Plakativ, wie Plakate so sind.

Screen Shot 2016-05-09 at 17.23.36Gastprinzessin Daniel Fallenstein war bei der Vorstellung eines Plakats gegen Antisemitismus. Der Verein Aktion 3.Welt Saar e.V. hat am Montag in Berlin ein Lernplakat gegen Antisemitismus vorgestellt. Das Plakat soll an Schulen und in der Bildungsarbeit Argumente gegen Antisemitismus liefern. Der Titel orientiert sich an einem jüdischen Witz, der einerseits den Antisemitismus selbst aufs Korn nimmt, andererseits die Unfähigkeit eigene Aussagen als antisemitisch überhaupt zu erkennen.

„Die Juden sind an allem Schuld, meinte einer. Und die Radfahrer… sagte ich. Wieso denn die Radfahrer?, antwortete er verdutzt. Wieso die Juden?, fragte ich zurück.“

Doch was kann ein Lernplakat gegen Antisemitismus denn schon ausrichten? Was helfen Argumente gegen diese faktenresistente Ideologie? Die Autoren des Plakats und ihre Unterstützer blieben optimistisch. „Es ist plakativ, wie Plakate nun mal sind“, sagte Alex Feuerherdt, einer der Autoren des Plakats. Es sei nur möglich, die Aussagen offensiv zu stellen, um Einsicht zu erzeugen. Wenn auch nur wenige durch die Plakate ihr Denken zu überprüfen beginnen, dann sei das schon ein großer Erfolg.

„Ich kenne nichts, was so kompakt ein einigermaßen komplettes Bild liefert“, ergänzte Prof. Monika Schwarz-Friesel von der TU Berlin, die das Projekt wissenschaftlich begleitete. Die zugespitzte Aufbereitung treffe die richtige Balance, indem sie neben grundlegenden Fakten auch rhetorische Tricks wie die „Umwegkommunikation“ thematisiere.

Stephan Kolling, der als Staatssekretär im Familienministerium des Saarlands die Produktion des Plakats betreute, unterstrich die Rolle der öffentlichen Institutionen beim gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus, da dieser, ob von rechts, von politischen Islamisten oder von links immer „ein Stück weit demokratiefeindlich“ sei. Dies verpflichte staatliche Institutionen, sich genau so zu einzubringen, wie es private Initiativen

Insgesamt sind die Initiatoren optimistisch. Michael Scherer, Plakat-Redaktion und Vorstand der Aktion 3.Welt Saar, verwies auf gute Erfahrungen mit ähnlichen Plakaten zu vergleichbaren Themen. Jetzt käme es darauf an, auch gegen vorhandene Widerstände in Bürokratien und an Schulen, die Auseinandersetzung mit antisemitischen Ressentiments zu suchen.
Das Plakat und weitere Informationen können über die Website der Aktion 3. Welt Saar bezogen werden.

Dieser Beitrag wurde am 9. Mai 2016 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare

2 Gedanken zu „Plakativ, wie Plakate so sind.

  1. Das Plakat hat zwei Aspekte: die Absicht (schwer in Ordnung) und die Ausführung (noch Luft nach oben, reichlich).

    Es krankt vor allem am Kleingedruckten, das auf dem PDF erst zu lesen ist. Jeder der zehn Punkte wäre Text-Material für eine Powerpoint-Seite.

    Ein „plakatives“ Plakat sieht aus zehn Schritt Distanz gut aus; bei diesem muss man die Nase plattdrücken, um an die dargebrachten Inhalte zu kommen. Diese wären gut für einen Aufklärungs- oder Meinungsartikel.

    Für ein Plakat ist dies Machwerk jedenfalls nicht plakativ genug. Unprofessionell.

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