Chaotisieren Sie Ihr Hotelzimmer – für die Menschen!

Deutsche Ordnung gefährdet Arbeitsplätze, findet Gastprinzessin Sebastian Bartoschek. Und hat deswegen eine Anleitung geschrieben, wie Jobs sichernde Hotelzimnmer-Verwüstung geht.

Der Markt regelt. Leider nicht alles, aber eben doch viel. Und das ist gut so. Denn jeder von uns ist der Markt. So können wir dann auch etwas dazu beitragen, dass auch Arbeitsplätze für diejenigen erhalten bleiben, die nicht an die Fleischtöpfe der Gesellschaft gelangen können. Wer öfters unterwegs ist, sei es privat, oder beruflich, der kennt eben jene Teilmenge dieser Personengruppe, die Hotelzimmer auf Vorderfrau und Vordermann bringt. Oft sind es Frauen mit unlängst erfolgter Migration, die sich mit dem Saubermachen von Hotelzimmern ihren (bedauerlicherweise viel zu) bescheidenen Lebensstandard verdienen.

Und doch: viele sägen an diesen, ohnehin eher prekären, Arbeitsplätzen – und zwar durch deutsche Tugenden wie Ordentlichkeit und Sauberkeit. Dabei gilt doch: je weniger Arbeit zu tun ist, desto weniger Arbeitnehmer werden gebraucht.
Schaffen wir also Arbeit. Durchbrechen wir die Fesseln unserer ökonomiefeindlichen Erziehung.

Dabei ist es ganz einfach. Betreten wir unser Hotelzimmer erstmals sieht es so aus:

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Unser Ziel muss nun sein, das Hotelzimmer weitestmöglich von diesem Ausgangsstatus zu entfernen.

Gleichwohl: Eigennutz geht vor Gemeinnutz. Verwüsteten wir rockstargleich das Zimmer erhielten wir irgendwann immer weniger Hotelzimmer zur Buchung, und, je nach, Landstrich – beware Schwabenländle! – vielleicht sogar Ärger mit der Polizei. Die Beschäftigung der Polizei wiederum unterliegt nur eingeschränkt Marktmechanismen, es macht also keinen Sinn hier tätig zu werden – dies ist die Aufgabe von Automobilkonzernvorständen!

Es geht darum, ein Zimmer zu chaotisieren, ohne hierfür rechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Fangen wir an. Der erste Schritt ist so einfach und wird doch von den meisten Hotelbesuchern sträflich vergessen.

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Benutzen Sie die Badewanne. Samt Badezusätzen. Und, um Gottes Willen, spülen Sie danach nicht den Schaum mit der Handdusche weg. Ziel ist hier zum einen die Bildung von Schmutz- und Schaumrändern, zum anderen die Notwendigkeit der Überprüfung der Duschzusatzvorräte. Profis bürsten dann noch über der Wanne die Haare, und entfernen selbstredend die in die Wanne gefallenen Haare nicht.

Weiter geht´s im Bad. Man kann entweder ein Öko sein, oder Menschen mögen. Aber nicht beides. Ökos nutzen ihre Handtücher so lange es geht, wir jedoch machen dies:

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Handtücher gehören zerknüllt auf den Boden. Immer. Alle.
Egal, ob gebraucht oder nicht. Ein Handtuch, das nicht auf dem Boden liegt, muss niemand aufheben, niemand muss es zur Wäscherei bringen, niemand muss es in die Waschmaschine geben, aus dieser entfernen, wieder falten, wieder in Zimmern gefaltet hinterlegen. Eigentlich logisch. Also: wer Menschen liebt, zerknüllt! Dasselbe geht natürlich auch für die Hotelbadseife. Nicht nur einpacken, sondern auspacken, und idealerweise die Seifepackung neben den Badezimmermüll legen; für aggressives Schmeißen wiederum gibt es keine Notwendigkeit – wir nehmen hier am Wirtschaftsleben teil, und wollen kein zweites Woodstock erzwingen!

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Unser letzter Schritt im Badezimmer ist nicht für jeden unserer lesenden Marktteilnehmer etwas. Es ist etwas für diejenigen, denen Selbstaufopferung nicht fremd ist, denen ihre Menschenliebe ein paar Tropfen Blutes wert ist.

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Beim Rasieren großflächiger Körperstellen ein wenig subkutan werden, und schon hat man eine Reinigungsmöglichkeit mehr geschaffen. Allerdings funktioniert dies – hilfsweise – auch mit Kaffee – und bringt Sie zu der interessanten Erfahrung beim Duschen durch ein koffeinhaltiges Heißgetränk sich innerlich und äußerlich zugleich zu erwärmen.

Apropos Heißgetränk: in immer mehr Hotelzimmern haben Kaffeemaschinen und Wasserkocher ihren Platz gefunden.

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Es gilt nun, diese auch zu nutzen. Sie stehen dort nicht zur Zierde. Wer Arbeitsplätze schaffen will, der macht sich Kaffee, und Tee.
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Und Nein, natürlich werden die Zubereitungsmaterialien nicht ordentlich weggeräumt. Wir sprachen weiter oben ja schon darüber. Ich habe nicht vor mich zu wiederholen. Ich bekomme ja kein Geld dafür.

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NICHT IN DEN MÜLLEIMER. Es tut mir leid, dass ich es so deutlich sagen muss. Aber selbst bei verlängerten Kapitalismuskritikern habe ich erlebt, dass sie dies vergessen, wenn es um den Hauptmülleimer des Hotelzimmers geht. Deswegen auch dies nochmal visuell erklärt.

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Ja, das fällt schwer. Ich weiss. Aber: haben wir alles getan, um das Ausmaß an Arbeit zu maximieren, ohne uns eine Strafanzeige wegen Verwüstung einzufangen, das nötig ist, um aus unserem Hotelzimmer einen Jobmotor zu machen, können wir uns zum Abschluss auf frisch zerknüllte Bett legen, und uns dafür beglückwünschen mehr für den Wirtschaftsstandort Deutschland getan zu haben als ein gesamter Schulz-Zug samt Fahrbegleitung.

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