Mein ganz persönlicher #Schulzzug

Später wurde es deutlich voller

Später wurde es deutlich voller

Wenn mit Heiko Maas die SPD-Prominenz schon mal zum Wahlkampf in die eigene Heimatstadt kommt, kann es nicht schaden, ihr dabei zuzugucken. Fand unsere Gastprinzessin Robin Patzwaldt. Und ging dann doch früher wieder nach Hause.

Obwohl im ehemaligen SPD-Kernland, also im nördlichen Ruhrgebiet gelegen, sind Besuche von Bundesministern der ehemaligen Arbeiterpartei SPD in meiner Heimatstadt Waltrop selten.
Genauer gesagt kann ich mich eigentlich nur an eine Visite des ehemaligen Kanzlerkandidaten Rudolf Scharpink in der Stadthalle erinnern, und die ist schon gefühlte Ewigkeiten her.

Den Walltroper Wahlkampfauftritt von Bundesminister Heiko Maas, also sozusagen vom kleinen Beiwagen des kurz vor der Entgleisung stehenden Schulzzuges, auf dem örtlichen Marktplatz möchte ich mir dann doch vielleicht nicht entgehen zu lassen. Oder vielleicht doch?
In Erwartung eines vermutlich eher kläglichen Auftritts überwinde ich mich am Dienstagnachmittag tatsächlich und befinde mich nach zehn Minuten Fußmarsch plötzlich vor einer unerwartet großen, geradezu professionell wirkenden Bühne, die sich, wenn ich zuvor gesehenen Fotos glauben kann, hinter den zuletzt in Zeitung und Fernsehen gesehenen aus Bochum oder Recklinghausen nicht zu verstecken braucht.

Die Anzahl der Anwesenden ist zunächst wie erwartet arg überschaubar. Ein paar bekannte Gesichter aus der Lokalpolitik, ein paar Nachbarn sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Mehr nicht. Man kennt sich halt im 30.000-Einwohner-Städtchen.

Dann startet das bei solchen Anlässen wohl auch unvermeidliche Vorprogramm. Lokalpolitiker diskutieren mit ehemaligen Realschülern des Ortes über das Schulsystem.
Das will ich eigentlich nicht hören.
Derweil verteilen ein paar Waltroper Jusos zuvor zurechtgelegte Klatschpappen und Mini-Schulz-Plakate. Ich lehne beides dankend ab, bin ja seit meinem 30. Geburtstag nicht einmal mehr ein Wähler der ehemaligen Volkspartei, trotz langer sozialdemokratischer Familientradition.

Nun wird es spannend, der örtliche SPD-Chef ergreift das Mikro. Und bittet dann doch bloß alle Anwesenden, etwas weiter vor der Bühne zusammenzurücken, damit das Bild für den zu erwartenden Ehrengast von der Bühne aus etwas freundlicher aussieht. Manche folgen. Ich bleibe lieber im Hintergrund der Szenerie stehen.

Ein bedrohlich wirkender Regenschauer zieht auf. Kurze Zeit später verlassen die ersten Zuschauer leicht durchnässt den noch auf den Höhepunkt wartenden Wahlkampfmarktplatz.
Eine Stunde später läuft af der Bühne noch immer das Vorprogramm. Und am Himmel ziehen die nächsten Regenwolken auf. Jetzt habe auch ich genug. Bundesminister Heiko Maas ist mir dann doch nicht sooo wichtig.

Die SPD wird auch ohne mein Zutun die verbliebenen anwesenden Ortsverbands-Mitglieder überzeugen. Zu mehr wird es an diesem Nachmittag in Anbetracht der sich bereits leerenden Reihen heute eh nicht mehr reichen. War trotzdem irgendwie eine nette Erfahrung in der Ruhrgebiets-Provinz heute, wann kommt schon mal ein Bundesminister auf den Marktplatz des eigenen Wohnortes. Vielleicht mache ich das dann, wenn mal wieder einer vorbeikommt, in ein paar Jahren, mal wieder…

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