Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.Heute: Antje Schrupp. Sie ist Journalistin, Bloggerin, Buchautorin und Übersetzerin.
1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Ich glaube, das war Claudia Michels, Lokalreporterin bei der Frankfurter Rundschau. Sie hatte so ein schönes Kürzel: clau. Und war gefühlt überall.
2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
„Es ist ein Mädchen“, in der taz, als Angela Merkel Bundeskanzlerin wurde.
3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Ich habe auf Pressekonferenzen nie etwas Erwähnenswertes erlebt.
4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Mit Meinungsstärke und Leitwolfgetue.
5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Carolin Emcke.
6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Allen. Meine sind schließlich auch immer weg.
7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Jeden. Ich bin aus reinem Zufall Journalistin geworden (Eine Freundin zeigte mir eine Volontariats-Anzeige und sagte: Das wäre doch was für dich. Ich so: Was ist denn ein Volontariat? Sie so: Geh da ruhig mal hin.)
8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Hannah Arendt. An sie hätte ich noch ein paar offene Fragen.
9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Simone Weil sagt, man soll über Probleme erst nachdenken, wenn man sie tatsächlich hat. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie aus Papier wäre.
10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Heutzutage würde sie bloggen.
„Leitwolfgetue“ verstehe ich ja noch, aber „Meinungsstärke“? „Blattstärke“ und „Wäschestärke“ sind mir auch noch geläufig. Oder wird neuerdings die Deutungshoheit mit einer Portion „Meinungsstärke“ aufgepeppt?