Eine ornithologische Nachschmeckreportage. Von PR♕-Reporter Prinz Kasimir
Der Frühling läßt ein laues Lüftchen über den Garten des Headquarters (PR♕HQ) wehen. Der Geruch unvorsichtiger Vögelchen steigt in meine Reporternase. Nun ist es an der Zeit, daß ich mich an mein bereits angekündigtes Rechercheprojekt „Wie schmeckt eigentlich Schwanzmeise?“ wage.
Wichtigste Eigenschaft eines investigativen Reporters: Geduld. Ich lege mich unter einem Holunderbusch auf die Lauer, die Sonne brennt gar herrlich auf meinen Pelz, und ich habe alle Zeit der Welt. Netterweise stellen die Prinzessinnen den gefiederten Gesellen immer ein Schälchen Wasser und ein paar Krümel von ihrer letzten Kuchenorgie bereit, das kommt meiner Aufklärungsarbeit entgegen. Ich muß gar nicht lange in meinem Versteck warten, bis die ersten Amseln und Tauben im Anflug sind, um ein paar Krumen aufzulesen. Doch die sollen mich heute nicht interessieren, Tauben sind eh zu fett für meine Galle. Und nur ein nichtroyaler Reporter läßt sich mit gewöhnlichen Rechercheobjekten abspeisen. Ich tue so, als würde ich schlafen, und blinzle nur durch die Augenschlitze. Nach einer geschlagenen Stunde wird meine Ausdauer belohnt: Ein Schwanzmeislein taucht nichtsahnend sein niedliches Schnäbelchen in die Wasserschale. Ich lasse mir meine Aufregung nicht anmerken, nur mein Schwanz wirbelt hin und her, ein Reflex, den ich einfach nicht abstellen kann. Ich bin wie elektrisiert von dem langen wippenden Meisenschwanz und setze an zu einem für meine alten Tage wahrhaft sportlichen Sprung. Bingo, ich hab das Luder erwischt und halte es zwischen meinen Zähnen fest! Doch was ist das? Nicht nur hebt sofort ein nervtötendes Gezeter der Meise und ihrer Familienangehörigen an, auch die bisher lethargisch in ihren Liegestühlen auf der Terrasse bratenden Prinzessinnen fangen plötzlich an zu kreischen. Ich verstehe ja ihre Begeisterung über meinen Scoop, aber muß es gleich immer so laut und hysterisch sein? Von allen Seiten beleidigt das Geschrei meine zarten Ohren. Natürlich halte ich trotzdem an meinem Fang fest. Doch plötzlich trifft mich (zur Belohnung?) ein Stück Erdbeerkuchen unsanft am Kopf, ich will maunzend protestieren ( die Prinzessinnen wissen schließlich genau, daß ich Kuchen nur mit viel Sahne mag!), öffne kurz das Maul, und meine Meise macht sich auf und davon! Zu Forschungszwecken hatte ich nicht gleich zu fest zugebissen, sie konnte also noch fliegen. Was für eine Pleite!
Daher, liebe Leserinnen und Leser, muß ich Sie hinsichtlich meines Rechercheergebnisses weiter vertrösten. Soviel können wir bereits festhalten: Die Gattung der Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) verströmt einen betörend appetitlichen Duft, der irgendwo zwischen Zaunkönig und Flugente changiert. Ich könnte mir sie gut als Carpaccio zubereitet vorstellen.
Die Prinzessinnen aber, die mir diesen Mordscoup versaut haben, weil sie sich nicht ein einziges Mal besonnen zurückhalten können, werde ich nun mindestens zwei Tage mit Nichtbeachtung strafen. Na gut, es sei denn, sie bestechen mich mit dieser delikaten Leberwurstpaste, die sie im Tresor gebunkert haben.