Ausgefüllt von Bernhard Torsch
Der Journalist – das unbekannte Wesen. Wir wissen zumindest: Journalisten sind vielbeschäftigte Leute. Dennoch baten wir ausgewählte Exemplare, sich einen Augenblick Zeit zu nehmen und unsere Fragen zu beantworten. Es ist schließlich zu ihrem Besten. Denn um den Online-Journalismus zu retten, brauchen die Prinzessinnenreporter ein paar Daten zur Evaluation. Und im Sommer lassen wir nun mal auch gern andere für uns arbeiten.
Die Prinzessinnenreporter bedanken sich huldvoll bei allen Teilnehmer/innen und veröffentlichen die Antworten in loser Folge.
Bernhard Torsch ist freier Journalist aus Klagenfurt und Betreiber des Blogs „Der Lindwurm“
1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann haben Sie sich/hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?
Wolfgang Pohrt, weil er mir in den frühen 90ern vorkam wie ein Besucher vom Planeten „Klug & Stil“.
2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?
„Germany Surrenders“, wahlweise auch „Woman, 63, becomes pregnant in the mouth after eating calamari“ (Daily Mail)
3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?
Mir ist kaum eine unpeinliche PK bekannt, aber gefragt wird wohl nach persönlich verbrochenen Peinlichkeiten? Also: Eine Pressekonferenz der mitteleuropäischen Verkehrsminister in Triest. Ich tauchte mit Jeans und gestreiftem russischen Marineleibchen auf und merkte an den einem Modemagazin entsprungen zu sein scheinenden italienischen Kolleginnen und Kollegen, dass ich doch ein wenig underdressed war. Die Italiener waren aber super nett und ließen sich nichts anmerken. Vermutlich hielten sie mich für einen verirrten Dorftrottel oder für einen exzentrischen Millionär. Den Text zu schreiben, den ich an die Redaktion faxen sollte (ja, das fand in der Steinzeit statt), erwies sich als schwieriger als gedacht, denn kurz nachdem das Fax durch war, kam ein Anruf des zuständigen Redakteurs, welcher mich fragte, was der sinnlose Buchstabensalat zu bedeuten habe. Erst dann realisierte ich, dass italienische Schreibmaschinen ein anderes Layout hatten als die österreichischen. Okay, man sieht wohl, dass ich nicht viele peinliche Erlebnisse auf Pressekonferenzen hatte oder, falls doch, diese gut verdrängen konnte.
4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?
Ohne Erdbeertörtchen, dafür mit Honoraren, für die Leute, die einen richtigen Beruf erlernt haben (Klempner, Nuklearphysikerin, Gigolo) nicht einmal „Guten Morgen“ sagen würden.
5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?
Egon Erwin Kisch, denn ollen Hemingway, Orwell, Hunter S. Thompson, Nellie Bly …
6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?
Udo Ulfkotte, Filipp Piatov und all den anderen einem Neoliberalen-Klonlabor entwichenen Young Conservatives, der gesamten „Bild“- Redaktion …
7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?
Ich erkannte früh, dass ich zu nichts anderem tauge, da ich zu faul zum Arbeiten, aber zu feig zum Stehlen bin.
8) Dein/e Wunschinterviewpartner/in?
Josef Stalin. Ich hätte zu gerne gewusst, ob er das alles ernst meinte oder ob da ein Satireprojekt furchtbar aus dem Ruder gelaufen war.
9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wären/wärst? Und wie würde sie heißen?
Ich würde alle lieben Kolleginnen und Kollegen anwerben und ihnen 6.000 Euro netto pro Monat dafür bezahlen, das zu machen, was immer sie machen wollen, schließlich sind es ja liebe Menschen. Der Name? „Zionistische Illuminatenspatzenpost.“
10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?
Für keine. Gott ist bekanntlich Analphabetin und hat nach etlichen Missverständnissen keinen Bock mehr auf weitere Kommunikation mit der Menschheit.