Der royale Journalistenfragebogen der Prinzessinnenreporter (7)

Peter Glaser war noch nie auf einer Pressekonferenz.

Peter Glaser war noch nie auf einer Pressekonferenz.

Heute: Peter Glaser

1) Gerüchteweise achten eigentlich nur Journalisten auf die Autorennamen über oder unter einem Text – wann hast Du Dir zum ersten Mal einen Autorennamen gemerkt und warum?

Ariane Barth im „Spiegel“, in den Achtzigerjahren. Sie hat eine große Reportage über einen Serienmörder in Paris geschrieben, da hatte man das Gefühl beim Lesen, man kann die Hautwärme des Menschen spüren und Bewegungen in seinem Inneren erkennen, das war bedeutend mehr als nur Journalismus. Es war damals überhaupt eine stille Sensation, dass Autoren im „Spiegel“ einen Namen hatten. Ein Autor des Hauses aus der namenlosen Ära soll mal gesagt haben „Wenn im Spiegel zum ersten Mal das Wort „ich“ steht, erschieß ich mich.“ Ich hoffe, es geht ihm gut.

2) Wie lautet Deine Lieblingsschlagzeile?

„Die Kniescheibe – die Lunge des Beins?“
(aus der „Welt im Spiegel“ aka WimS, dem Mittelteil des Magazins „Pardon“, in dem die Fackel des deutschen Humors eine Weile hochgehalten wurde).

3) Dein peinlichstes Erlebnis auf einer Pressekonferenz?

Ich war noch nie auf einer Pressekonferenz.

3) Du warst noch nie auf einer Pressekonferenz, warum nicht?

Ich bin kein Reporter.

4) Wie kann der Journalismus auf keinen Fall gerettet werden?

Indem er sich mit Prädikaten wie „Hochqualitätsjournalismus“ in der Art von Karottenreiben anpreist. Und dann sieht man stattdessen vielleicht auch noch von Anzeigen bis an den Rand der Unlesbarkeit zersiebte Texte am Bildschirm, Variationen umgeschriebener Agenturmeldungen und von Rechtschreib- und Trennfehlern kontaminierte Geschichten, deren Inhalt oft besseres verdient hat.

5) Wenn es einen speziellen Himmel für Journalisten gäbe – auf wen da oben würdest Du Dich freuen?

Auf Kurt Tucholsky.

6) Und wem auf Erden würdest Du am liebsten den Stift klauen?

Das geht nicht. Menschen, die noch mit Stift schreiben den Stift klauen wäre ja fast schon, wie jemandem den Rollator wegnehmen.

7) Welchen anderen Beruf hättest Du Dir noch vorstellen können?

Schreibwarenhändler, Biochemiker oder Astronom.

8) Dein Wunschinterviewpartner?

Eine Katze. Und zwar, weil ich der festen Überzeugung bin, dass Katzen sprechen können, es aber aus Klugheit nicht tun. Sie doch zum Reden zu bringen, das wäre die ganz große Herausforderung.

9) Wie würde eine Zeitung aussehen, bei der Du ganz alleiniger Chefredakteurkönig wärst? Und wie würde sie heißen?

Sie hätte den Titel „Der Chefredakteur – Zeitschrift für abständigen Graphismus“. Das Wort „abständig“ hab ich mal beim „Stern“ kennengelernt, als ich dort die erste Computerzeitschrift ohne Computer mit entwickelt habe („Konr@d“ – der Mensch in der digitalen Welt). Dieses Wort gab es nur dort. Wenn der Chefredakteur einen Text als „abständig“ bezeichnete, hieß das, er ist gestorben – „Zu großer Abstand zum Leser“. Der Artdirector bemühte sich um ein entsprechendes Kriterium im visuellen Bereich, und das hieß dann „Graphismus“ („Das ist ja“ – entsetzte Pause – „Graphismus!“).

10) Wenn Gott Journalist wäre, für welche Zeitung tät sie schreiben?

Auf jeden Fall einmal für den Bayernkurier, weil der ja auch für nicht-CSU-Mitglieder erhältlich ist und den frommen Wunsch nach Allmacht in die Welt trägt.

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