Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (31)

Robert Kisch ist das Pseudonym eines preisgekrönten Journalisten, der mittlerweile in einem Möbelhaus arbeitet

Robert Kisch ist das Pseudonym eines preisgekrönten Journalisten, der mittlerweile in einem Möbelhaus arbeitet

Ausgefüllt von Robert Kisch

Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und wir lassen nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.


Robert Kisch ist das Pseudonym eines preisgekrönten deutschen Journalisten, einer sogenannten Edelfeder. Als er durch die Zeitungskrise seinen Job verlor, begann er, statt Interviews mit Hollywood-Stars zu führen, notgedrungen in der deutschen Provinz in einem Möbelhaus zu arbeiten. In seinem Tatsachenroman „Möbelhaus“  berichtet er davon, wie sich unter dem Eindruck der ganz normalen schikanösen Arbeitswelt auch sein Blick auf die ehemaligen Journalistenkollegen und die Medienbranche verändert.

 
1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann haben Sie sich zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Der Mann heißt Johannes Bobrowski. Ich weiß nicht mehr, worüber er geschrieben hat und wovon die Geschichte handelte, aber es muss in der 7. Klasse gewesen sein, und dieser Text hat etwas sehr Starkes in mir ausgelöst. Die erste Reportage, bei der ich näher hingesehen habe, war von Ludwig Fels, meine ich, auf jeden Fall im SZ-Magazin, vor ungefähr 20 Jahren, über einen Mann, der Selbstmörder aus einem Fluss fischt. Das hat mich damals sehr berührt.

 
2) Wie lautet Ihre Lieblingsschlagzeile?

Ungeduscht, gedutzt und ausgebuht. Das ist aber weniger eine Schlagzeile, als ein Buchtitel. Der Autor dürfte wohl bekannt sein.

 
3) Ihr peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Ich kann mich leider nur an eine große Zeit der Langeweile erinnern. Obwohl, halt, einmal habe ich einem Vortrag einer USA-Korrespondentin lauschen müssen, und das Absurde war, dass die Einschätzungen dieser Frau allesamt so „papieren“ wirkten. Wie aus einem Artikel abgelesen. Obwohl sie doch in diesem Land lebte, war das alles so weltfremd. Und obwohl ich damals noch nicht in Amerika gewesen war, sondern nur darüber gelesen hatte, hatte ich das Gefühl, mehr zu wissen, als diese Korrespondentin.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Journalismus wird ja nicht aussterben, sondern nur gehörig an Mythos verlieren. Das empfinden etliche Journalisten sogar eher als positiv. Es wird halt irgendein normaler Beruf werden. Und wie in so vielen Unternehmen mit gutbezahlten, fröhlichen Führungskräften und einem Heer von unterbezahlten Fußabtretern.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würden Sie sich freuen?

Egon Erwin Kisch, Franz Jung, Hunter S. Thompson, Hemingway, Marc Fischer (aber das mehr aus persönlichen Gründen)

6) Und wem auf Erden würden Sie am liebsten den Stift klauen?

All jenen, die mir den Stift geklaut haben.

7) Welchen anderen Beruf hätten Sie sich noch vorstellen können?

Mir fehlt leider die Begabung, aber ich wäre gerne Mathematiker oder theoretischer Physiker geworden.

8) Ihr/e Wunschinterviewpartner/in?

Der CIA-Chef, aber mit der Vorgabe, dass er jede Frage wahrheitsgemäß und ausführlich beantwortet.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Sie ganz alleiniger Chefredakteurkönig wären? Und wie würde sie heißen?

Titel weiß ich nicht, aber sie wäre furchtbar „oldfashioned“. Reportagen über mehrere Seiten, mit vielen Fotos, alles opulent, und vor allem ohne jeden „Sinn“. Ohne jede Botschaft. Ohne jedes Redigieren. Ein Rausch aus Worten und Bildern (der vermutlich niemanden sonst interessiert).

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Theologisch gesehen schreibt Gott jeden Tag, und zwar überall, aber das nur am Rande. Ansonsten eher für die TAZ als für die FAZ, das ist schon mal sicher.

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