Sonntags an der Elbe

In Memoriam Wulf Beleites. 

Von Fritz Tietz 

 

Da liegt der Hund, nein, leider nicht begraben, sondern mitten im Café. Wer zum Klo will, muss über ihn rüber. Seine Halterin merkt nichts. Ihre Töle darf sich da breit und lästig herumfläzen und jetzt abermals trägen Auges registrieren, wie schon wieder jemand über sie hinweg steigen muss. Ein älterer Herr ist’s, gehbehindert. Wird Frauchen wenigstens jetzt das Tier von seinem Liegeplatz verscheuchen? Doch Frauchen denkt gar nicht daran. Nippt unbeeindruckt an seinem Kaffee, stippt ungerührt seinen Keks in das Getränk, bewischt gleichgültig sein Handy.

Das mit ansehen müssen und sich wünschen: „Ach, wäre doch die afrikanische Schweine- eine deutsche Hundepest“ ist eins. Ja, hätte sich doch Kamerad ASP-Virus den deutschen Hund zum Wirtstier genommen. Das Wort „Anleinpflicht“ hätte gleich einen noch lieblicheren Klang und dem Damoklesschwert namens „massenhafte Keulung“ haftete überhaupt nichts Bedrohliches mehr an. Und vor allem: Dieses an sich nette Café an der Elbe winterlichem Strand wäre tatsächlich ein nettes, weil garantiert hundefrei.

Dann erlebte man dort jetzt nämlich nicht den Auftritt dieses partnerlookbeanorakten Paares, das einen recht muskelmassigen, zudem schneematschnassen Hund mit sich und selbstverständlich mit rein führt in die warme Gaststube, statt ihn draußen anzuketten, wie man das eigentlich erwarten dürfen sollte, und zwar in jeder gastronomischen Einrichtung weltweit. Erst recht, wenn sich Menschen darin aufhalten, die trinken, speisen und einander zugetan sein wollen, ohne dabei den Anblick und Geruch eines feuchten Köters ertragen zu müssen.

Der aber gerade in das Café gehechelt kam, muss sich nun erst mal kräftig schütteln. Und darf dies inmitten der recht üppig besetzten Gaststube. Schau nur, welche Mengen feuchten Unrats dabei aus seinem dichten Winterfell abgehen. Deutlich kann man eine immense Brocken-, Flusen- und Tropfenwolke aufsteigen und weiträumig sich im Café verteilen sehen. Und guck mal, und haste es nicht eben schon befürchtet: Jetzt fährt da der mittlerweile am Tisch seiner Besitzer Sitz machende Rüde auch noch spitz und rosa sein Ding aus. Da hilft nur eins: „Ober, bitte zahlen.“

Ehe der aber die Rechnung bringen kann, kommt sein Lokal vollends auf den Hund. Zum Kloganglieger und Pimmelzeiger gesellt sich nun auch noch ein dritter, eher kurzbeiniger Zausel. Als Freigänger wedelt der plötzlich in die Gaststube hinein, von einem Herrchen oder Frauchen ist jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. 
Und schon geht das Theater los: Kaum hat der Pimmelzeiger den Neuankömmling erspäht, stürzt der sich mit einem knurrend-gurgelnd-krachenden Geräusch in dessen Richtung. Die Leine, die ihm seine Besitzer zum Glück ließen, spannt so stramm, dass man sie meint sirren zu hören. Ohne sie hätte es jetzt ein Gemetzel gegeben. Trotzdem darf der Angeleinte den anderen noch eine Ewigkeit lang mit geblecktem Gebiss und belfernd ankläffen, ohne dafür auch nur einmal die Eier malträtiert oder sonst wie Mores gelehrt zu bekommen.

Nichts wie raus aus dieser Hundehütte! Und noch einmal deutlich diesen Wunsch formuliert: Wenn schon eine gefährliche Tierseuche sein muss, dann bitte eine, deren konsequente Bekämpfung es erforderte, den deutschen Hund so dingfest als möglich oder aber ihm gleich den Garaus zu machen, dem gefährlichen Virenüberträger. 

Und sieh nur, was da jetzt auf dem Elbwanderweg angejappst und angesprungen kommt: Ein Trumm von Hund. Unangeleint. Sein Besitzer, hundert Meter weg vom Geschehen. „Keine Angst!“, ruft er erwartungsgemäß, „der will nur spielen!“ – Aber wir nicht! denken wir und das sowieso: Wäre die afrikanische Schweine- eine deutsche Hundepest, auch dieser Kötz dürfte die längste Zeit nur spielen gewollt haben.

 

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