Silvester in Köln – einige Anmerkungen

kroneWarum derzeit 80 Tatverdächtige keine 1000 Täter sind – erklärt in einfachen, auch für die langsameren unter den Pressevertretern  verständlichen Worten von Prinzessin Elke Wittich

1. Wenn in Köln aus einer Gruppe von rund tausend Männern heraus von geschätzt 100 Männern Straftaten begangen werden, lautet die korrekte Überschrift nicht „Köln: Tausend Männer fallen über Frauen her“.

2. Wenn die Polizei gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger festststellt: „Die bisherigen Hinweise gehen deutlich in Richtung polizeibekannte Intensivtäter, mit Flüchtlingen haben die nichts zu tun.“, dann hat das Wort „Flüchtlinge“ in einer korrekten Überschrift auch nichts zu suchen.

3. Wirklich nicht.

4. Auch wenn Schlagzeilen, in denen Worte wie „tausend Männer“, „Flüchtlinge“ und „belästigte Frauen“ vorkommen, ganz viele Klicks versprechen.

5. Im Journalismus geht es nicht um Klicks, sondern um Fakten.

6. Pro-Tipp: Fakten sind das, was gesichert feststeht.

7. Es gibt keine richtige Schlagzeile mit den falschen Fakten.

8. Lasst das also.

9. Wir sagen es nicht gerne, aber falsche Schlagzeilen wie die von den 1000 Flüchtlingen, die Kölner Frauen belästigten, machen uns nicht sehr geneigt, den Journalismus zur Gänze zu retten.

10. Einmal verbreitete Schlagzeilen können übrigens nicht ungeschrieben gemacht werden. Der Eindruck, dass 1000 Flüchtlinge in Köln Frauen mindestens belästigten, ist das, was bleibt. Für immer, egal, wie viele erklärende Artikel jetzt nachgeschoben werden.

11. Könnt Ihr Pegida, die AfD und so weiter und so fort lachen hören, wie schön die Lügenpresse ihr Geschäft besorgte?

12. Wir Prinzessinnenreporter, die letzte Bastion vor den Horden der Finsternis, werden den heutigen Tag mit Seufzen verbringen.

Dieser Beitrag wurde am 5. Januar 2016 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 5 Kommentare

5 Gedanken zu „Silvester in Köln – einige Anmerkungen

  1. Wenn ich vielleicht noch etwas anmerken darf. Ich wohne etwa 200 Meter entfernt von einer Flüchtlingsunterkunft, in der 300 ausschließlich alleinstehende Männer untergebracht sind. Und ich glaube, das ungebührlichste Verhalten, das mir von Seiten dieser Flüchtlinge jemals untergekommen ist, war ein Asylbewerber, der eine Banane gegessen hat und die Schale anschließend ins Gebüsch geworfen hat… Diesen Menschen steht das Elend, das sie erlebt haben deutlich ins Gesicht geschrieben und sie haben wirklich andere Probleme als Frauen zu belästigen. Dass man ausgerechnet Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror in der Presse unter Generalverdacht stellt und vorverurteilt, finde ich auf unerträgliche Weise beschämend.

  2. ich bitte untertänigst um verzeihung, hochverehrte prinzessinnen, ihnen ggfl. kummer dadurch bereitet zu haben, ihre wunderbare post den horden auf reddit zum frasse vorgeworfen zu haben. ich hoffe allerdings auch, ein paar neue leser für dero hochlöblichen verlautbarungen hinzugewonnen zu haben, die bislang nicht einmal ahnten, daß es einen prunkvollen ort wie diesen überhaupt gibt.

  3. „Im Journalismus geht es nicht um Klicks, sondern um Fakten.“

    Dieser Satz erinnerte mich beim ersten Lesen an „Alle Kreter sind Lügner“. (Für die schnelle Aufregung: Epimenides‘ Kritik an der kretischen Lügenpresse!) Beim zweiten Hinschauen wirkte es eher wie eine seltsame Schleife. Jetzt, wo ich’s mir noch mal anschaue: gar nicht so seltsam, diese Enttäuschung übers Ideal, an das wohl dennoch unbedingt weiter appelliert werden muß…

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