Archiv | November 2015

Auf die Lügenpresse, Teil 3.1

Screen Shot 2015-10-04 at 7.21.36 PMWenn es nicht beim Geschrei bleibt – Chronik der Angriffe auf Journalisten in der letzten Woche, zusammengestellt von Elke Wittich

25. November, Cottbus

Auf einer Kundgebung der AfD in Cottbus wird die ZDF-Reporterin Britta Hilpert unter Lügenpresse-Geschrei angerempelt und geschubst. Ihren Bericht gibt es hier, klick

25. November
Der Deutsche Journalisten-Verband will Fälle von Übergriffen gegen Journalisten nunmehr sammeln und ruft Betroffene auf, sich zu melden. Klick

Anfang November – Nachtrag:

Der Redakteur der Ruhr Nachrichten, Peter Bandermann, wird seit einem Jahr von Nazis provoziert, bedrängt und bedroht (Näheres hier, klick) Die Dortmunder Staatsanwaltschaft stellte ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt jedoch ein, weil Bandermanns Lebensgestaltung nicht „schwerwiegend beeinträchtigt“ sei und er weder seinen Arbeitsplatz noch seinen Wohnort habe wechseln müssen. Der Rechtsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags soll den Fall nun prüfen.

Die Prinzessinnreporter-Chronologie der Übergriffe auf schreibende und fotografierende Pressevertreter im November:
Teil 1
Teil 2

Die „Team Lügenpresse“-Kollektion gibt es hier, klick

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (36)

"Hell is other journalists": Lars Fischer

„Hell is other journalists“: Lars Fischer

Ausgefüllt von Lars Fischer

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.

Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Der Wissenschaftsjournalist Lars Fischer arbeitet unter anderem für Spektrum.de und betreibt den Fischblog.

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Das war eine Autorin: Ludmila Carone vom Blog „Hinterm Mond gleich links“. Cooler Blog.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

Ich weiß nicht, ob Titanic-Titel gelten, aber „Wiedervereinigung ungültig: Kohl war gedopt“ ist eine der wenigen Schlagzeilen, die mir überhaupt im Gedächtnis geblieben sind.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Keine Ahnung. War glaub ich nie auf einer …

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Von seinen selbsternannten Rettern.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Sicher, dass das noch als Himmel durchgeht? Ich vermute eher: Hell is other journalists.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Ich glaube ich verstehe die Frage nicht. Wozu?

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Meeresforscher.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?

Kann über meine bisherigen Opfer nicht meckern. Leute mit tollen Forschungsthemen sind halt immer noch das Beste. Man weiß es halt vorher nie, wie es wird.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?

Ich bin ja schon Chefredakteurskönigin vom Fischblog. Da kann man sich einen Eindruck über die ungefähre Themenauswahl verschaffen.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Für die, die Nietzsche herausgäbe, wäre er Publizist.

8 Benimm-Tipps für die Prinzessinnenreporter-Weihnachtsfeier

Bedenken Sie, dass die Weihnachtsfeier im hoheitlichen Rahmen stattfindet und posten Sie keine indiskreten Fotos wie dieses hier: Unser Anstandskater Prinz Kasmir auf der roaylen Xmas-Party - Foto: Prinzessin Marit

Bedenken Sie, dass die Weihnachtsfeier im hoheitlichen Rahmen stattfindet und posten Sie keine indiskreten Fotos wie dieses hier: Anstandskater Prinz Kasmir auf der royalen Xmas-Party

Der Erdbeersekt fließt, der Zeremonienmeister verwickelt Sie in ein Gespräch über zerkratzte Sessellehnen, dabei würden Sie am liebsten im Prinzessinnen-Headquarter (kurz: PR♕HQ) auf der Couch entspannen: Die Weihnachtsfeier mit Kollegen liefert viele Fettnäpfchen. Unser Anstandskater Prinz Kasimir hat einen Leitfaden für eine unfallfreie X-Mas-Party unter mehr oder weniger royalen Journalistenkollegen erstellt: vom korrekten Small-Talk bis zum richtigen Abgang. Und kommt dabei zu etwas anderen Ergebnissen als seine sehr entfernte Kollegin Carolin Lüdemann vom Deutschen Knigge-Rat.

