Von unserem Mobilitätsexperten Simon Ilger
Irrigerweise verlasse ich das Ruhrgebiet recht regelmäßig. Regelmäßig nutze ich dazu einen Zug der Deutschen Bahn. Zwei grobe Schnitzer – möchte man meinen, aber erstens fahre ich ganz gerne Bahn und zweitens ist es jetzt im Ruhrgebiet nicht so schön wie gemeinhin kolportiert, als dass man eine Hand voll Tage im Monat nicht auch darauf verzichten könnte.
Nicht selten offenbart sich einem dann eines dieser Bahnfahrerschicksale. So auch dieses Mal: Eine junge Frau verpasst ihren Bahnhof und muss stattdessen von Frankfurt mit dem ICE, anstatt von Hanau mit dem IC, nach Würzburg fahren. Sie studiert dort. Warum ich das weiß? Sie sitzt neben mir. Ob mich das interessiert? Eher nein, aber mir bleibt nichts anderes übrig als dem nun folgenden Gespräch passiv teilzuhaben.
Leider ist sie nur im Besitz eines IC-Tickets, obendrein noch mit Zugbindung. „Das wird teuer!“ prophezeit die fahrscheinkontrollierende Mitarbeiterin des ehemaligen Staatskonzernes, noch bevor sie der nun sichtlich verunsicherten Reisenden die Problematik näher bringt. Leider ist die Zugbegleiterin etwas mit ihrem gameboyartigen Zugbegleiterinnending überfordert, was das Martyrium der Reisenden in die Länge zieht. Noch immer weiß sie nicht, welche Dimensionen „Das wird teuer!“ wohl hat. Ist ja eigentlich auch eine äußerst subjektive Sichtweise. Jedenfalls wird gemutmaßt, dass eine Fahrkarte für die Strecke Frankfurt – Würzburg günstiger sein würde als der Aufpreis für das Upgrade und die „Strafe“ für die Missachtung der Zugbindung. Die Reisende checkt derweil ihre Bargeldbestände, welche sich auf 20 € belaufen. Kartenzahlung ginge mit dem gameboyartigen Gerät auch, wird verkündet, das Konto sei jedoch leer wie der ICE Köln – Würzburg Montagmorgen um 3:17Uhr (ab Gleis 4 übrigens) und langsam wird mir das Gespräch unangenehm, da hier jetzt echt eine Privatsphärengrenze verletzt wurde.
„Hhhmmm, wenns nich zahle könne, hamma ein Problem!“ erhöht die Zugbegleiterin den Druck. Nun beende ich meine Passivität und versichere der Mitreisenden, dass man das Zahlungsproblem auf jeden Fall würde lösen können und man das dann später klären könne. Endlich hat das gameboyartige Teil „fertig gerechnet“ und die exorbitant hohe Summe von 5 € für das ICE-Upgrade ausgespuckt. Auf das Berechnen der Kosten für eine Fahrkarte von Frankfurt nach Würzburg wird – vermutlich aus Zeitgründen – verzichtet. Wäre ohnehin teurer geworden, ich hatte nämlich schon recherchiert: 35 €. Auf die „Strafe“ wegen dieser Zugbindungssache verzichtet die Dame der Bahn „aus Kulanz“. Das wären aber ohnehin auch nur nochmal die nacherhobenen 5 € gewesen.
Am Ende sind alle glücklich: die Reisende, weil „Das wird teuer!“ gar nicht so teuer ist, die Zugbegleiterin, weil sie kulant sein konnte, die Bahn, weil sie das menschliche Antlitz ihrer Fratze zeigen konnte und – zu guter Letzt – auch ich, weil meine Fahrt nun zu Ende ist und die Sonne lacht, hier im schö… ähm … ja, verdammt … hier im recht schönen (landschaftlich betrachtet!) Bayern.
Und wenn dieses vermaledeite Telekom-Bahn-WLAN auf dem Rückweg ins schönere (nicht ausschließlich landschaftlich betrachtet!) Ruhrgebiet funktioniert, musst Du – liebe Leserin, lieber Leser – vielleicht nicht noch mehr über meine Bahnfahrterlebnisse lesen. Obwohl, ich könnte auch was über dieses vermaledeite WLAN schreiben.
„Kertalippuautomaatti“ ist doch wohl mega!