Archiv | Oktober 2019

Change for a change!

Warum man sich gar nicht oft genug umziehen kann.

Von unserem Modezar Harald Nicolas Stazol

The Prince of Darkness is a gentleman – Foto: Jochen Brüggemann

Nun, Gentlemen, schlechte Nachrichten: Auch wenn sich eine Zeitung ja wohl eher auf die guten Dinge im Leben verstehen sollte, auf Wachstum, Kommerz und rosige Aussichten, hier, inmitten der ganzen Anti-oder-Pro-Rezessionsartikel, inmitten scheiternder Riester-Renten und während die T-Aktie längst unter 10 Euro dümpelt, nur so zur Entspannung, der Auszug. Ein Konto-Auszug, gewissermaßen, aus einer Zeit, in der man laut Keynes lebte, „indem man immer ein kleines Stück vom Kuchen abschnitt, der aber nicht größer wurde” — dem viktorianischen Zeitalter also, als Männer noch Männer, Gentlemen Gentlemen, Königinnen Königinnen und Frauen ohne Wahlrecht waren. Ein Plädoyer also für die Flucht aus dem flüchtig Materiellen ins ewig Lebensbejahend-Genießerische. Männer, macht Euch Mut! Fast also eine Währungsreform … Weiterlesen

Kleine Mantelkunde

Unser Kolumnist im Mantel, Paris 2002. Photograph by Kathryn Millan

 

Bevor wir den Mantel der Geschichte bemühen wollen, wollen wir uns der Geschichte des Mantels widmen – denn steht nicht der Winter vor der Tür, meine Herren? Und da Sie ja auch im Winter irgendwann vor die Tür werden gehen müssen, hier ein kleines Brevier darüber, wie Sie sich zu diesem Behufe zu gewanden haben.

Von unserem Modezar Harald Nicolas Stazol

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Vom Grauen der Hosen

Nehmen Sie ich ein Beispiel, meine Herren! – Lord Harold

Nach der Short Story of the Sort of Shorts erörtert unser royaler Modeberater Lord Harald Nicolas Stazol die fast ebenso diffizile Lange-Hosen-Chose

In dieser Sekunde habe ich meine blauen Anzughosen gebügelt, meine Herren, und so folgt nun hier ein kleines Brevrier für des Gentleman´s Trousers, die „Hosen eines Herren“: Nun, wir werden um die Bügelfalte nicht umhin kommen, die an Eleganz nicht zu überbieten ist, seitdem ein Butler Edward´s VII – der Prince of Wales galt als der elegantester Dandy seiner Zeit, mit einer Vorliebe für Soubretten, „er zwinkerte aus jeder Loge“ heißt es, und als sein Schneider Gieves&Hawkes ihn einmal warten ließ, zürnte er, „ich werde bald ihr nächster König sein!“, woraufhin man ihm entgegnete, „ Und Sie werden gleich mein nächster Kunde sein!“ – nun, jener Butler hatte die Hosen seiner Majestät falsch gefaltet, und deswegen gibt es die Bügelfalte. Weiterlesen

Vom Nazi zum Papi

Vaterschaft und Ehe machen einen Neonazi zum guten Menschen. Eine Kritik des Kinofilms „Skin“. Von unserer Gastprinzessin Katrin Hildebrand

„Ich möchte in dir sein.“ Ganz ehrlich. Bekäme ich, als Aushilfsprinzessin aus dem einst sehr rotlichtigen Münchner Hofbräuviertel, jemals ein so formuliertes Angebot, ich würde dem Bittsteller absagen. Oder vielmehr: Die betreffende Person müsste so schön und edel sein wie der Heilige Sebastian (wobei der Heilige Sebastian niemals eine solch unterirdische offre machte), um nach einem solchen Fauxpas nicht mit mit der Mistgabel vom Hof gestochert zu werden – da „ist“ (oder vielmehr steckt) dann eben auch ganz schnell mal was „drin“ im Manne. Sex, Erotik sollte leidenschaftlich sein und wild, aber doch kein schmierlappiges, hingeschwulstetes, regrediertes Gestammel von „drin“ und „draus“, oder burschikos formuliert: vom Wunsch nach „in der Frau Abspritzen“ nach Familienart. Weiterlesen

Dieser Eintrag wurde am 2. Oktober 2019 veröffentlicht. 1 Kommentar

Ein Nachmittag mit Jessye Norman

Eine postume Erinnerung an den Opernstar Jessye Norman, der wie die Prinzessinnen schöne Dinge mochte. Von unserem Starreporter Harald Nicolas Stazol

Da hat ihr jemand, vermutlich einer der zahllosen Verehrer, wieder einmal etwas geschenkt. Eine kleine Schachtel. Noch verschlossen. Nach einer Schere wird gefragt. Doch sie sagt: „Nein, mit Kraft.” Und reißt die Verpackung, eine enge Verpackung, einfach auf. Geschenke sind immer von Peinlichkeit umwölkt, noch weiß sie nicht, was darinnen, der Konzert-Manager sagt, „Jessye, sie haben ein Parfum nach dir benannt, Jessye Norman”, und sie blickt auf, und gurrt, jetzt ist der Ton wirklich ganz hinten unten in ihrer Kehle, da, wo man lange den Sitz der Seele vermutet hat: „Ist das nicht gut? Ist das nicht schön? Sehen Sie, sehen Sie, ist das nicht schön?” Weiterlesen