amadeu Antonio Stiftung sowie hunderte Journalistinnen und Politikerinnen ganze Aktenordner voll haben, was Winter wohl voll okay findet. In einem Land, in dem es nach deiner Fußballniederlage auf Twitter vor rassistisch aufgeladenen Vernichtungswünschen nur so wimmelt, beschwert sich der Knallkopp  tatsächlich über jene Teile der Zivilgesellschaft, die sich der braunen Dreckflut entgegenstellen.

Wir Prinzessinnen sind nicht amüsiert, denn Herr Winter ist nicht lustig, sondern bösartig und von niederen Instinkten getrieben. Nach der royalen Machtergreifung bekommt er ein Toupet und einen neuen Job als Erdbeerpflücker.

Ps: Falls sich Herr Winter durch diesen durchwegs satirischen Beitrag gekränkt fühlen sollte, kann er ihn gerne an die Amadeu Antonio Stiftung weiterleiten.

17 Gedanken zu „Knallkopp des Monats: Achim Winter

    • Klar gibt es, Akif Pirincci behauptet auch, sein Werk lebe zu großen Teilen von Humor und „Augenzwinkern“. Rechte Karikaturisten finden sich in allen Magazinen, die von dieser Wählergruppe gelesen werden. Aber mal unter uns: Meist ist rechte Satire ziemlich plump und grenzwertig legal.
      Würde man allerdings Herrn Winter als rechten Satiriker betrachten, müsste man sich fragen, warum das ZDF ihm Sendezeit verschafft.

  1. Danke, liebe Prinzessin Bernhard, und Herzmerci für diesen Rant gegen ein Brschloch ersten Ranges! Ich möchte allerdings vermerken, daß ich keine Erdbeeren essen mag, die durch die Kackwurstfinger dieses, öhm, Lachsacks gegangen sind.

  2. Ein schlechter Meister Propper Duplikat mit Einkünften über ÖR/GEZ, der einer Gebührenverweigerin wie B.v.Storch noch mit seiner Überzeugung in den Allerwertesten kriechen möchte. Kommt sich vermutlich noch sehr überlegen vor wenn die Camera läuft!

  3. Satire ist eine Kunstform und Künstler sind (fast) immer kreative, gebildete Freigeister. Es ist also auszuschließen, dass es rechte Satire gibt.

    Das schöne an einem Fernseher ist ja, dass man ihn jederzeit ausschalten kann. Dieses sinnlose Geblubber lässt einem auch kaum keine andere Wahl, es ist weitaus spannender und gesitig anspruchsvoller, der Wiese beim wachsen zuzusehen als sich diese Sendung anzutun. Armer Herr Winter, es ist bestimmt nicht einfach ein solch langweiliger, nichtssagender Mensch zu sein und sich selber dabei noch ertragen zu müssen.

  4. Danke an die Prinzessinnen, denn damit schreibt ihr einmal mehr etwas zu einem Thema, das sonst kaum Jemandem aufzufallen scheint. Wer aber die öffentlich rechtlichen ein wenig beobachtet hat in letzter Zeit, kann leider nur zu dem Schluß kommen, daß eben die angebliche „Lügenpresse“ in vielen Bereichen ausgerechnet die Leute publiziert, die eben genau diese rechten Ressentiments schüren und mit dem selben Sprachgebrauch daher argumentieren, den man oftmals auch in AfD-Argumentationen und „Bürgerrechtsgruppen“ auf Facebook findet – auch wird ja Nach wie Vor Dieter Nuhr gesendet oder ein Michael Mittermeier für die angeblich so tolle Laudatio an Dunja Hajali gepriesen, der einige Wochen zuvor noch seinen „Busenfreund“ Xavier Naidoo nicht nur in Schutz nahm, sondern seine antisemitischen texte und Zugehörigkeiten zu entsprechenden Gruppen einfach negierte sowie kritische Kommentare schlicht von seiner FB Seite löschte – in atemberaubendem Tempo. Daher bietet sowohl ARD als auch ZDF noch einige Knallköppe des Monats mehr wie ich finde – und das leider nur aus Unprofessionalität heraus – und aus Recherche-Faulheit – denn sämtliche Zusammenhänge sind über seriöse Seiten (ua. die der angesprochenen Stiftung) sehr gut nachvollziehbar.

  5. Mir ist da gerade eine interessante Parallele zwischen der kritisierten glatzköpfigen Landwurst und dem Dieter Nuhr aufgefallen: das Raunen, die leise Stimme, die Zuhörer*innen die Illusion einer Vertaulichkeit geben soll. Man wisse ja, was Sache sei, aber könne das halt nicht allzu laut sagen. Das Raunen als Kumpelei der „schweigenden Mehrheit“ – vielleicht ist das ja ein Merkmal rechter „Satire“?

  6. Alles sehr unerheblich: der Mann selbst, seine Auslassungen wie auch die von ihm begeisterten Tourettetwitterer. Aber dass er sein Gebrabbel mit Musik des großen Helge Schneider unterlegt, das bleibe ihm, auch wenn es sich nur um wenige Takte handelt, ewig unverziehen.

  7. Na, am 15. schon den Knallkopp des Monats festgelegt? Finde ich ein bisschen voreilig…ich würde noch ein wenig abwarten.
    Ich Moment sehe ich z.b. den Autor dieses Artikels ganz vorne!

    • Eigentlich sogar bereits am 9ten. Viele von uns würden den Preis übrigens tatsächlich gern annehmen, dann jedoch für echte Satire und nicht den kläglichen rechtsgerichteten Versuch selbiger.

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