Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (44)

Ist Gott Arbeiterklasse? Daniel Kulla mit Prinzessinnenmütze

Ist Gott Arbeiterklasse? Daniel Kulla mit Prinzessinnenmütze

Ausgefüllt von Daniel Kulla

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.

Daniel „classless“ Kulla wuchs im Osten fernab von Bürgertum und Aristokratie auf, bewegt sich heute zwischen Wanderprediger, Berufsrevolutionär, Naturphilosoph und Pausenclown, macht Musik mit istari Lasterfahrer (Clastah, Sozialistischer Plattenbau), Björn Peng, Egotronic u.a., schreibt („Der Phrasenprüfer“, „Entschwörungstheorie“, „Leben im Rausch“), übersetzt („Sin Patrón“, „Wir sind ein Bild aus der Zukunft“), bloggt (classless.org), hält Vorträge („Lust, Rausch & Zweifel“) und tanzt auf der Bühne herum. War mal kurzzeitig Chefredakteur einer sachsenweiten Schülerzeitung und hält seitdem lieber Sicherheitsabstand zum journalistischen Betrieb.

 

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Als erstes hab ich mir Namen von Radiojournalisten und -moderatoren bei DT64 gemerkt (und mittlerweile längst wieder vergessen), weil sie wenigstens versuchten, die Welt des HipHop und all der ganzen anderen aufregenden, abstrakten und verrückten Musik in dieses seltsame Land zu übertragen, in dem ich da aufgewachsen bin.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

„Rot-Grün im Anflug“ (Jungle-World zum Kosovo-Krieg)

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Das Gedächtnis liefert keinen Eintrag.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Gegenfrage: wovor? Welche Monster wollen ihn fressen? Geht es um die Berufsgruppe, so hilft wohl das, was allen Werktätigen hilft: sich zusammentun, Klassenkampf. Geht es um die politische Einflußmöglichkeit, hilft wohl das, was dann meistens überhaupt hilft, wenn überhaupt irgendwas hilft: sich zusammentun, Klassenkampf. Geht’s darüber hinaus um sprachliche Qualität, gründliche Recherche und gedankliche Tiefe – nun: besser machen, Vorbild, mühsam, Eichhörnchen usw.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Wenn es einen Himmel gäbe und Marx trotzdem zugelassen wäre und wenn Marx in den Journalisten-Himmel zugelassen wäre – und wenn es dort diese starken Zigarren von damals gäbe …

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Oh nein – keine Stifte klauen!

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Kosmonaut, Fernaufklärer bei der NVA – ab 1990 hatte ich keine Berufswünsche mehr.

8.) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?

Michelle Thaller von der NASA.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?

Sowas wie mein Blog? Inkognito betriebene und noch zu betreibende Projekte verrate ich hier aber nicht. Ätsch!

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Ich kann mich da immer so schlecht reinversetzen … Wenn sie Acid nähme, würde sie dann Menschen sehen? Glaubt sie eigentlich, wir hätten das Universum erschaffen? Ist sie eigentlich Arbeiterklasse? Und neigt sie, Mensch bewahre!, ideologisch zur Gegenüberstellung von schöpfendem Kapital und rupfendem? Bevor sie bei uns mitmacht, braucht sie vielleicht erstmal einen überzeugenden Menschenbeweis.

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