Deutschland schnappatmet in royaler Kate-und-William-Verzückung. Die Presse überschlägt sich. Sondersendungen ohne Inhalt, aber mit Kronen-Logo flimmern stundenlang über Millionenbildschirme. Dabei gibt es nur eine einzige wahre Berichterstattung unter dem Label der Krone. Hautnah, ehrlich, mit Contenance berichtet Gastprinzessin Sarah Hinney vom herzöglichen Besuch in Heidelberg. Denn jene Bilder, die das Paar erst auf dem Marktplatz und anschließend bei ihrer etwa drei Minuten dauernden Ruderpartie zeigen, präsentieren nur einen winzigen Ausschnitt dessen, was in Heidelberg heute wirklich wichtig war.
Hier. Auf diesem Stückchen Fluss ruderte das Paar heute vor tausenden von Zuschauern, die rechts und links das Ufer säumten. Dieser exklusive Blick blieb dem gemeinen Volk selbstverständlich verwehrt. Die Brücke war über Stunden gesperrt. Prinzessinnenreporter waren deshalb bereits gestern investigativ vor Ort, um auch diesen besonderen Blickwinkel auf das entzückende Paar möglich zu machen. Nice.
Die Heidelberger Geschäftsleute sind nie verlegen, wenn es um pfiffige Ideen geht. Zahlreiche großartige Produkte mit irgendeinem Englandbezug (im Zweifelsfall Fahne halt) wurden beim deutsch-britischen Markt auf dem Marktplatz präsentiert. Echte Highlights in Sachen Originalität gab es aber wie so oft abseits des Mainstream: Auf den ersten Blick sieht dieses Kartoffelbrot aus wie ein ganz normales Kartoffelbrot. Und nicht nur das. Auch der zweite Blick zeigt, dass es sich um eine ganz normales Kartoffelbrot handelt. Britisches Understatement par excellence. What a great idea!
Bei all dem Freudentaumel über den britischen Besuch: Die Veranstaltung hatte auch Schattenseiten, die viele Medien wieder einmal bewusst verschweigen werden.
Während sich tausende Menschen am Flussufer verhalten in Ekstase applaudierten, blieb der – zugegebene recht kleine – schwarze Block kurz vor der Polizeiabsperrung fast gänzlich unbemerkt. Nur einem mutigen Passanten ist es zu verdanken, dass die Lage nicht gänzlich eskalierte. Beherzt lieft er – trotz Regen – auf die Straße, hob den Block auf und steckte ihn unauffällig ein. Well done.
Diese kritische Szene ist aber nicht das einzige Beispiel dafür, dass nicht nur in Sachen Sicherheit unverzeihliche Fehler gemacht wurden. Fakt ist: Auch bei der Planung der Veranstaltung ist es bereits im Vorfeld zu eklatanten Fehlentscheidungen gekommen. Wir treffen den kleinen Amadeus (11) zu Hause (wir verzichten aus Gründen des Anstands auf die Veröffentlichung des Fotos.) Bitterlich weinend sitzt er an seinem Schreibtisch, an dem er sonst fleißig für die Schule lernt.
Was ist geschehen? Zwei Wochen lang hatte sich der Bub darauf gefreut, dass er durch die umfänglichen Straßensperrungen heute nicht von der Schule nach Hause kommen und so den gesamten Nachmittag im örtlichen Elektrofachmarkt verbringen kann, um endlich ein einziges Mal ungestört stundenlang Clash Royal zu daddeln.
Vor zwei Tagen ist dieser Traum geplatzt wie eine rosafarbene Seifenblase. Schulfrei! Alle Kinder mussten zwei Stunden früher nach Hause. Ein organisatorisches Desaster zum Leidwesen hunderter Kinder. Diese Dinge müssen dringend aufgearbeitet werden. Eine offizielle Stellungnahme wird aber frühestens Montag erwartet.
Abschließend zu den wesentlichen Dingen. Kate trug auf dem Marktplatz gelb und beim Rudern blau. (Symbolbild).
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