Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (32)

Gehörte nie zur Konferenzenpresse: Hermann L. Gremliza

Gehörte nie zur Konferenzenpresse: Hermann L. Gremliza

Ausgefüllt von konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

 

 

 

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann haben Sie sich zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
1963 in der Tübinger Studentenzeitschrift „Notizen“. Der Name war leicht zu merken: Es war meiner.

2) Wie lautet Ihre Lieblingsschlagzeile?

„Bild“: „Sterben die Deutschen aus?“ Kein schönrer Traum in dieser Zeit.

3) Ihr peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Ich gehörte nie zur Konferenzenpresse.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Auf jeden Fall in keinem Fall. Warum auch sollte er?

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würden Sie sich freuen?

In irgendeinen Himmel kommen nur Gläubige. Leute, auf die ich mich freuen würde, sitzen in der ihnen versprochenen Hölle.

6) Und wem auf Erden würden Sie am liebsten den Stift klauen?

Animiert durch die Bemerkung von Karl Kraus, daß Preise, die der Aufmunterung dienen, „auf sämtlichen Gebieten der Kunst schon so viel Unheil angerichtet haben, während Abschreckungspreise, geknüpft an die Bedingung, nichts dergleichen mehr zu tun, sondern einen nützlichen Beruf zu ergreifen, ein wahrer Segen wären“, habe ich vor 28 Jahren den Karl-Kraus-Preis gestiftet und zweimal verliehen: an Günter Wallraff und an Fritz Raddatz. Keiner von beiden aber wollte sich verpflichten, künftig von der Veröffentlichung eigener Schriften Abstand zu nehmen und die mit der ausgelobten Summe von 30.000 Mark eröffnete Chance zu nutzen, den vom Namensgeber gewiesenen Weg einzuschlagen. Seitdem weiß ich, daß kein Journalist den Beruf herzlicher liebt als der, dem man ihn am liebsten verbieten möchte. Im Fall Wallraff kommt hinzu, daß man den Stift nicht ihm wegnehmen müßte, sondern den Dutzenden Ungenannten, die seine Texte schreiben.

7) Welchen anderen Beruf hätten Sie sich noch vorstellen können?

Radprofi. Ich liebe „Nahrungsergänzungsstoffe“. Leider braucht man für die Alpe d’Huez mehr Talent als für die Zeitung.

8) Ihr/e Wunschinterviewpartner/in?

Florian Silbereisen und Andrea Berg.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Sie ganz alleiniger Chefredakteurkönig wären? Und wie würde sie heißen?

Sie würde nicht, sie heißt, und zwar konkret.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Wieso „wäre“? Gott ist Journalist. Sie erscheint ihrer Gemeinde jeden Abend gegen 22 Uhr und in den Masken von Thomas Roth und Caren Miosga.

Dieser Beitrag wurde am 29. Oktober 2015 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 2 Kommentare

2 Gedanken zu „Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (32)

  1. Etwas enttäuschend. Hätte ich mir witziger vorgestellt. Dass Gremliza von sich selbst begeistert ist und dass er bei Konkret Alleinherrscher ist – das wusste man nun wirklich schon.

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