Black Mirror Staffel 4 – Woher kommt der Hass?

Eine Erklärung von Gastprinzessin Malte Mackenrodt.

Episode 1 „USS Callister“:

Der Weltraum, unendliche Weiten. Diese Folge will gleich zu Beginn jeden Star Trek Fan abholen, um ihn direkt zu beleidigen. Der Zuschauer lernt viel über die unendlichen Gefahren der Virtual Reality und was Schlimmes passieren kann, wenn ein verhaltensgestörter Spieleentwickler, ein von Minderwertigkeitskomplexen getriebener Bösewicht sich eine eigene Welt zurechtschnitzt und in dieser enterprisischen Parallelvirtualität seine (immerhin gut aussehenden) Arbeitskolleg_Innen versklavt. Zum Glück gibt es eine F I R E W A L L, die uns vor weiterem Unheil und weiterer Lauflänge dieser Folge rettet. Ein ganz mieser Start.

Episode 2 „Arkangel“:

Es geht aber noch viel schlimmer. Helikoptermütter, sie sind die Hölle, wir alle wissen es. Aber wie krass wäre es denn bitte, wenn dieser alles behütende elterliche Wahnsinn technologisiert würde – sagen wir mit einem Neuro-Implantat, welches der Mutter eine Liveschalte durch die Augen der eigenen Tochter ermöglicht und noch dazu über einen Rückkanal die Kortikoid- und somit Stress verursachenden Erlebnisse und Sinneseindrücke der Tochter filtert? Wir ahnen, dass Kinder nicht immer nur in Watte gepackt werden sollten. Weil sowas von sowas kommt, kokst und fickt die Tochter dann später im Alter von 15 Jahren. Ja, diese Folge will zum Nachdenken anregen, Jodie (Panic Room) Foster führte Regie. Mich hat sie zum Kotzen angeregt.

Episode 3 „Crocodile“:

Hier ist höchstens die verschneite Landschaft schön. Der Rest ist ein Trauerspiel aus purer Vorhersagbarkeit und der banaltragischen Mischung aus schlechtem Gewissen und einer darauf aufsetzenden Verzweiflungsmordserie. Gut, dass die eifrige Versicherungsermittlerin, die einen Schadensfall mit einem automatisiert fahrenden Pizzabus zu klären versucht, einen putzigen „Recaller“ in der Versicherungsvertretertasche hat. Der visualisiert nämlich die Erinnerungsfragmente einzelner Beteiligter und kann so den Fall klären. Denn Technik kann auch Ermittlungshilfe leisten, dennoch ist Technik natürlich immer skeptisch zu betrachten, das weiß der Black Mirror Fan. Zum Schluss kommt die Polizei und alles ist wieder gut. Gut? Nein.

Episode 4 „Hang the DJ“:

Was passiert, wenn alle nur noch entfremdet sind, wie sehr wird die Liebe geschrottet, wenn ein furchtbarer Algorithmus über die SCHÖNSTE SACHE DER WELT bestimmt? Hat da schon mal jemand drüber nachgedacht? Nein?!? Der technologiekritische moralische Zeigefinger wird in diese offene Wunde der Generation Tinder gelegt – das wurde ja auch mal Zeit. Ein zähes Stück Scheiße, diese Folge. Immerhin ficken ein paar durchtrainierte Schauspielerkörper miteinander und die Möblierung der Fickzimmer ist halbwegs geschmackvoll. Aber am Ende – Der immer allerschlechteste Finishing-Move in jedem Film: Es war alles nur ein Traum, nein Quatsch, ist ja Black Mirror…Es war alles nur eine Simulation, gegen die man rebelliert hat.

Episode 5 „Metalhead“:

Die allerschlimmste von allen. Kommt im arty-edgy Schwarz-Weiß-Look daher. Das klassische, also übelst langweilige postapokalyptische Setting, unsere ehemals schöne Menschenwelt nach dem Sieg der unkontrollierbaren Roboter über erstere. Ein Metallkampfhund jagt eine schwerst nervige und mit schwachen Sätzen ausgestattete Hauptdarstellerin, die sich mit einer Schrotflinte und einem edlen Land Rover Vogue (ja, wir sind in England) zu retten versucht. Den aussichtlosen Kampf gegen die Maschinen aber verliert. Irgendwann zähle ich mal nach, wie oft sie „Scheiße!“ (es wird brenzlig) und „Komm schon!“ (sie kommt an irgendwas nicht ran, der Wagen springt nicht an, die Tür geht nicht auf blablabla) sagt. Es dürfte mehr als hundert Mal sein. Absolute Absturzfolge tbh.

Episode 6

„Black Museum“: Die einzig halbwegs ertragbare. Nur deshalb halbwegs ertragbar, weil sich die Protagonistin brutal rächt, das gefiel mir. Und das mal ausnahmsweise nicht komplett vorhersehbar war.
Ist aber auch nur eine 5 von 10. Höchstens.
Tja, Freunde, wie Ihr seht, habe ich diese Strapazen auf mich genommen, damit Ihr das nicht mehr tun müsst. Das ging aber auch nur, weil ich erkältet auf der Couch lag. Kann weg.

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Dieser Beitrag wurde auf 5. Januar 2018 veröffentlicht und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.