An die Medienkollegen, die so gerne über Homöopathie schreiben. Und verkacken. Ein Rant von Gastprinzessin Sebastian Bartoschek
Es reicht! Macht euren Job vernünftig. Ich bin es soooooo satt, jeden Artikel zum Thema Homöopathie wahlweise mit einem Globuli, einer Glasflasche oder einer Glasflasche voller Globuli bebildert zu sehen. Nein, Homöopathie funktioniert nicht. Pinguine können nicht fliegen, und die Erde ist keine verdammte Scheibe. Aber das heisst nicht, dass ihr eure Artikel einfach so dahinrotzen könnt.
Ihr wollt doch, dass eure Artikel interessant aussehen (wenn sie schon mitunter strunzenlangweilig geschrieben sind)? Eben. Also tut verdammt noch zumindest so, als würdet ihr Leser erreichen wollen. Aber Ihr habt doch so viele Fakten recherchiert, so viele Studien gelesen, so gute O-Töne gesammelt, dass der Artikel sachlich für sich selber spricht? Am Arsch. Das klappte vielleicht in eurer Schülerzeitung – und selbst da war es gelogen. Wenn ihr Journalisten sein wollt, dann ist es eure Pflicht, Inhalt und Form ansprechend zu machen. Und es ist nicht ansprechend immer und immer und immer und immer und immer wieder dieselben Fotos zu sehen.
Eure Leser sagen euch aber, sie brauchen keine vernünftigen Fotos, sie seien am Inhalt interessiert? Das stimmt erstens nicht, und zweitens erreichst du dann eh nur die, die bereits deiner Meinung sind. Preaching to the converted. Und wenn ihr meint, dass die Fotos wirklich irrelevant sind, nehmt doch mal ‘ne Kinderleiche, oder ‘ne nackte Frau. Dann werdet ihr merken, wie sehr die Fotos beachtet werden.
Ihr vertreibt eure Artikel über die Sozialen Medien. Da wird geklickt, was interessiert. Gebt euch doch einfach mal 10 Minuten Recherche, ach kommt, 5 Minuten reichen. Dann seht ihr, was zieht: Menschen wollen Menschen sehen. Oder Katzen. Oder nackte Haut. Oder Hunde. Oder Menschen. Oder irgendwas, was sie nicht kennen. Aber eben nicht immer wieder Zucker in Kugelform. Verstehse?
Und nein, es zieht auch nicht, dass ihr keine Kohle für Fotos habt. Es gibt Unmengen von Fotos für lau im Netz – es gibt ganze Suchmaschinen voll. Das Problem liegt aber woanders: ihr seid schlicht zu faul, euch zu überlegen, welches Bild funktionieren könnte, geschweige denn, dass ihr selbst Fotos machen würdet.
Wer Homöopathie-Artikel mit Globuli bebildert, der nimmt auch Menschen mit Skimasken als Symbolfoto für Hackergeschichten. Oder Polizeiautos mit eingeschaltetem Blaulicht für Geschichten zu Kriminalität. Und Nazithemen werden mit Springerstiefeln bebildert.
Werdet professionell. Oder tut zumindest so.
2 Gedanken zu „Keine Globuli-Bilder mehr, nirgendwo“
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Die Angesprochenen wird das nicht berühren, weil sie keinen Ehrgeiz oder stolz besitzen. Journalismus ist selten in Deutschland, Werbung und Stimmungsmache überwiegt in der Reichweite, leider. Gut das es die Prinzessinnen gibt
Naja, wirklich nützen tut dieser Text wohl nix, aber herrlich amüsant geschrieben – herzlichen Dank dafür 🙂