Was tun, wenn’s brennt?

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Gastprinzessin Richard Volkmann über die politische Dimension der Großbrände in Israel

Seit die Brände in Israel sich Ende letzter Woche von einer unschönen Nebenbei-Meldung zur nationalen Katastrophe auswuchsen, ist über die Auswirkungen sowohl der Brände selbst als auch der politischen Verwerfungen, die eine mögliche neue „Feuer-Intifada“ auslösen könnte, schon viel geschrieben worden. Zu letzteren gehört dann etwa das umfassende Schweigen, mit dem viele deutsche Qualitätsmedien – oft noch im besten Fall – auffielen und das das Auswärtige Amt durch seine grimmige Verurteilung neuer Bauaktivitäten in Ost-Jerusalem diskursiv adäquat abzurunden verstand.

Dazu seien noch die wenigen, dafür aber vielleicht nachhaltiger wirkenden positiven Effekte der Feuersbrunst hier erwähnt. Zwei Aspekte möchte ich nennen: Zum einen bin ich, wie auch schon im Sommer 2014, überaus positiv überrascht von Teilen meiner Filterblase. Ja, wirklich! Man darf Facebook auch mal wieder loben in diesen Zeiten gefälliger Medienkritik. Eine ganze Riege von Menschen, denen man so viel politische Umsicht und, nun ja, auch Anstand nicht immer wirklich zugetraut hätte, waren empört darüber, nur aus ihrem eigenen Facebook-Feed von möglichen Brandstiftungen erfahren zu haben. Hope in humanity partly restored! Und nebenbei ein Zeichen, dass Öffentlichkeitsarbeit für Israel auch in Deutschland längst keine verlorene Liebesmüh ist. Auch wenn „Müh“ hier definitiv der entscheidende Wortbestandteil bleibt.

Zum Anderen war es äußerst erbaulich zu sehen, wie viele und vor allem welche Länder Israel in seiner Notlage zu Hilfe gekommen sind. Dass Hilfsangebote – und deren Ausbleiben – sehr wohl eine politische Dimension haben können, hat das schon erwähnte Fingerspitzengefühl des Auswärtigen Amtes ja hinreichend bewiesen. Hilfe in Not sollte man nicht geringschätzen. Und wenn dann außer Amerika, Spanien und Griechenland auch Aserbaidschan, Jordanien, Ägypten, die Türkei und die palästinensische Autonomiebehörde ihren Teil bei der Brandbekämpfung leisten, dann hat das schon etwas Tröstliches und lässt diesen irrationalen Funken Hoffnung überspringen, dass in der Region doch noch nicht alles verloren sein muss. Immerhin bestand der zionistische Traum ursprünglich auch in der gedeihlichen Zusammenarbeit mit den arabischen Nachbarn, und so wie die Israelis im umgekehrten Fall sofort ihre Hilfe anbieten würden, so sollte auch die Unterstützung der Anrainer irgendwann, im besten Fall, Normalität sein. Dass sie helfen, ist erstmal nur ein Anfang, aber durchaus kein geringer. Und zeigt, wie verschiedentlich hervorgehoben wurde, dass die Israelis ungeachtet aller Vorwürfe, ihre Politik würde sie „isolieren“, in Wirklichkeit ihre politischen Netzwerke sehr ordentlich pflegen. Wenn Feuerwehren und Regen die Brände erst einmal erledigt haben, wirkt so etwas stärker nach als jedes Buschfeuer.

 

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