diesmal ausgefüllt von Sarah Hinney
Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten. Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.
Sarah Hinney arbeitet als Redakteurin bei den Weinheimer Nachrichten und ist vermutlich die kleinste Onlineredaktion Süddeutschlands. Sie arbeitet mit am Familienmagazin StadtLandKind, schreibt mit ihrer Kollegin Bettina Wolf einen Blog, das alles freilich nur halbtags. Würde sie nicht die Abende mit Rotweintrinken verplempern, hätte sie schon drei wahnsinnig anspruchsvolle Bücher geschrieben. Davon sicher einen Ratgeber und wäre deshalb mindestens reich, wenn nicht sogar berühmt.
1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Zunächst möchte ich feststellen, dass es wirklich höchste Zeit wird, dass endlich wir hochqualifizierten, langjährig ausgebildeten Online-Journalisten mit unserem gewaltigen Erfahrungsschatz zu Wort kommen. Schließlich kommen wir viel zu wenig zu Wort. Dabei hätten wir so viel zu sagen Über alles. Leider hört uns niemand zu. Nur von uns wird immer verlangt, dass wir zuhören. Und wie wir zuhören. Bei jedem Mist hören wir zu. PEGIDA hören wir zu, Und der FDP auch. Und Heidi Klum. Und sogar Edmund Stoiber. Und dem Vorsitzenden der Abfallwirtschaft im Kreis Bergstraße. Und…ach…wie war jetzt nochmal die Frage?
2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
Mit der Schlagzeile ist es ähnlich, wie mit der Autorenzeile. Eigentlich gefällt einem guten Journalisten – und wir sind ja alle gut, wir Onlinejournalisten, weil wir alle so qualifiziert sind – – nur die eigene. Demensprechend sind auch mir meine eigenen Schlagzeilen die liebsten. Und am allerliebsten mag ich sie, wenn Wörter wie Arschloch, Dinkelnazi oder fette Oberschenkel drin vorkommen.
3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Das war, als mein Auto einen Hügel herunterrollte, über einen Findling hüpfte, und mit dem Unterboden darauf hängen blieb. Sehr unangenehm. Netterweise hat sich die Pressekonferenz dann aufgelöst, weil die Männer den Findling ausgruben, um mein Auto zu befreien. Aber natürlich mit diesem Frauen-können-nicht-Autofahren-und-auch-keine-Handbremse-bedienen-Blick. Dabei bin ich mir sicher, da hat jemand mein Auto geschubst. Und das nur, wegen meiner knallharten Fragen. Das war ein reines Ablenkungsmanöver der Betroffenen.
4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Indem wir qualitativ hochwertige Texte hinter der Paywall verstecken. Wir müssen endlich umdenken und für Katzencontent und hanebüchene Verschwörungstheorien Geld verlangen. Viel Geld. Nicht nur Centbeträge.
5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Gute Journalisten kommen nicht in den Himmel.
6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Franz Josef Wagner. Erst den Stift klauen, dann ungespitzt in die Stirn rammen, um den Hohlraum dahinter zu füllen.
7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Friedhofsgärtnerin vielleicht. Oder Kaiserin. Oder Sekretärin im Gesundheitsamt. Eigentlich jeden. Nur nicht Onlinejournalistin.
8) Dein Wunschinterviewpartner?
Die Prinzessinnen natürlich (schleim.)
9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleinige Chefredakteurkönigin wärst?
Voll schön. Auf jeden Fall mit Glitzer und immer voll mit niedlichen gähnenden Hundewelpen.
Und wie würde sie heißen?
Voll schön.
10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Medizini – das einzige Heft, in dem die Welt in Ordnung ist.