Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (41)

Wer das liest, lebt länger: Günther Willen mit einem seiner Bestseller

Wer das liest, lebt länger: Günther Willen mit einem seiner Bestseller

Ausgefüllt von Günther Willen

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Günther Willen (Jg. 1954). Mit der „Münsterländischen Tageszeitung“ groß geworden. War freier Werbetexter in Hamburg und fester Redakteur beim Humormagazin „Kowalski“, lebt und arbeitet seit 1994 als Autor und Bibliothekar in Oldenburg i.O. Letzte Buchveröffentlichung: „Füße hoch, das Niveau steigt“ (Heyne 2013).


1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Ach, ich konnte mir Namen noch nie gut merken, hatte aber schon immer eine Schwäche für originelle Anzeigen in Zeitschriften oder Zeitungen, und wenn mir eine Werbung besonders gut gefiel oder verblüffte, dann habe ich das Blatt gedreht, um zu schauen, welcher Agenturname da am Rande steht. Die erste Werbung in den Printmedien, die mich begeisterte, war die Jägermeister-Reklame, die von der Düsseldorfer Agentur GGK in den Siebzigern ausklamüsert wurde („Ich trinke Jägermeister, weil …“). Und ich dachte, das will ich auch mal machen, Werbetexter und so.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
Ganz klar: „Lottozahlen immer blöder!“ – War mal eine balkendicke Schlagzeile in der „Bildzeitung“ auf Seite eins, wahrscheinlich 80er Jahre. Fand ich einfach elektrisierend; hab leider vergessen, welche Gewinnzahlen damals bei 6 aus 49 gezogen worden sind, wahrscheinlich 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder so ähnlich. Jedenfalls war „Lottozahlen immer blöder!“ auch der Arbeitstitel meines Buches über Umfragen und wissenschaftliche Studienergebnisse (Ami-Forscher!), wofür ich jahrelang Zeitungsmeldungen gesammelte hatte, doch am Ende trug das Lexikon für alle Lebenslagen den schlichten Titel „Wer das liest, lebt länger“ (Scherz Verlag 2003). Genau.

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
War noch nie auf einer Pressekonferenz. Ist damit eigentlich Häppchenjournalismus gemeint?

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Mit Bezahlschranken oder wenn Magazine plötzlich „Barbara“ heißen.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Auf die drei Tenöre: Ross Thomas, Hunter S. Thompson, Horst Tomayer.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Ich ziehe es vor, mir in diesem Fall eine Meinung zu versagen. Und außerdem: Wer schreibt denn noch mit einem Stift?

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Es ist offensichtlich: Schreiben (Autor) und Lesen (Bibliothekar) ist genau mein Ding. Aber Zitronenfalter wäre auch ein schöner Beruf.

8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Homer Simpson („Das Internet? Gibt’s diesen Blödsinn immer noch?“)

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?
Aufklärerisch wie „The Guardian“, unabhängig wie „Der Postillon“, aktuell wie „Das Altpapier“, sachlich-elegant wie die „NZZ“ und lustig wie „Welt im Spiegel“ (WimS). Kurz: Eine Mischung aus Tiger und Ente. Vorbild für Aufmachung und Layout wäre das tolle Berliner Fanzine „Ich und mein Staubsauger“, das es Mitte bis Ende der 80er gab. Ach ja: Die kostenlose Zeitung würde „Revolverblatt“ heißen.

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Weiß der Himmel, aber ich tippe auf „konkret“. Hatte erst Gottschalk gelesen, aber dass Thea Gottschalk schreiben können sollte, übersteigt meine Vorstellungskraft. Puh, Glück gehabt.

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