Die große Distanz (KW 23)

Menschen, Tiere, Sensationen. Und nichts davon ist mit unseren royalen Werten vereinbar. In dieser Woche distanzieren wir uns von Walen, Wahlen und anderen Ungeheuern.

Die wöchentliche Distanzkolumne des royalen Bullshit-Beauftragten Samael Falkner

bannerschland

Am Montag distanzierten wir uns von Alexander Gaul- hah, nun dachten Sie, wir würden uns von Gauland distanzieren. Wir distanzieren uns viel mehr von der Berichterstattung über ihn. Im Gegensatz zu anderen Medien fragen wir uns seit längerer Zeit, warum die AfD immer und immer wieder in die Talkshows der Republik eingeladen wird, um ihre Aussagen noch einmal zu adeln und dann eine Plattform zur „Richtigstellung“ zu bieten. Nachdem Gauland also am Sonntag bei „Anne Will“ behauptete, er wisse gar nicht, was ein Boateng sei und habe außerdem keine Ahnung gehabt, dass es sich um ein Interview handelte, ist der Fall für uns klar: Wir distanzieren uns von AfD-Content.

Zum Dienstag möchten wir noch einmal ganz klar betonen, dass wir das Wetter auf keinen Fall gutheißen können. Wetter wird nicht nur völlig überbewertet, es kann sich oft auch nicht entscheiden. In dieser Woche zum Beispiel kochten einige Bundesländer gut durch (30 Stunden bei 35 Grad, Salz und Pfeffer erst spät dazugeben, Marinade ein paar Tage im Voraus zubereiten), bis sie auf der Zunge zerschmolzen, andere schwammen einfach fort. Nun besteht die Bundesrepublik zu großen Teilen aus Wüstengebieten und ist dabei deutlich geschrumpft. Tornados zerstörten außerdem viele Großstädte nahezu vollständig. Von dieser Art „Wetter“ distanzieren wir uns.

In der Redaktionskonferenz am Mittwoch haben wir beschlossen, uns von den Weltmeeren zu distanzieren. Der Tag des Meeres, den auch Sie vermutlich jedes Jahr festlich begehen, erinnert uns an den Geruch von Salzwasser, Algen und totem Fisch. Nur drei Gründe seien genannt, das Meer nicht zu beklatschen. Zum einen produziert es hartnäckig und, egal wie oft wir ihm sagen, es solle damit aufhören, Massen von Plastik und zerstört so unsere schöne Umwelt. Zum anderen ist es für zwei große Fluchtkatastrophen zuständig, für die sich keine andere Ursache findet. Nicht nur Europa hat damit zu kämpfen, das Meer davon abzuhalten noch mehr als die 10.000 in den letzten 2 Jahren umgekommenen Menschen zu verschlucken, auch Australien muss zuschauen, wie es die flüchtenden Minderheiten, die über den Ozean kommen, abschreckt freundlich aufnimmt. Das Meer ist an allem schuld. Zu guter Letzt beheimatet das Meer natürlich zahlreiches widerliches Getier wie den Gaulandwal und die Köppel-Muräne.

Am Donnerstag haben wir uns langwierig von Sebastian Kurz distanziert. Zwar hatten wir uns länger darauf gefreut, endlich jüngere Politiker im deutschsprachigen Raum in wichtigen Ämtern zu sehen, aber seit Kurz offenbar Spitzenkandidat der FPÖ werden möchte, langt es uns. Die Distanzierung lässt sich ausweiten auf alle fehlgeleiteten PolitikerInnen, im deutschsprachigen Raum, unter 40. Konkret : Kristina Schröder.

Schaaaalalalala Frei-tag, Frei-tag! Öööööö-Emmmmm! Öööööö-Emmmmm! Blitzkrieg! Endsieg! Deutschland! Oder so. Wir distanzieren uns von allem, das in Nationalflagge ausgeliefert wird, als gäbe es kein Morgen. Zum Beispiel diesem Dildo. Und Doughnuts in Nationalfarbenglasur. Nicht nur, aber durchaus auch, weil sich die Farben mit allen Tönen von Rosa furchtbar beißen.

Ganz gern mochten wir allerdings die subtile Idee von Heinz-Ketchup, in die Deutschtümmelei auch ein wenig Gesellschaftskritik einfließen zu lassen. Schaaaalalalalala! Wir hoffen, „Schland“ fliegt direkt in der ersten Runde raus.

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