Exklusiv bei Prinzessinnenreporter: Wolfgang Wendland, Sänger der Punk-Band Die Kassierer, will Oberbürgermeister von Bochum werden. Stefan Laurin, einer seiner Wahlkampfmanager sowie Vorsitzender und einziges Mitglied der Initiative „Bürger für Wolfgang Wendland“ öffnet für uns sein geheimes Tagebuch und lässt Prinzessinnen und Untertanencrowd in den nächsten Wochen an Erfolgsstrategien und Gedanken des großen Kandidaten teilhaben. Heute: Das Geschenk!
Liebes Tagebuch,
waren wir alle aufgeregt. Wolfgang war auf einer Diskussionsveranstaltung beim Bochumer Stadtjugendring im Falkenheim. Was ein Falkenheim ist, muss ich Dir glaube ich kurz erklären: Ein Falkenheim ist ein Jugendzentrum der Falken und in den Falken sind die ganz, ganz kleinen Sozialdemokraten. Später gehen sie dann in die Jusos und wenn sie endlich ihren Job beim Ordnungsamt oder der Stadtsparkassen haben, müssen sie in die SPD für Erwachsene und dürfen keinen Unfug mehr treiben!
Wie Du Dir sicher denken kannst, ging es bei der Veranstaltung um Jugendliche und Wolfgang hatte sich extra eine Jeansjacke angezogen, um flott und jugendlich zu wirken, aber dass war überflüssig. Mit seinen gerade einmal 52 Jahren war er nicht der Älteste im Raum, denn da saßen vor allem Sozialarbeiter die jung waren, als es noch die Sowjetunion gab. Und nein, auch grau sehen lange Haare schnell ungepflegt aus. Alle außer SPD-Kandidat Thomas Eiskirch und der Frau von den Grünen haben dann die Stadt kritisiert, auch Wolfgang. Der sagte, dass man mal mit den Jugendlichen reden müsste und fragen, was sie wollen. Das fand natürlich niemand im Publikum gut, weil, von was sollten die auch alle leben, wenn die Kids selbst ihr Ding machen? Kann man ja auch verstehen.
Dem SPD-Mann hat das nicht gefallen, das alle bis auf die Grüne nur herumgemäkelt haben. Er wolle Leute die „Mitmachen statt mitmeckern“ hat er gesagt. Klar, wäre ja auch blöd mal nachzufragen warum Bochum pleite und kaputt ist. Wolfgang hat das dann erklärt: „Weil seit 70 Jahren in Bochum die SPD gewählt wird, geht es der Stadt nicht nur schlecht, es gibt auch keine Hoffnung mehr!“
Irgendwann waren dann doch noch Jugendliche da. Natürlich keine leibhaftigen. Es gab ein Video. In dem haben Jugendliche Fragen vorgelesen, die Jugendliche gestellt haben. Ja, liebes Tagebuch, das kann man spannender machen, aber wir sind hier in Bochum, da mag man es eher unspannend. Als eine junge Frau auf der Leinwand wissen wollte, wie der Nahverkehr besser werden könnte schlug Wolfgang vor, die ganzen Nahverkehrsunternehmen, wir haben hier mehr als ein Dutzend, zu einem großen zusammen zu legen. Eiskirch gefiel das nicht. Klar, da wären ja die Jobs seiner Parteifreunde weg und viele von denen haben ja wie er nix gelernt und was sollen die dann machen: Bierflaschen sammeln? Und wenn die Grünen Bier verbieten? Also besser mal nichts ändern.
Irgendwann mussten dann alle Kandidaten sagen, für welchen Fußballverein sie sind. Das war auch nicht aufregend, denn alle schworen, dass sie schon Jahre vor ihrer Geburt Fans vom VfL-Bochum waren, ihre Eltern sie auf dem Rasen während eines Pokalspiels gezeugt hätten und sie davon träumten, unter den Fliesen in der Umkleidekabine begraben zu werden. Natürlich noch nicht jetzt, erst wenn sie Tod sind. Wolfgang hat dann gesagt, dass er nicht im Stadion gezeugt wurde und er sich nicht für Fußball interessiert. Damit hat er Geschichte geschrieben: Sowas hat sich seit dem Ende der Dinosaurier kein OB-Kandidat im Ruhrgebiet getraut zu sagen.
Stefan Laurin, Ruhrbaron
Der Autor ist Vorsitzender und einziges Mitglied der Initiative Bürger für Wolfgang Wendland