Ausgefüllt von Jacinta Nandi
Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.
Jacinta Nandi ist in London aufgewachsen und kam mit zwanzig nach Berlin. Sie ist Mitglied der Lesebühne Rakete 2000, schrieb für die taz die Kolumne „Die gute Ausländerin“ und bloggt als superfeministische „Riotmama“ über Deutschland und die Deutschen. Gerade hat sie das Buch „Nichts gegen blasen“ (Ullstein) veröffentlicht
1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Ich war immer so, immer daran interessiert. Als Kind las ich Smash Hits – ist so wie die Bravo, aber für jüngere Kinder – und ich verliebte mich in Mark Frith, wie er schrieb, was er sagte. Später las ich immer Melody Maker und mochte Miranda Sawyer, noch später las ich immer Barbara Ellen in Loaded, so eine Männerzeitschrift. Ich hoffe übrigens, dass ich die Frage richtig verstanden habe? Aber ja, ich verliebte mich immer in sarkastische Journalisten, auch als Kind und Teenager.
2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
Wahrscheinlich würden alle Engländer jetzt dasselbe sagen: FREDDIE STAR ATE MY HAMSTER. Die Boulevardzeitungsschlagzeilen sind immer die besten, sie sind fast Poesie, teilweise.
3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Ich war nicht als Journalistin da, sondern als Moderatorin, und ich sagte Regenschirm statt Schirmherrschaft, und alle lachten.
4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Muss er gerettet werden? Ich finde es okay, dass Journalisten so hartnäckig sind und manchmal unmoralisch. Manchmal finden sie echt geile Sachen raus. Aber sie sollen nicht die Handys von toten Kindern abhören, das finde ich unnötig.
5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Nancy Mitford, obwohl ich natürlich Angst habe, dass wir uns hassen würden.
6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Laurie Penny!
7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Wenn ich groß bin, werde ich die Ehefrau von einem reichen Mann, und ich werde Kinderbücher schreiben und ihn zwingen, sein ganzes Geld an Arme zu spenden.
8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Ich will die Chefin (ich denke, dass es eine Frau ist?) der BVG interviewen und sie fragen, wie sie schlafen kann nachts, seitdem die Geldstrafe 60 Euro geworden ist, sogar für Menschen, die nur vergessen haben, ihr Ticket zu erneuern. Und auch die Sache mit dem Nicht-zurück-fahren-Dürfen. Ich denke, nach zwei Stunden mit mir in einem Zimmer und meinen Logik-Skills und Überzeugungsfähigkeiten, würde sie zugeben, dass man zurück fahren dürfen soll.
9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst? Und wie würde sie heißen?
Ich würde gerne für einen Tag die Bildzeitung leiten.
10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Gott ist eine Frau, und sie ist natürlich eine Bloggerin, oder?