Von Gastprinzessin Bernhard Torsch
Sympathisch: Der Strichpunkt ist eine sehr liberale Interpunktion in dem Sinne, als die deutsche Sprache die Verwendung meist nicht vorschreibt, sondern nur nahelegt, oftmals sogar ganz dem Geschmack der Schreiberin überlässt. In fast allen Fällen ist das Semikolon mehr Stilmittel als Notwendigkeit, was aber nicht bedeutet, dass man ganz darauf verzichten sollte.
Will man dem Leser eine Pause zwischen zwei Hauptsätzen nahelegen, aber keine so lange, wie sie ein Punkt darstellen würde, kann das Semikolon diesen Job elegant erledigen. „Sie sank ermattet auf die Chaiselongue; das Opium begann zu wirken“.
Besteht eine inhaltliche Verbindung zwischen den Sätzen, ist das Semikolon sinnvoller als dort, wo diese Verbindung nicht besteht. Sinnvoll: „Er hielt es keinen Tag ohne Eiscreme aus; der Arzt diagnostizierte eine schwere Zuckersucht“. Nicht sinnvoll: „Sie hasste Katzenbabys und Hundwelpen; ihr Flug ging in einer Stunde“.
Zwingender ist der Strichpunkt bei der Aneinanderreihung von Wortgruppen gleicher Wertigkeit, die bereits in sich Kommata haben. „Sie liebte Zigaretten; Schokolade, Torten und Valium; verregnete Frühlingstage, Katzenschnurren und Barschecks“. Sind die Begriffsgruppen beistrichslos, schaltet das Semikolon aber sofort wieder in den antiautoritären Kann-man-muss-man-aber-nicht-unbedingt-Modus. „Seine Hobbys waren: Antiquarische Bücher und Japanologie; Astronomie und Kochen; Dentalhygiene und Softsexfilme“.
Verboten und wenigstens in katholischen Schulen auch körperlich bestraft wird der Gebrauch des Semikolons in Konjunktionen. „Ich würde ihr gerne die Hand küssen; aber das erschiene ihr wohl allzu affig“. Da schüttelt es Prinzen und Prinzessinnen.
Ich liebe die Prinzessinnen!
Hach 🙂