Die große Distanz (KW 22)

Immer wieder lesen wir in letzter Zeit in der Zukunft der deutschen Medien (Print), wir würden uns nicht weit genug von dem täglichen Nachrichtengeschehen distanzieren. Kein unterstützendes Wort hätten wir für die Opfer der Silvesternacht in Köln gefunden, zur Islamisierung würden wir uns nie äußern, auch Glyphosat sei uns fremd. Das hat uns überrascht. Da haben wir den Champagner kurz beiseite gestellt und sind in uns gegangen. Dort gab es dann noch kleinere Feierlichkeiten, aber als das ganze Schloss wieder nüchtern war, haben wir beschlossen, uns ab sofort deutlicher zu positionieren. Deutlich deutlicher!

Der Distanzierungs-Wochenrückblick des royalen Bullshit-Beauftragten Samael Falkner

Distanziert euch! (Google-Suche Screenshot)

Distanziert euch! Quelle: Internet

Am Montag haben wir uns von Unwettern distanziert. Nicht nur, aber ganz besonders, weil eine der Prinzessinnen von den sturmflutähnlichen Regengüssen betroffen war. Unwetter machen auch furchtbar unattraktiv und bei hoher Luftfeuchte kann man als Prinzessin seine Haare noch so lange kämmen und glätten, sie eskalieren.

Zum Dienstagmorgen mussten wir vernehmen, dass in Leipzig immer mehr Fußballturniere abgesagt werden, weil ein paar unappetitliche Individuen den SV Fortuna bedrohen und Brandanschläge auf das Quartier des Vereins verüben. Der Verein bietet zahlreichen internationalen Sportinteressierten eine Heimat und lässt benachbarte Asylsuchende die Sportanlage mitnutzen. Wir distanzieren uns von den Hohlbirnen, die dem Verein Schreiben wie „Euren Sau-Nigger und Schmarotzerverein sollte man abfackeln!!“ (sic) schicken und im letzten Monat praktisch alle Sportgeräte zerstörten.

Zum Kindertag am Mittwoch haben wir uns von Kindern distanziert. Es ist ja so. Viele Völker auf der Erde mögen Kinder, der Deutsche nicht so sehr. Sonst würden ihn die über 70.000 unbegleiteten Minderjährigen, die 2015 nach Deutschland kamen, wohl mehr interessieren. Stattdessen wurden immer wieder Anschläge auf Unterkünfte der Kinder und Jugendlichen verübt. Uns kommt das ganz gelegen, wir mochten Kinder noch nie und plädieren für ein deutliches „Kinder raus aus Deutschland!“.

Am Donnerstag wurden drei Extremisten festgenommen, die wohl in Düsseldorf einen Anschlag vorbereitet hatten, bei dem wahrscheinlich Menschen verletzt oder getötet worden wären. Da nun vermutlich die Stimmen laut werden, sich vom Islamismus zu distanzieren, wenn man schon nicht dafür sei, gar niemanden mehr ins Land zu lassen, kommen wir hiermit unserer journalistischen Verantwortung nach und distanzieren uns von Radikalen aller Art, die es auf das Leben anderer Menschen abgesehen haben. (Zum Beispiel die über 800 rechtsradikalen, vom BKA als solche eingestuften, Gewalt- und Hassverbrechen gegen Geflüchtete im letzten Jahr, darunter über 120 Brandanschläge, teils des Nachts auf bewohnte Unterkünfte.) Wir distanzieren uns von jedweder politisch und religiös motivierter Gewalt – präventiv bis 2019, dann überarbeiten wir unsere Agenda eventuell.

Kurz vor dem Wochenende wollten wir uns nicht so tiefsinnig distanzieren. Es gibt ja so viel Unheil auf der Welt, aber das Festbankett, das in unserem Schloss traditionell immer freitags aufgebaut wird, ist einfach wichtiger. Darum distanzierten wir uns am Freitag von Saleh Al-Fawzan. Der Saudi-Salafistenführer hatte kürzlich bekanntgegeben, dass Selfies mit Katzen und Selfies allgemein, Fotos allgemein, Bilder allgemein, Augen allgemein, Nervenbahnen allgemein, kognitive Wahrnehmung allgemein, abzulehnen seien. Auf dröge Urlaubsfotos mit freudigen Menschen vor altbackenen Touristenattraktionen, für die man stundenlang anstehen muss und dann noch horrende Eintrittspreise zahlt, damit das Foto exakt wie bei allen anderen in der Schlange aussieht, könnten wir verzichten, auf Selfies mit Katzen jedoch nicht.

Die dieswöchigen Distanzierungen treten sofort in Kraft.

4 Gedanken zu „Die große Distanz (KW 22)

  1. Wäre die heutige Aufgabe nicht zufällig (?) dermaßen leicht zu lösen gewesen, ich hätte auch weiterhin ausreichend Abstand zu den Hoheiten gewahrt.
    Nun, da es anders ist, werde ich mich wohl oder übel später wieder distanzieren müssen.
    Ach ja, 57.

  2. Untertänigsten Dank für die Distanzierungen! Im Namen des Untergrund Labes SchnabylonBeats möchte ich mich vor allem für die Distanzierung von den sturmflutartigen Regengüssen. Hier unten, im Untergrund wirken sich solche Wassermassen besonders gefährlich aus, vor allem,weil sich ja keiner um die Bauerhaltung kümmern möchte und weil man viel leichter ertrinken kann, wenn sich die Kammern und Gewölbe plötzlich mit Wasser füllen, als zum Beispiel im vierten Stock Altbau Innenstadt. Aber wir wollen die Hoheiten nicht mit unserem Untertanen Gewinsel behelligen und verbleiben Dankbar und ehrfürchtig. (wir mußten 89+100 rechnen, das war sogar im Kopfe möglich)

  3. Pingback: ich muss mich von dieser kranken show distanzieren – quixiot

Schreibe einen Kommentar zu snabul Antworten abbrechen