Der Holocaust – nichts als ein Lokalverbot?

13082034_10206288453312867_1888130268_n Aus aktuellem Anlass eine Nachhilfe von Ösi-Prinzessin Bernhard Torsch.

In Wien gibt es ein Café namens „Fett und Zucker“, das schon seines Namens wegen unsere royale Huld gewonnen hat. Die Besitzerin des Lokals stellte am Tag nach dem ersten Durchgang der österreichischen Präsidentschaftswahlen, bei dem 35 Prozent dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer ihre Stimme gegeben hatten, ein Schild vor die Tür mit der Aufschrift: „Wenn du bei diesen 35 % dabei bist, geh doch BITTE einfach weiter. Danke. #rightwingNOTwelcomehere“.

Wir halten fest: Die Café-Betreiberin hat FPÖ-Wähler darum gebeten, einfach weiter zu gehen. Sonst nichts.

Bauernschlaue Dummköpfe haben daraus einen Shitstorm gegen Café und Inhaberin gebraut und auf Facebook sowie in Leserkommentaren ganz bitterlich über angebliche „Nazi-Methoden“ geweint. Stellvertretend für die Idiotenschar nehmen wir das Posting eines Sandro K.: „Hahaha sie beschimpfen den hofer als Nazi und jetzt machen sie das was die Nazis gemacht haben nämlich einfach Menschen ausschließen die nicht ihrer Meinung sind. Lächerlich“ (alles sic). Sogar Norbert Hofer persönlich schaltete sich ein und verlautbarte: „So was hatten wir schon einmal, das brauchen wir nicht“.

Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden, denn was war am Holocaust so schrecklich, wo, so legen es die Shitsturmtruppen nahe, die Nazis doch bloß Menschen, die sie nicht mochten höflich darum baten, ihren Kaffee woanders zu trinken? Der Holocaust – ein einziges langes Lokalverbot. Nein, nicht mal ein Lokalverbot, nur eine BITTE, den Kaffee doch einfach woanders zu konsumieren.

Wir sind ob dieser Nazi-Niedertracht recht unholdvoll, nein, mehr noch, wir sind stocksauer und grimmig. Und wir müssen unseren österreichischen Untertanen wohl Nachhilfe erteilen, was wir auch gerne machen, denn wir sind im Grunde unserer Herzen sehr liebevolle Monarchinnen, die auch für Dumme, Verschlagene und verschlagene Dummköpfe noch Hoffnung sehen.

Also: Ein Schild mit der Bitte, die Wähler einer bestimmten Partei mögen woanders einkehren, ist nicht mit Nazi-Methoden oder gar der Shoah vergleichbar. Nicht einmal ansatzweise.

Weil:
-Wer die FPÖ oder andere Rechtsaußenparteien wählt, fällt die bewusste und freiwillige Entscheidung, dies zu tun. Die Nazis diskriminierten, verfolgten und ermordeten Menschen aber aus dem einzigen Grund, weil diese existierten. Juden, Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kranke und andere Opfergruppen haben sich nicht ausgesucht, solche zu sein, sondern kamen als solche auf die Welt. Das reichte aus, um unter den Nazis zuerst diskriminiert und dann verfolgt und ermordet zu werden.

-Die Nazis ermordeten sechs Millionen Jüdinnen, Juden und jüdische Kinder; hunderttausende Sinti und Roma; hunderttausende Kranke und Behinderte; zehntausende Homosexuelle, sozial Unangepasste und politisch Andersdenkende. Und die Nazis begannen einen Vernichtungskrieg gegen den Rest der Welt, dem unter Einbeziehung aller Verbrechen und Kriegsfolgen bis zu 80 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Nazis haben ihre Opfer NICHT freundlich darum gebeten, doch bitte in ein anderes Lokal zu gehen.

Daher sei es allen Untertanten kundgemacht: Würden wir regieren (wie es von Gott ja eigentlich gewollt ist), würden sich sehr viele jener Leute, die eine freundliche Bitte auf einem Schild mit dem Holocaust gleichsetzen, wegen Verharmlosung und Relativierung der Verbrechen der Nationalsozialisten vor Gericht wiederfinden.

Aber ebenso wollen wir der Inhaberin des Cafe´ „Fett und Zucker“ unsere tief empfundene Solidarität bekunden und sie in den Stand einer Dame Commander erheben. Dies sei unser Wille.

Dieser Beitrag wurde am 28. April 2016 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 3 Kommentare

3 Gedanken zu „Der Holocaust – nichts als ein Lokalverbot?

  1. Vielen Dank, lieber Bernhard Torsch, für diesen ebenso klugen wie einleuchtenden Text! Den zeitgenössischen Protonazi erkennt man mittlerweile am schnellsten daran, daß er jede, wirklich jede Kritik, die ihm begegnet, als \“Nazi-Methode\“ schmäht. Diese degoutante Relativierung kann nicht oft genug gegeißelt werden; gut, daß Sie es in diesem Fall übernommen haben! Abermals: Dank!
    (Addendum bzw. Merkregel: Wer das brechreizende, auf dem Mist Martin Walsers gewachsene Wortmonster \“Nazi-Keule\“ verwendet, ist selber eine. Hundertpro.)

  2. Untertänigsten Dank, daß Eure Hoheit sich bereits ausgiebig über diesen Mißstand eschoffiert haben, so bleibt uns, ein müdes Lächeln abzuringen, ein zufriedenes Nicken und wir können weiter surfen zu der Seite mit den Heimatfilmen. Ergebendsten Dank!

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