Von Gastprinzessin Sarah Hinney
Es ist ein rabenschwarzer Tag für den süddeutschen Onlinejournalismus. Es ist vollkommen gleichgültig, wie viele lesenswerte Artikel heute von fleißigen Onlineredakteuren hätten veröffentlicht werden können – all die schönen Worte wurden weggespült von garstig braunen Regenmassen. Regenmassen in Kellern, auf Straßen, in Flussbetten und Bachläufen.
Nun ist Regen an sich vielleicht nicht ungewöhnlich, wenn man in Norddeutschland wohnt oder in Münster, Recklinghausen oder Meinerzhagen. Aber in Heidelberg ist Regen Ende Mai höchst unanständig. In Heidelberg duldet man im Mai maximal ein kurzes, heftiges, romantisches Sommergewitter, stellt sich rasch unter oder genießt die kurze Abkühlung, kauft danach ein Eis und schlendert anschließend weiter durch die Sonne, die dampfend die Straßen trocknet. In Heidelberg radelt man im Mai durch Erdbeerfelder und nicht durch Schlamm. Letzteres tut man vielleicht mal im Herbst. Im Oktober darf beispielsweise auch durchaus die Heidelberger Altstadt überflutet werden, da ist man drauf eingerichtet. Aber eben nicht im Mai. Im Mai schreiben süddeutsche Onlineredakteure deshalb normalerweise auch besonders schöne und kluge Artikel. Weil die Menschen so sommererdbeerglücklich sind, dass sie Zeit und Muße haben, all das Schöne und Kluge zu lesen.
Keinesfalls möchten Onlineredakteure im Mai in rosa Ballerinas knöcheltief in Überschwemmungen stehen. Und noch viel weniger möchten Sie dabei von japanischen Heidelberg-Touristen fotografiert werden.
Und am allerwenigsten möchten jene Onlineredakteure in den vollkommen ruinierten Schuhen für ein scheußlich verwackeltes Handyvideo von einem Fluss, der eine Straße überschwemmt, mehr Aufmerksamkeit erhalten, als für all die klugen Worte, die jener Onlineredakteur hätte schreiben können, wenn er nicht wegen dieses scheußlichen Regens knöcheltief durch Überschwemmungen hätte waten müssen.
Und deshalb ist jetzt Schluss.
Hiermit verfügen wir Sonne.
Nun, wollen wir es beim Namen nennen: Es war nicht nur ein schwarzer Tag für den Onlinedingsbums. Die indigene Bevölkerung wurde weitgehend von jeder Form des Dingsbums ausgenommen. Die Print- wie die Glotzmedien waren ebenfalls vom Unglück so sehr überflutet worden, dass ihnen das Wasser in Objektive und Mikrofone geflossen sein muss. Aber wehe, eine Thronfolgerin oder ein Infant wäre der Sintflut zum Opfer gefallen, da hätte man sich vor Sondersendungen kaum retten können. Aber ein paar namenlose Tote des Dritten Standes verdienen keine Aufmerksamkeit, obwohl der Dritte Stand die Portemonnaien der Intendanten und Direktoren füllt – bis zum Überlaufen sozusagen.