Vom Grauen der Hosen

Nehmen Sie ich ein Beispiel, meine Herren! – Lord Harold

Nach der Short Story of the Sort of Shorts erörtert unser royaler Modeberater Lord Harald Nicolas Stazol die fast ebenso diffizile Lange-Hosen-Chose

In dieser Sekunde habe ich meine blauen Anzughosen gebügelt, meine Herren, und so folgt nun hier ein kleines Brevrier für des Gentleman´s Trousers, die „Hosen eines Herren“: Nun, wir werden um die Bügelfalte nicht umhin kommen, die an Eleganz nicht zu überbieten ist, seitdem ein Butler Edward´s VII – der Prince of Wales galt als der elegantester Dandy seiner Zeit, mit einer Vorliebe für Soubretten, „er zwinkerte aus jeder Loge“ heißt es, und als sein Schneider Gieves&Hawkes ihn einmal warten ließ, zürnte er, „ich werde bald ihr nächster König sein!“, woraufhin man ihm entgegnete, „ Und Sie werden gleich mein nächster Kunde sein!“ – nun, jener Butler hatte die Hosen seiner Majestät falsch gefaltet, und deswegen gibt es die Bügelfalte.

 

Finden Sie nicht, dass sie schon allein deshalb in Ehren gehalten werden sollte? Nun ja, nicht gerade bei Blue Jeans, und wohl auch nicht bei den Cordhosen in allen Farben, die unter hanseatischen Pfeffersäcken, aber auch in Baden-Baden an der Rennbahn Iffezheim so beliebt sind. In grauem Flanell gehören sie sich, was uns zum Grauen der Hosen bringt, die an öffentlichen Plätzen von den Deutschen getragen werden, und die man ertragen muss. Da wären die ausgeleierten Beulenjeans – vor nicht allzulanger Zeit wurden irgendwelche Start-Ups zu einem Preis zusammengerufen, im Hamburger Abendblatt standen sie alle auf der Bühne, Männlein wie Weiblein, und in ihren ausgewaschenen Denims nun alle wahrlich nicht dem Anlass gemäß gekleidet.

 

Cargo? Ich bitte Sie!

„Der Respekt vor den Künstlern gebietet es“, sagt mein bester Freund, wenn wir uns für die Staatsoper in Schale werfen, allein, wir sind meist allein. „Ausziehen, aus damit“, denke ich zuweilen, wenn ich der Männer der Schöpfung – im Theater nicht anders – gewärtigen muss, was mich dann sehr schnell zum Sekt greifen lässt, und ja, ich habe dort auch schon Cargo-Hosen gesehen. Die so Gewandeten alludieren im besten Falle an eine Expedition, im Schlimmsten ein wenig an das Deutsche Westafrika Korps, man gemahnt an Wüstenei und unwegsames Gelände, sie sind der SUV der zur Zeit getragenen Tracht.

Die Regeln der Jeans!

Nun denn: Die Blue Jeans ist das wohl erfolgreichste Kleidungsstück der Welt, und wenn sie eben keine Beulen hat, auch zu einem Sakko zu tragen – kein Zweifel, oder gleich einem Blazer. Zum Segeln gerne oder einem Aperol an der Strandbar. Sonst eigentlich zu gar nix. Rippet Jeans verbieten sich absolut, so man über 25 ist, die knallengen verlangen nach Heavy-Metal-Body, Boot-Cut nach Cowboystiefeln – das sind die Regeln der Jeans!

Die Bundfaltenhose ist auch so ein Unding, darin macht eigentlich niemand „bella figura“, aber auch die scheint den Herren der Schöpfung bedauerlicherweise völlig egal zu sein.

Dass Capri-Hosen nach Capri verlangen, versteht sich wohl von selbst, und die bedauerlicherweise kürzlich in Mode gekommenen leicht zu kurzen Anzughosen haben wenigstens einen nützlichen Erkennungswert: Mittleres Management, einen Vorstand würde man nicht mal im Grabe damit sehen.

Von Etikett zu Etiquette (wer erkennt den Unterschied?): Gerne erinnere ich mich des sozialdemokratischen Industriellen, man hatte sein Geld mit Fertigsuppen verdient, der auf einem 70. Geburtstag im feinen Club an der Alster dem Motto der Einladung „Casual Wear“ gefolgt war – der außer ihm natürlich niemand gefolgt war. Er ließ sich nach Hause fahren und kleidete sich um.

Und das wäre dann auch mein vorsorglicher Lieblingsrat, zu dem ich leider nicht den Mut habe: „Gehen Sie besser nach Hause und kleiden Sie sich um!“

Bis zur Umsetzung unseres Journalismusfinanzierungsdekrets kann unsere Arbeit mittels eines einfachen Klicks auf den „Spenden“-Knopf gleich oben rechts unterstützt werden. Oder mit einem Einkauf in unserem Shop.

 

 

Schreibe einen Kommentar