 

  1. Seien Sie dabei – falls es nicht irgendwo anders besseres Essen gibt: Ich halte die Teilnahme an einer Weihnachtsfeier für wichtig – wenn die Bedingungen stimmen (also 1A Verpflegung, inklusive aus Norwegen eingeflogenem rosa Lachs, eine Chaiselongue zum Ruhen, keine nervigen Mitmachspiele oder Gespräche über Matussek, Karriere und Golfen). Wer sich von der Betriebsfeier distanziert, erweckt den Eindruck, dass sie seinen Ansprüchen nicht genügt – mit Recht! Das nächste Mal werden sich Ihre Kollegen mehr Mühe geben, damit Sie sie mit Ihrer Anwesenheit beehren.
  2. Das richtige Outfit: Diese Fragen sollten sich nicht nur Prinzessinnen vor einer Weihnachtsfeier stellen: Was ziehe ich an? Ich empfehle einen wunderbar kleidsamen rotgetigerten Pelz mit Ringelschwanz. Der passt immer, und die Reinigung können Sie mit ihrer Zunge praktischerweise selbst übernehmen. Wie, haben Sie nicht? Dann irgendwas in Rosa. Gewagte Outfits mit viel Glitzer sowie Erdbeerketten sind hier ausdrücklich erwünscht. Ach, ja und bitte ziehen Sie für Prinzessin Ramona hohe rote Schuhe an, wenn Sie schon keinen eleganten roten Pelzbesatz an den Pfoten haben. Grundsätzlich gilt auf einer Feier die gleiche Devise wie im Joballtag: Mehr Ganzkörperbehaarung bedeutet mehr Autorität.
  3. Small-Talk small halten: Gut tut, wer bei der Weihnachtsfeier den Blick auf sein Tellerchen mit Köstlichkeiten senkt. Denn: Mit volllem Mund spricht man nicht! Man schnurrt höchstens. Auf unbekannte „Gesichter zuzugehen“ könnte dagegen sehr unhöflich rüberkommen, wer mag schon Pfoten im Gesicht?
  4. Alkohol nur in Massen: Eine Weihnachtsfeier dient der Entspannung. Ich nehme dazu Kaffeesahne, die übrigen Prinzessinnen bevorzugen eigenartigerweise Erdbeersekt. Aber ich sage mir, ein bisschen Toleranz muss sein, gerade an Weihnachten. Hauptsache, die Menge stimmt. Denn wer sich nicht an einer Flüssigkeit seiner Wahl berauscht, erweckt den Eindruck, ein karrieregeiler Langweiler zu sein. Und wer erinnert sich nicht gern daran, wie Prinzessin Svenna einmal den Flokati mit Erdbeersekt rosa einfärbte und der Zeremonienmeister den Tannenbaum hochging?
  5. Flirten verboten: Wenn Sie nicht zum Büro-Gossip beitragen wollen, sollten Sie Annäherungsversuche der hübschen Kolleginnen gleichberechtigt zulasssen. Alle dürfen mal Ihren Bauch kraulen, sonst kommen Neid und Missgunst auf. Wenn Sie sich flirtmäßig bedrängt fühlen, fahren Sie einfach Ihre Krallen aus.
  6. Der Abgang sollte geplant sein: Erst wenn sich das Alpha-Tier bewegt, bewegt sich auch die Herde. Bei den Prinzessinnen ist es nicht anders. Vor mir die Segel zu streichen, empfiehlt sich nur in seltenen Notfällen. Allerdings falle ich in der Regel nach schwerem Essen als erster in einen wohligen Schlummer und lausche dabei mit einem Ohr den Lachsalven der Prinzessinnen.
  7. Die Anrede: Auch wenn es sich um eine Feier handelt, befinden Sie sich immer noch im Geschäftsumfeld. Das bedeutet: Weder während der Party noch danach sollte man ungefragt die royale Anrede weglassen. Zwar darf der Ranghöhere dem Rangniederen das Angebot unterbreiten, das „Eure Hoheit“ einmal wegzulassen. Allerdings darf er am nächsten Arbeitstag auch entscheiden, ob es noch Bestand hat. Peinlich berührt erinnern wir uns etwa an Verbrüderungsszenen zwischen dem Zeremonienmeister und Prinz Leo. Ersterer vermisst sein rotgeripptes Tanktop bis heute.
  8. Die Privatsphäre achten: Wenn man sich amüsiert, ist es für viele Partygänger ein allzu natürlicher Reflex, Fotos von der Sause auch auf Facebook zu posten. Bedenken Sie, dass die Weihnachtsfeier im hoheitlichen Rahmen stattfindet. Könnte die gepostete Tonaufnahme der für den ESC probenden Prinzessinnen Ramona und Elke, das Video der auf dem Tresen Ballett tanzenden Prinzessin Marit oder das Foto von einem halbnackten Zeremonienmeister den Königshof in Schwierigkeiten bringen? Klären Sie das vorab, um unnötigen Stress nach einer eigentlich entspannten Feier zu vermeiden. – Apropos, wo ist eigentlich meine Krone, und wer hat mir diese bescheuerte Weihnachtsmütze aufgesetzt?

