Ramona Ambs
Juden sind das Volk des Buches. Das wissen alle, vielleicht bekommen wir deshalb zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Bücher geschenkt. Tragischerweise sind es immer die gleichen Bücher, die man als Jude von Nichtjuden geschenkt bekommt. Jüdische Bücher nämlich. Und zwar vor allem solche, in denen Juden noch „echte Juden“ sind.
Zu den häufigsten mir mehrfach geschenkten Büchern gehören „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer und „Unorthodox“ von Deborah Feldman.
Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe, um seit Jahren(!!!) regelmäßig und immer wieder damit beglückt zu werden.
Denn so unterschiedlich diese beiden Bücher auch sind: sie drehen sich in ihrer je eigenen Weise um die Lieblingsjuden der Deutschen: also den optisch und akustisch jederzeit identifizierbaren Juden mit Kippa, jiddelnd und jammernd,- und mit mindestens einem obligatorischem Klischee gesegnet: entweder mit übergriffiger Mame (bei Meyer), oder eben einem grausamen Bubenverstümmler (bei Feldman). Die Juden- mal als niedliche Schmunzelfiguren mit absonderlichen Gebräuchen, mal als bedrohliche Gestalten. Wie die Mumins und der Kuklux-Clan- nur eben nicht in weiß, sondern eher in schwarz und mit Pejes. In beiden genannten Romanen jedenfalls, befreit sich der Held /die Heldin aus dieser schlimmen jüdischen Umklammerung.
Hmmhmm.
Jetzt könnte ich mal munter drauf los spekulieren, warum das bei deutschen Lesern so wahnsinnig gut ankommt und warum sie das beinah missionarische Bedürfnis haben, derlei an Juden zu verschenken… (und ich kann Euch versichern, dass ich drei vier originelle, aber vermutlich nicht sehr schmeichelhafte Analysen aus der Hüfte schießen könnte…) – aber das Analysieren überlass ich Euch, denn es gibt noch eine andere Kategorie jüdische Bücher, die auf mich niederprasseln: israelische Krimis.
Nun bin ich eigentlich kein Krimifan- ich find das normale Leben schon aufregend und kriminell genug, aber das kann ja nicht jeder wissen… – Also kenne ich nun mittlerweile alle israelischen Ermittler von Avi Avraham über Michael Ochajon bis Assaf Rosenthal und war nun schon in jeder dubiosen Gegend rund um den Negev literarisch unterwegs… -Spannend, keine Frage. Aber eigentlich so gar nicht meins…
Ich hab nichts gegen israelische Krimis, aber mein gelobtes Land sind nun mal die Niederlande. Und jeder weiß, wie sehr ich dieses Land mag, aber noch nie hat mir jemand einen niederländischen Roman oder Krimi geschenkt. Stattdessen bekomme ich immer „was aus meinem Kulturkreis“, wie mir die Leute wohlmeinend versichern. Einmal bekam ich sogar die „Einführung ins Judetum“ von Johnny Magonet. Ein ehrlich ganz gutes Buch find ich – für Nichtjuden!
Ich hingegen kenn das im Grunde ja… „Bomen naar het bos dragen“ würden die Niederländer dazu sagen. Bäume in den Wald tragen heisst das auf deutsch und meint die Eulen in Athen. Jedenfalls hab ich inzwischen genug Eulen und ich würd im Zweifel lieber einen schlechten goyischen Groschenroman lesen, als noch weitere unorthodoxe Wolkensöhne in mein Bücherragel aufnehmen zu müssen. Ehrlich. Schenkt mir doch einfach mal Bücher, die nicht „aus meinen Kulturkreis“ sind oder – falls Ihr doch ganz unbedingt jüdische Autoren verschenken wollt: Schenkt mir halt meine eigenen Bücher. Die kenn ich zwar auch schon, aber die dann verdien ich wenigstens noch was an der Nummer… und egal, was Ihr für Bücher verschenkt- legt unbedingt eine Tafel Schokolade bei. Das versüßt jeden Buchstaben und stärkt die Nerven.