Heute haben wir eine verlockende Einladung aus einem befreundeten Adelshaus erhalten, die wir huldvoll prüfen werden (wobei: Prinzessin Svenna hätte außerdem gern noch Karten für das St.-Pauli-Spiel in Duisburg, würde notfalls auch Heimkarten nehmen):
Erhabenste Durchlauchten,
erlaubt mir, Euch einen Teil Eures Reiches ans Herz zu legen, den man vom Himmel nicht sieht, weil immer düstere Wolken ihn verdecken und in dem der Trübsal regiert, auch weil ihr noch nie hier wart und das Land von einer bösen Zauberin und ihren grünen Zwergen streng regiert wird, so dass Spaß ein Wort geworden ist, dessen Bedeutung längst in Vergessenheit geriet. Das Ruhrgebiet fleht Euch an, es zu besuchen. Die Begeisterung der Menschen ist Euch gewiss. Viele Eurer Untertanen haben den ganz Tag nichts zu tun und langweilen sich ganz fürchterlich. Sie wären glücklich, den vorbeireisenden Hoheiten zuzujubeln zu dürfen. Für ein huldvolles Winken wird das Volk brav und treu stundenlang ausharren, um einen kurzen Blick auf die Prinzessinnen werfen zu können.
Wenn die Prinzessinnen dann den Schrecken des Hungers und des Durstes ausgeliefert sind, ist Hilfe rasch eingeleitet: Als das Gerücht umging, die Prinzessinnen würden das Ruhrgebiet besuchen, änderten zahlreiche Hoflieferanten vor lauter Begeisterung ihre Namen: Aus Krombacher wurde König-Pils, aus Rügenwalder Wurst König und aus Absolut Vodka der Ritter von Eickel. Zum Nachtisch wird es natürlich Erdbeeren von westfälischen Feldern geben, die extra für den anstehenden Besuch geplündert wurden. Auch ein Ort, wo die Herrschaft des Nachts ihre Häupter niederlegen können, steht bereit: Schloss Berge in Gelsenkirchen Buer liegt nicht nur einen Reichsapfelwurf vom Stadion der Königsblauen entfernt, sondern verfügt sogar über ein Ketten tragendes, bärtiges Schlossgespenst.
In Gladbeck wurde für Prinzessin Ramona extra eine Fußgängerzone angelegt, in der es nur Schuhgeschäfte gibt – und ein paar Bäckereien, um Brot für die Enten im Schlossteich zu kaufen. Für Prinzessin Marit wurden die Pumpen in den stillgelegten Zechen abgestellt. In wenigen Tagen werden Gelsenkirchen, Herne und Essen in den aufsteigenden Fluten verschwunden sein, so dass sie einen wahrhaft fürstlichen See für ihr geliebtes Wasserballett finden wird. Auch an Kasimir wurde gedacht: Begeisterte Untertanen von Euch sind damit beschäftigt, die Delfine aus dem Duisburger Zoo zu herzhaftem Katzenfutter zu verabeiten.
Ihr seht – alles wartet auf Euer Kommen!
Stefan Laurin
Ruhrbaron
Ich muss mich dem Zwerg Laurin anschliessen. Ich bitte allerdings untertänigst entlang der A40 weiter Richtung Diaspora zu fahren. Eingezwängt zwischen Holländischen Protestanten und niederrheinischen Katholen leben einige einsame unverdrossene Prinzessinnenanhänger die Aufmunterung brauchen.