von Gastprinzessin Bernhard Torsch.
Wenn Antisemiten eines wissen, dann ist es das: „Der Jude“ kann gut mit Geld, nicht jeder, okay, aber doch viele. Fast keiner von den Millionen osteuropäischen Juden vor der Shoah, die größtenteils als Kleinhandwerker und Subsistenzlandwirte ein sehr kärgliches Leben fristeten, aber insgesamt halt doch viele.
Kaum einer von den hunderttausenden Kleingewerblern, Künstlern, Freiberuflern und Handwerkern unter den westlichen Juden war reich, aber „der Jud an sich“, der schon.
Im Jahre 70 nach dem Holocaust leben auf der ganzen Welt 16 Millionen Juden, von denen etwa 20 Prozent richtig arm sind, 70 Prozent verdienstmäßig irgendwo im Mittelfeld rangieren, acht Prozent sehr gut verdienen und weitere zwei Prozent richtig superfett penthouseyacht-reich sind. Diese Aufteilung entspricht, das mag Antisemiten jetzt wundern, ziemlich genau jener unter anderen Religionsgemeinschaften und Nationen.
Aber: Rothschild. Der hatte doch bitte ordentlich Kohle, und neben ihm hat es noch zwei, drei, gar vier oder fünf jüdische Bankiers. Quasi alle Juden also. Weil Juden nämlich wie die „Drei Musketiere“ sind – einer wie alle, alle wie einer.
Ob es am genetischen Code, an der Verstandesschärfung in der Chedar oder daran, dass „der Jude“ halt in die Bresche sprang, als Christen und Muslime Zinsen für des Teufels hielten, wird unter Antisemiten seit jeher heftig diskutiert.
Neues Futter erhält die Trotteldebatte nun durch Janis (Yanis? Ianis?) Varoufakis, dem Motorradfahrer unter den Kurzzeitfinanzministern, der in seinem Büchlein „Time For A Change“ schreibt, es sei „kein Zufall, dass die neu gegründeten Banken Juden gehörten – da im Gegensatz zum Christentum und Islam die jüdische Religion die einzige war, die die Verzinsung von Geld nicht verbot“.
Nun hat Varoufakis nur Wirtschaft studiert, kann also kaum wissen, dass bereits im 15. Jahrhundert die Medici-Bank, ein höchst christliche Finanzhaus, Haben- und Sollzinsen verrechnete. Die nannte man in den Büchern aber nicht Zinsen, sondern „Geschenke“. So ähnlich funktioniert noch heute das islamische Halal-Banking, das mit kreativen Umgehungsgeschäften dafür sorgt, dass die Bank an ihre Zinsen kommt. Sonst würde das nämlich gar nicht funktionieren, das mit dem Bankensystem. Auch „der Christ“ und „der Mohammedaner“ will nämlich für die riskante Spekulation, die eine Geldverleihung darstellt, entlohnt werden.
Aber wie schon erwähnt: So was kann einer, der in Essex Wirtschaftsmathematik studierte und später unter anderem in Sydney und Glasgow Lehrstühle für Ökonomie wärmte, nicht wissen. Oder, hmmmm, kann er doch? Und will halt seiner Kundschaft ein bisserl von dem geben, wonach es ihr verlangt, nämlich gute alte antijüdische Stereotypen? Die vor allem bei jenen Kapitalismuskritikern, die den Kapitalismus an sich für eh ganz okay halten, würde der nicht dauernd von raffenden statt schaffenden Störenfrieden verunreinigt werden, seit jeher gut ankommen?
Varoufakis Motive können wir von hier aus nicht ergründen. Wir sind weder medial veranlagt noch so tolle Fernpsychologen wie viele unserer Kolleginnen.
Aber urteilen, das können wir.
Und im Namen der Prinzessinnen sei hiermit verkündet: Herr Varoufakis wird bestraft mit lebenslänglichem Erdbeertörtchenverbot sowie einem schweren Tadel.