Militärputsch in Deutschland!- Prinzessinnen vor Ort!

Militärputsch! In Deutschland!

Oder so beinah jedenfalls… aber von vorne: Ein Blogger  namens Jürgen Elsässer forderte gestern die deutschen Soldaten auf, die deutschen Grenzen gegen den undeutschen Flüchtlingszustrom zu schützen. Wörtlich klang das so:  Die Entscheidung der Bundeskanzlerin zur Grenzöffnung ist Hochverrat. Eine Regierungschefin hat nicht das Recht, Volk und Staat zu zerstören. Soldaten der Bundeswehr! (…) In der aktuellen Situation droht jedoch akute Gefahr für das Volk und den Staat, denen Ihr Treue geschworen hat. Mit der kürzlichen Entscheidung der Bundeskanzlerin zur bedingungslosen Öffnung unserer Grenzen wird die Existenz beider aufs Spiel gesetzt (…) Das heißt: Wir befinden uns bereits im Notstand. (…) In dieser Situation kommt es auf Euch an, Soldaten der Bundeswehr: Erfüllt Euren Schwur und schützt das deutsche Volk und die freiheitliche Ordnung! Besetzt die Grenzstationen, vor allem die Grenzbahnhöfe, und schließt alle möglichen Übergänge vor allem von Süden. Wartet nicht auf Befehle von oben! Diskutiert die Lage mit Euren Kameraden und werdet selbst aktiv! Nur Ihr habt jetzt noch die Machtmittel, die von der Kanzlerin befohlene Selbstzerstörung zu stoppen. Euer Motto sei (…) “Deutschland muss Deutschland bleiben”!

Da wir Prinzessinnenreporter ja an aktuellen Entwicklungen und brenzligen Geschichten immer sehr interessiert sind und auch unsere Qualitäts-Leser und Qualitäts-Trittbrettfahrer auf dem Laufenden halten wollen, machte sich  Prinzessin Ramona Ambs umgehend auf den Weg zu einer Nachspürreportage von den Grenzstationen der Republik,  um zu sehen, wie viele tapfere Soldaten dem Befehl des großen Militärputschaufrufers gefolgt sind und was sie über die derzeitige Lage denken. Außerdem kann es nicht schaden, den Zustand der Bundeswehr zu inspizieren, schließlich weiß  man ja nie …-und falls sich der Journalismus eines Tages als nur mit Waffengewalt zu retten erweist, will man ja vorbereitet sein!
Aber dann…:

Die meisten Grenzbahnhöfe waren bundeswehrtechnisch verwaist. Ein paar einzelne Polizisten waren zu sehen, ein paar Helfer, ein paar Flüchtlinge und ein paar Touristen. Niemand von ihnen hatte einen Soldaten gesehen. Mit meinen neuen Schuhen, wundervollen rosafarbenen Pumps mit leichter Glitzerapplikation,  schritt ich jedoch unverdrossen die weiten Wege ab. Es musste doch irgendwo ein getreuer Soldat zu finden sein, dem sein Gelöbnis wichtig war. Doch wohin ich auch kam: gähnende Leere.

Erst gegen Abend gelange ich zum letzten Punkt auf meiner Grenzstationenliste: nämlich nach Wegscheid in Niederbayern. Am dortigen ehemaligen Grenzposten erblicke ich endlich einen Soldaten, der auf dem Boden sitzt, am Grenzzaun lehnend und auf sein Handy starrt.

“Hallo. Sind Sie wegen des Aufrufs von diesem Blogger hier?“

„Ja, also isch bin wege dem Staatsstreich do, der Jürschä hot mir gemailt, isch soll do hi kumme, aber sunsch isch kenner kumme. Isch hab misch do hie gesetzt, weil der jo gschribbe hot, mir solle die Grenzstation besetzte, aber isch weeß aaa nit… Und mein Scheiß-Akku isch alle.“

Anklagend hält er mir sein Handy entgegen.

Ich nicke verständnisvoll. Leere Handyakkus sind ein Grundübel und werden nach der Revolution verboten sein. Ich setze mich neben ihn, und frage, woher er kommt.

„Isch bin aus Hesse. Isch bin hait morsche losgfahre und will hier mein Vaterland verteidischä!“

„Sie halten den Aufruf von Jürgen Elsässer also für gerechtfertigt?“

„Ey, sischer!“

„Aber Sie sind ganz alleine hier. Was machen Sie denn, wenn keiner mehr kommt?“

„Ausharre!“

„Wie lange?“

„haaa, bis eener kummt!“

Ich bin beeindruckt. Das ist echte soldatische Treue. An einem einsamen Grenzpfosten ausharren ohne Handyakku und ohne Möglichkeit weiter Befehle zu empfangen. Ein bisschen erinnert er mich an Leutnant Onoda Hiro,  den letzten japanischen Soldaten, für den der zweite Weltkrieg noch bis 1974 ging…

Ich stehe auf, verneige mich huldvoll und verabschiede mich höflich.
Die Sache mit dem Militärputsch ist damit wohl vorerst vom Tisch.
Aber wir bleiben dran und informieren weiter, falls sich die militärische Lage doch noch verschärfen sollte…

Dieser Beitrag wurde am 15. September 2015 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 1 Kommentar

Ein Gedanke zu „Militärputsch in Deutschland!- Prinzessinnen vor Ort!

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