Elefantenrunde

Nebenbei auch unser Kommentar zur Wahl  Flickr-Photo: Sadequl Hussain / Passion Images, 2012

Nebenbei auch unser Kommentar zur Wahl
Flickr-Photo: Sadequl Hussain / Passion Images, 2012

Von PR♕-Filmkritikkritiker Fritz Tietz

Lange habe er sich nicht mehr so geekelt wie bei der Elefantenszene des neuen Sacha-Baron-Cohen-Films „Der Spion und sein Bruder“, erklärte der Autor Frédéric Schwilden in einem Beitrag für die „Welt“. Er sei deshalb zusammen mit seiner Begleiterin Julia rausgegangen aus der Pressevorführung, nicht ohne zugleich registrieren zu müssen, wie sich das übrige Publikum mehrheitlich schier ausschütten wollte vor Lachen angesichts dieser für ihn und Julia so unerträglichen Szene. „Ich glaube,“ glaubte Schwilden hinterher, „wer bei so einem Film lacht, kann kein Mensch sein.“

Ich habe den Film auch gesehen. Und gehörte bei der Elefantenszene zu den Lachern. Wie auch meine Julia zu den Lacherinnen gehörte. Ja, sie lachte nicht nur einfach. Sie lachte, bis sie wackelte, und ich dachte, gleich wird sie von ihrem Wackellachen aus dem Kinosessel gerüttelt, und sie rutscht in den Fußraum runter, wo sie dann, hilflos zwischen Popcornresten und leeren Flaschen liegend, weiterhin so doll lachen muss, dass sie nicht wieder hochkommt, und folglich – das erfinde ich jetzt – den ausgerechnet in unserer Reihe sitzenden und aus dem Kino fliehenden Herrn Schwilden und seiner Julia den Fluchtweg versperrte. Ich aber kann ihr vor Lachen nicht beistehen und nicht aufhelfen, so dass Schwilden und seine Julia wieder umdrehen mussten, um ihr Fluchtglück am anderen Ende der Sitzreihe zu versuchen, und so hat meine Julia möglicherweise dafür gesorgt, dass Schwilden in seinem Artikel warnt: „Wer darüber lacht, hat absolut kein ästhetisches Empfinden. Wer darüber lacht, lacht auch über Mario Barth. Der wirkliche Angriff auf die Werte unserer Gesellschaft geht von Menschen aus, die über so was lachen.“

Über so was lachen? Für alle, die besagte Elefantenszene noch nicht kennen: Zu sehen ist darin, wie sich den Grimbsy-Brüdern Nobby und Sebastian auf der Flucht vor irgendwelchen Verfolgern inmitten einer afrikanischen Einöde überraschend die Vagina einer zufällig dort herumstehenden Elefantin als Versteck anbietet. Tatsächlich können sie so ihre Nachsteller austricksen. Als dann aber die Brüder die Elefantenkuh wieder verlassen wollen, passiert’s: Ein sichtlich erregter Elefantenbulle rückt mit seinem elefantös erigierten Glied an und …

Was, um Pimmels willen, denn daran komisch sein soll? Okay, es ist nur der armselige Versuch einer andeutenden Beschreibung von etwas, das man unbedingt gesehen haben sollte. Nur so wird man die Großartigkeit dieser Szene ermessen können. Nur so kann man auch verstehen, warum Menschen dabei so ablachen müssen wie in diesem Clip (ab Minute 2’10“) zu sehen. Nur so kann man schließlich begreifen, dass der Regisseur Louis Leterrier mit der Elefantenszene Filmgeschichte geschrieben hat und sie fortan in einer Reihe stehen wird mit bedeutenden Momenten wie dem die Treppen hinunterrollenden Kinderwagen in „Panzerkreuzer Potemkin“, dem Duschvorhang in Hitchcocks „Psycho“, der in den Pranken King Kongs zappelnden weißen Ann, dem nach Hause telefonierenden ET …

Nur einer hat diese Dimension nicht erkannt. Frédéric Schwilden. Dümmer kann es wohl kaum laufen, wenn sich ausgerechnet ein Totalreporter (Schwildens Twittername) einmal an einer Filmkritik versucht.

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