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Was Qualitätsleser von Nichtqualitäts-Lesern unterscheidet

Qualitäts-Hoodie für Qualitäts-LeserAnhand der Aufregung um einen angeblichen Toten am Lageso kann man sehr schön den Unterschied zwischen Qualitätslesern und Nichtqualitäts-Lesern erklären. Und deswegen tun wir das jetzt auch:

DIE QUALITÄTSLESER

1. Qualitätsleser wissen, dass guter Journalismus Zeit braucht – denn Fakten sind nicht immer das, was auf Facebook oder Twitter am lautesten herausgeschrien wird.

2. Qualitätsleser wissen auch, dass das Beamen noch nicht erfunden wurde und es deswegen eine gewisse Zeit dauert, bis Journalisten vor Ort sein können. Oder telefonisch alle Fakten eingesammelt haben.

3. Qualitätsleser wissen überdies, dass die Fakten in den irgendwann fertigen, gründlich recherchierten Artikeln nicht notwendigerweise mit ihrem Weltbild übereinstimmen.

4. Das macht ihnen aber nichts aus, weil die Welt eben kompliziert ist.

5. Dafür lieben wir sie.

DIE NICHTQUALITÄTS-LESER

1. Nichtqualitäts-Leser (egal, ob sie politisch links oder rechts sind) erwarten von Zeitungen unverzügliche Berichterstattung (und dass sie genau das schreiben, was sie, die Nichtqualitäts-Leser, lesen wollen, aber das ist eine andere Geschichte.

2. Unverzüglich bedeutet: Fünf Minuten nach Bekanntwerden eines Ereignisses, spätestens.

3. Und da ist es egal, ob sich das Ereignis mitten in einer Einöde ohne Nahverkehrsanbindung abspielt oder in einer Stadt , FÜNF!!!11! MINUTEN!

4. Korrigiere: DREI!!11! MINUTEN, wenn es um ein Thema geht, das dem Nichtqualitäts-Leser am Herzen liegt.

5. Denn, das weiß ja nun jeder, Ereignisse können nur dann als stattgefunden gelten, wenn sie in der Zeitung stehen. Wobei:

6. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass Nichtqualitäts-Leser nur deswegen auf schnelle Berichterstattung drängen, weil sie es einfach bloß in den Kommentarspalten nunja, kommentieren wollen. Ausdauernd.

7. Die Quintessenz ihrer Kommentare lautet übrigens immer „Lügenpresse!“.

von Prinzessinnenreporterin Elke Wittich