Das Kriegshysterie-Dekret

Screen Shot 2015-10-14 at 7.33.32 PMKriegshysterie ist kein Qualitäts-Journalismus, daher ergeht folgendes Dekret
(von „Jetzt stellt Euch doch mal alle nicht so an“-Prinzessin Elke Wittich)

1. Es wird keinen Krieg zwischen Russland und der Türkei geben.

2. Wirklich nicht.

3. Ein wenig Contenance wäre daher in den deutschsprachigen Medien angebracht.

4. Reißerische Überschriften und wilde Spekulationen fallen nicht unter Contenance.

5. Und düstere Artikel voller ängstliche Vorfreude auf einen diesmal nicht von Deutschland begonnenen Weltkrieg schon gar nicht.

6. Es fehlt eigentlich nur noch „Countdown zum 3. Weltkrieg – der Liveticker“ (ja, wir gucken Dich an, Focus, wehe!)

7. Lasst das.

8. Oder lest wenigstens vorher das, was internationale Experten und die englischsprachige Qualitätspresse zu sagen haben.

9. Wenn sich der Unfug nicht sofort aufhört, retten wir erst mal nur noch Robbenbabies. Die sind zwar auch trottelig, aber wenigstens niedlich.

10. Nichts zu danken. Obwohl, doch: Rechts oben befinden sich Buttons, die dazu da sind, dass man uns beschenkt. Und oben in der Mitte ist ein Dingsie, das zur Prinzessinnenreporter-Kollektion führt.

Auf die Lügenpresse, Teil 2

Wenn es nicht beim Geschrei bleibt – Chronik der Angriffe auf Journalisten in der letzten Woche, zusammengestellt von Elke Wittich

15. 11.
Glauchau
Die Redaktionsräume der Tageszeitung „Freie Presse“ werden angegriffen, mit sechs Ziegelsteinen zerstören Unbekannte die Fensterschreiben von Lokalredaktion und Geschäftsstelle. Zwei Redakteure waren zu diesem Zeitpunkt noch mit der Schlussproduktion beschäftigt. Mehr dazu hier: Klick


17. 11.

Rathenow

Während einer Demo des „Bürgerbündnisses Havelland“ wird der Pressefotograf Harsy Krüger von mehreren Demonstranten eingekreist, ein Mann beschädigt dabei seine Kamera. Wie die Tageszeitung „Potsdamer Neueste Nachrichten“ berichten, war zuvor auf Facebook gezielt gegen den Journalisten gehetzt worden. Mehr dazu hier: Klick

23. 11.

Das ZDF veröffentlicht in der Sendung „Heuteplus“ einen Beitrag über „Rechtsextremisten in Meißen“. Gezeigt wird darin auch, wie Teilnehmer der örtlichen „Heimatschutz“-Kundgebung einen Kameramann bedrohen. Der Beitrag in der Mediathek des Snders: Klick


23. 11.

Dresden

Ein russischer Kameramann wird während der Pegida-Demonstration angegriffen und verletzt. Der mutmaßliche Täter, ein 28 Jahre alter Demo-Teilnehmer, wird mitsamt seinen beiden Begleitern verhaftet. Mehr dazu: Klick

24. 11.

Der DJV-Vorsitzende Frank Überall spricht im Interview mit „Deutschlandradio Kultur“ über die immer häufiger werdenden Angriffe auf Journalisten. Unter anderem sagt er:

Mittlerweile ist es wirklich so, dass einem das Mikrofon aus der Hand geschlagen wird, dass die Kamera geblendet wird, dass eine Kollegin in einen Hauseingang geschubst und bespuckt wird, und – und das ist das, was mich sehr sorgenvoll stimmt –, dass die Polizei vielleicht nicht wegguckt, aber doch oft relativ lange braucht, bis sie reagiert.

