Es geht ein Rauschen durch den Blätterwald. Der umstrittene Politprofessor der TU Dresden bekommt keine Seniorprofessur. Während bei vielen linken und liberalen Menschen klammheimliche Schadenfreude bis Häme aufblitzt, ist bei vielen rechtsgeneigten Menschen bis hin zum BuVO des RCDS der Fall schnell klar: „Gesinnungsterror oder Beschneidung der Meinungsfreiheit.“. Eine Einordnung von Prinzessin Jürgen Kasek
Die Aufregung auf der einen wie auch anderen Seite ist übertrieben und wird durch einige Überschriften in den Medien befeuert. Der Spiegel schreibt etwa, dass die TU Dresden Patzelt die Seniorprofessur „verweigert“ hätte. Damit entsteht der Eindruck, dass es auf diesen Titel einen Anspruch gegeben hätte. Auch andere Medien schreiben von „Trennung“ was neutraler ist aber auch suggeriert, dass etwas getrennt worden wäre, was einer Überprüfung ebenfalls nicht standhält.
In viele zeigt sich, dass mangelnde Ahnung der Tatsachengrundlage einerseits und geschickte Selbststilisierung bei Patzelt und seinen Unterstützern andererseits zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führen. Bei Licht betrachtet ist der Fall keiner.
Zunächst mal ist eine Seniorprofessur eine Möglichkeit ausgewählte und verdiente Professoren zu ehren. Diese Möglichkeit gibt es nicht in allen Bundesländern. Sie ist eine Möglichkeit das Profs. nach dem erreichen des Ruhestandes weiterhin in die Bildungs- und Forschungstätigkeit eingebunden werden können. Zu unterscheiden ist davon die Möglichkeit, dass Prof. im Ruhestand auch weiterhin im Rahmen ihrer venia legendi Lehre anzubieten – dann aber in aller Regel, soweit kein vergüteter Lehrauftrag erteilt wird, unabhängig von einer Gegenleistung in Geld.
Vorliegend geht es also erstmal nur darum, dass Prof. Dr. Patzelt die Altersgrenze erreicht und in den Ruhestand geht.
Die Regelungen zur Seniorprofessur sind an den Universitäten unterschiedlich. In Leipzig etwa (Ordnung zur Vergabe einer Seniorprofessur) sollen damit herausragende Professoren geehrt werden, die herausragende wissenschaftliche Leistungen vorweisen können und überdurchschnittliche Drittmitteleinwerbungen vorweisen können oder Übernahme von Lehr- und Prüfungsverpflichtungen in nicht unerheblichen Umfang.
Ob, eine dieser Voraussetzungen auf den genannten zutrifft entzieht sich meiner Kenntnis. Wenig überraschend spielen formale Voraussetzungen in der Debatte auch keine Rolle. Warum auch, wenn man sich fröhlich selbst bestätigen kann.
Die TU Dresden hat inzwischen ein Statement veröffentlicht. In Dresden liegt der Fall so, dass über den Titel Seniorprofessor auf Empfehlung des Dekans der Fakultät vom Rektorat entschieden wird. Eigenbewerbungen sind nicht möglich.
Wie nicht anders zu erwarten hat sich Prof. Patzelt selbst ins Spiel gebracht. Der Fakultätsrat hat darüber befunden und sich entschieden ihn nicht vorzuschlagen. Und damit wäre die Geschichte beendet.
In welcher Art und Weise Patzelt die Geschichte nun nutzt um sich selbst darzustellen. „Deutliche Worte“ zu finden, wie Tag 24 schreibt und sich selbst zu erklären spricht einmal mehr gegen ihn.
Wir halten fest weder gibt es einen Anspruch auf den Titel Seniorprofessur, noch trennt sich die TU Dresden, da es Patzelt frei steht auch weiterhin Lehrveranstaltungen, s.o., anzubieten.
Der umtriebige Herr Patzelt ist schon länger wissenschaftlich umstritten. Sei es, dass seine Pegida Studien auf nicht repräsentative Zahlen zurückgreifen, verbunden mit schwer zu ertragender Selbstverklärung und Selbstverliebtheit, bis hin zu Fehldeutungen und Relativierungen rechter Gewalt und die Vermischung von wissenschaftlicher Rolle und politischer Akteur, bis dahin, dass auch in seinem Namen Petitionen veröffentlicht wurden mit Göbbels Bildern und er im Fall von Chemnitz, die juristisch völlig unsinnige Einschätzung brachte, dass es sich nicht um eine „Hetzjagd“ sondern um Nacheileverfahren gehandelt hätte.
Was am Ende stehenbleibt ist eine weitere Beschädigung des Ansehens der TU Dresden, die Herr Patzelt willentlich und bewusst in Kauf nimmt, um sich selbst zu inszenieren. Es mag daher verständlich sein, dass die TU ihn daher nicht zu einer Ehrung vorschlägt.
Die Aufregung die der Fall verursacht ist allerdings auch ein weiterer Beleg für die Hysterie der öffentlichen Debatte in weiten Teilen. Das ist für die Politik, für die Medien und andere auch beschämend.
Mehr Ruhe und Souveränität täten gut.
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