Das Hauptproblem des Qualitätsjournalismus sind seine selbsternannten unroyalen Retter. Journalismusrettungsfachprinzessin Elke Wittich über die Broschüre „Quo vadis, Journalismus?“ der „Deutschen Gesellschaft Qualitätsjournalismus“
Ständig beim Qualitätsjournalismusretten von dazwischenquakenden „Hier, wirwirwirichich!“ und „Wir können extrem gut auf Podien herumsitzen und dabei eine beeindruckende Anzahl von Buzzwords absondern“-Leuten gestört zu werden, ist für uns Prinzessinnenreporter schon sehr lästig.
Und nun das: „Neu erschienen: der Almanach „Quo, vadis, Journalismus?“ verkündet die „Deutsche Gesellschaft Qualitätsjournalismus“ die Existenz eines Publikatiönchens, in dem „52 Seiten Exklusivinterviews und Originalbeiträge mit Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ präsentiert werden – das also so eine Art Maischbergerjauchlanz ist, nur halt in gedruckt.
Warum sich Journalisten ausgerechnet von denen, über die sie kritisch berichten sollen – im vorliegenden Fall also beispielsweise unter anderem von Joachim Gauck (Bundespräsident), Dr. Jürgen Großmann (Gesellschafter der Georgsmarienhütte Holding GmbH), Dr. h.c. Ronald Berger (Gründer der Ronaldd Berger Strategy Consultants GmbH), Volker Bouffier (Hessischer Ministerpräsident), Dr. Rüdiger Grube (Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG), Prof. Götz W. Werner (Gründer der dm-drogeriemarkt GmnH + Co. KG) – erklären lassen sollen, wie das mit dem Journalismus zu funktionieren hat, man ahnt es nicht.
Oder vielleicht doch, denn in der Rubrik „über uns“ erfahren wir über die DGQI: „Unabhängiger, kritischer und kompetenter Journalismus ist „systemrelevant“ für Demokratie und soziale Marktwirtschaft.“ Und alles andere demnach abhängiger, unkritischer und inkompetenter Journalismus, was eine doch recht aparte Sicht aller Publikationen ist, die eher nicht finden, dass die Aufgabe von „Qualitätsjournalismus“ ist, „die Plattform für einen offenen und konstruktiven Dialog zwischen den Akteuren aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik“ zu bieten. Zum Glück für den Qualitätsjournalismus gibt es uns Prinzessinnenreporter. Wie die DGQJ wurden wir „gegründet von Journalisten“, sind aber, zugegeben, nicht „vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt„, und jou, das mit dem Crowdfunding haben wir bislang ein bisschen vertrödelt, aber dafür sind wir rosa und glitzern und wollen keinesfalls zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik vermitteln, sondern Glamour für alle.
Und, ganz wichtig: Der Qualitätsjournalismus möchte nur von uns Prinzessinnenreportern gerettet werden.
hab gegen §1 verstossen. Nicht bei euch, sondern Bei der DGQJ. Ich bereue und gucke nie mehr bei ihnen rein.
Krass, ich bestell mir die bibliophile Ausgabe. Die ist in zwei- bis dreihundert Jahren mindestens 15 € wert!!!! Vielleicht sogar 16!