Das ganze Interview kann hier nachgelesen werden: Klick

Screen Shot 2015-10-04 at 7.21.36 PM (Die ganze Team Lügenpresse-Kollektion gibt es hier)

Liebe Qualitätsleser,

wir haben heute keine neuen Texte veröffentlicht, um Euch einen freien Tag zu ermöglichen. Das ist sehr nett von uns.

Dieser Eintrag wurde am 22. November 2015 veröffentlicht. 1 Kommentar

Wolfgang Wendland rettet den ESC!

kassierer_esc
Liebes Tagebuch,
ich muss jetzt Schwedisch lernen, denn wir fahren nach Stockholm – da ist es ein halbes Jahr ganz dunkel, dann ein halbes Jahr immer ganz hell und alle tragen rote Fjällräven-Jacken und sind ständig betrunken.
Aber deswegen fahren wir natürlich nicht dorthin, sondern aus einem ganz anderen Grund: Wolfgang und die Kassierer werden nämlich beim Eurovision Song Contest auftreten. Im Moment lese ich zwar überall, dass das auch so ein komischer Typ machen soll, der Xavier Naidoo heißt und aus Mannheim kommt, aber mal im Ernst: Mannheim – das ist natürlich Quatsch. Aber wir beschäftigen uns jetzt auch nicht weiter mit dem, sondern wir blicken nach vorne:

Nun beginnen die Reisevorbereitungen. Fest steht: Wir werden einen Kombi mit Bier vollpacken, denn das ist da teuer und auf das selbstgebrannte Zeugs, mit dem die sich da oben zuschädeln, haben Wolfgang und die Band keine Lust. Dann müssen Kippen mit, denn die sind da auch teuer und was zu essen, denn das ist da auch teuer. Und Zelte zum wohnen, denn das ist da auch teuer. Eigentlich ist da alles teuer und es wäre viel schöner wenn der ESC in Bulgarien stattfinden würde, wo das Wetter genauso nett ist wie die Preise, aber es nutzt wohl auch in diesem Fall nichts, in Kirchen Kerzen anzuzünden.
Außerdem muss für den kommenden Herbst eine große Europatournee geplant werden. Wenn die Kassierer als mongolische Reiter verkleidet auftreten werden, müssen sie einfach gewinnen. Die anderen Musikanten tun mir schon ein wenig leid, aber es ist ja ihre eigene Schuld: Wer in Las Vegas auftritt, während Elvis singt, blickt nun einmal in einen leeren Saal.
Da machste nix.

Bis morgen,
Dein Stefan

P.S.: Petition gibts natürlich auch. Hier: Klick

Prinzessinnenreporter beim ESC!

Liebe Untertanen,

nachdem uns heute schon mehrere verzweifelte Anrufe und mails erreicht haben, weil Xavier Naidoo Deutschland beim ESC vertreten soll, haben wir uns entschlossen:

Wir retten nicht nur den Journalismus, sondern auch die deutsche Beteiligung am ESC.
Wir haben bereits alle unsere  Instrumente vorgeholt:

Prinzessin Marit die Melodika,
Prinzessin Elke die Trommel,
Prinzessin Svenna die Oboe,
Prinzessin Ramona eine Triangel,  und
Prinz Leo und Prinz Kasimir singen abwechselnd.

Unsere Band heisst: Die Prinzessinnenreporter.
Wir haben vorhin auch schon einmal geübt.
Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden und finden es sehr rosa und sehr sehr royal- kurz:

Wir treten an!

Naidoo kann zuhause bleiben.
Wir Prinzessinnenreporter fahren zum ESC!
krone

Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (35)

„Humor ist das Einzige, was hilft, wenn Fassungslosigkeit einem alles andere raubt“: Nicole Diekmann

„Humor ist das Einzige, was hilft, wenn Fassungslosigkeit einem alles andere raubt“: Nicole Diekmann

Ausgefüllt von Nicole Diekmann

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Nicole Diekmann ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.

 

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann haben Sie sich zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Sibylle Berg. In den 90ern in der „Allegra“. Ich denke, das erklärt sich von selbst.

