Will ganzen Redaktionen den Server lahmlegen: Martin Krauß
Ausgefüllt von Martin Krauß
Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.
Martin Krauß arbeitet als Sportjournalist vor allem für die taz, aber auch für Jungle World, konkret und andere Blätter, er arbeitet als Redakteur für die Jüdische Allgemeine, und er schreibt Bücher, zuletzt „Der Träger war immer schon vorher da. Die Geschichte des Wanderns und Bergsteigens in den Alpen“ (München/Zürich 2013).
- Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Das kann ich nicht sicher sagen, aber es ist gut möglich, dass dieser Herr Gremliza mit seiner „konkret“-Kolumne zu den ersten zehn Autorennamen gehörte, die ich mir gemerkt habe.
- Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile? Unschlagbar vermutlich weiter der „Kicker“ zu einer Roten Karte von Michael Schulz: „Schulz und Sühne“
- Dein peinlichstes Erlebnis bei einer Pressekonferenz? Ich selbst habe mich, wenn ich nichts verdrängt habe, nie nennenswert peinlich verhalten. Höchstens, dass ich wichtige Fragen nicht gestellt habe – teils aus Schüchternheit, teils aus der falschen Überlegung, nach der PK käme ich vielleicht besser ins Gespräch mit der betreffenden Person. Jemand, der sich bei mir nachhaltig ins Gedächtnis geschlichen hat, ist ein früherer und damaliger Fußballtrainer des 1. FC Köln, der nach einer Niederlage (nach unglaublich schlechtem Auftritt des FC) sagte, er habe seine Mannschaft noch nie so überlegen gesehen. Es war erstaunlicherweise sein letzter Arbeitstag beim FC. (Erst jüngst war dieser große Mann bei Hannover 96 im Gespräch.)
4. Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Mit dem Verzicht auf Journalismus.
- Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Es tut mir leid für die super Frage, die Ihr Euch ausgetüftelt habt, aber: In diesen Kategorien denke ich nicht.
6. Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Ach, ganzen Redaktionen den Server lahmlegen, das wäre schon angesagt.
- Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können? Trainer. Rentner. Koch. Spitzensportler. Schriftsteller. Privatier.
8. Dein Wunschinterviewpartner/in?
Die großen Namen, die als Antworten auf solche Fragen immer notiert werden (heute meist: Barack Obama, früher gerne genommen: Nelson Mandela) geben doch eh keine interessanten Auskünfte. Außerdem ist die Form Interview in Deutschland eh völlig überschätzt. (Den Fußballtrainer aus Frage drei allerdings, den interviewe ich übrigens immer wieder gerne.)
9. Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Schön würde sie aussehen, und einen wohlklingenden Namen hätte sie auch. Die Details müssten dann mit der Redaktion gemeinsam erarbeitet werden.
10. Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
In „Chrismon“ die Käßmann-Kolumne?
11. Was trägst Du für Schuhe?
Im Sommer Halbschuhe, alte und abgelegte Laufschuhe oder Sandalen. Im Winter Halbschuhe, alte und abgelegte Laufschuhe oder Stiefel. In Redaktionen früher, aber seit beinah 20 Jahren nicht mehr, damals aber mit großem Selbstbewusstsein und bis heute ohne Scham: Adiletten.