2) Wie lautet Ihre Lieblingsschlagzeile?

Es gibt 3. Die eine stammt – natürlich – von der taz, der Meisterin der Schlagzeile. „Türkische Regierung tritt zurück“. Ein enger Mitarbeiter von damals noch Ministerpräsident Erdogan war fotografiert worden, wie er auf einen Kritiker eintrat nach einem Unglück in einer Kohlegrube. Erschreckend brutales Bild – und eine Schlagzeile, die den unweigerlichen Wunsch ausdrückte, den es weckte. PLUS Humor. Humor ist überhaupt das Einzige, was mir – und anscheinend nicht nur mir – im ersten Moment hilft, wenn Fassungslosigkeit einem alles andere raubt.

Die zweite ist schon ein paar Jahre alt. Es gab eine weltweite Häufung von mittelgroßen Naturkatastrophen. Und eine aus Gründen nicht zu nennende Zeitung titelte: „Will die Erde uns loswerden?“ Entweder war das ernst gemeint und dann in der Naivität, die sie bei ihren Lesern voraussetzt, unfreiwillig komisch. Oder sie war ironisch. Auch dann: sehr witzig.

Die dritte stammt von meinem lieben Ex-Kollegen Fiete Stegers. Der schrieb für tagesschau.de ein Porträt über Hartmut Mehdorn, damals noch Oberschaffner. Überschrift: „Vorname: Bahnchef“. Super!

3) Ihr peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Ich rechne noch mit dem Schlimmsten. Wir dürfen alle gespannt sein.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Mit Konferenzen über seine Zukunft. Ich glaube, uns steht die erste Konferenz ganz kurz bevor, auf der ausschließlich über anstehende Konferenzen referiert wird. Um den Überblick nicht zu verlieren.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würden Sie sich freuen?

Alle, die es so weit geschafft haben.

6) Und wem auf Erden würden Sie am liebsten den Stift klauen?

Es gibt Journalismus, der gut ist für die Seele, und welchen, der gut ist für den angeregten Blutdruck. Und für regelmäßiges Toleranztraining und sich selbst Verorten.

7) Welchen anderen Beruf hätten Sie sich noch vorstellen können?

Konditorin. Es gibt nichts Besseres, als mit Arbeit andere zufrieden zu machen. Und die Wohnung gut duftend.

8) Ihr/e Wunschinterviewpartner/in?

Kim Jong Un.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Sie ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?

Ich hätte unbegrenzt Budget für gute, faire, freundliche und von beiden Seiten für Geschichten brennende Leute, die unbegrenzt Zeit hätten, unbegrenzt gut formulierte und recherchierte Geschichten umzusetzen. Ihr Name: „Himmel!“

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Entschuldigung?! Für meine natürlich. Entweder mache ich es richtig, oder ich mache es gar nicht.

Dekret zum Verhalten nach Terroranschlägen

verfasst von Fluctuat nec mergitur-Prinzessin Ramona Ambs

"Vorschläge" wie dieser hier von FDP-Politikerin Kohli werden mit Erdbeerentzug von mindestens drei Jahren bestraft.

„Vorschläge“ wie dieser hier von FDP-Politikerin Kohli werden mit Erdbeerentzug von mindestens drei Jahren bestraft.

1. Haltet einfach mal die Klappe.

2. Wenigstens fünf Minuten lang.

3. Danach lasst Ihr bitte jeden so trauern, wie es ihm entspricht. Moralische Besserwisserei oder das Posaunen der einzig richtigen Weisheit ist grundsätzlich schon daneben, aber in solch einer Situation vollkommen ungezogen.

4. Journalisten, die sich freuen, dass der Terror von Paris die Flüchtlings-Debatte in eine „ganz neue frische Richtung“ befördert, sollen hundertmal in ihr Heft schreiben: „Ich will künftig kein Arschloch mehr sein!“

5. Gleiches gilt auch für Politikerinnen, die absurde Forderungen nach einem Ausgehverbot für Muslime stellen.

6. Zur allgemeinen Erbauung und zum Trost sollten vermehrt Bilder von kleinen Tierchen gepostet werden. Vorzugsweise mit Erdbeeren!

7. Liberté, Egalité, Fraternité! Vive la France!

Dieser Eintrag wurde am 16. November 2015 veröffentlicht. 2 Kommentare