Die rosarote Presseschau (60)

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Die Welt ist gar nicht der große, einzig von den Horden der Finsternis bevölkerte Planet, auf dem ein typischer Tag damit beginnt, dass man sich am liebsten gleich wieder die Decke über den Kopf ziehen würde. Wirklich nicht. Warum nicht, erklären wir in unserer Rubrik mit Nachrichten, die die Horden der Finsternis gar nicht gerne hören.

 

 

Antifa wirkt: In den USA haben beständige Gegenaktionen dazu geführt, daß Nazis sich nicht mehr so richtig in die Öffentlichkeit wagen. So will etwa Richard Spencer, (Backpfeifen-)Gesicht der sogenannten Alt-Right-Bewegung, nicht mehr an Universitäten auftreten, weil Proteste ihm den Spaß daran verdorben haben. Auch Demonstrationen seiner Ungeistesverwandten sind seltener geworden und nur noch spärlich besucht, dafür sind die Faschos zunehmend mit internen Grabenkämpfen beschäftigt.

Richard Spencer bei seinem bekanntesten Auftritt

 

Auch die hessische Stadt Wetzlar hat Nazis keinen Raum gegeben – buchstäblich: Sie untersagte ein als Wahlkampfveranstaltung der NPD deklariertes Nazikonzert in der Stadthalle. Nachdem das Bundesverfassungsgericht beschieden hatte, daß die Stadt die Veranstaltung zulassen müsse, berief sich die Verwaltung auf nicht erfüllte versicherungstechnische Auflagen, die Halle blieb geschlossen.

In Thüringen ist der politische Wille, etwas gegen Nazis zu unternehmen, nun ja: nicht so ausgeprägt. Dafür gibt es viel Natur, unter anderem brüten dort Blaukehlchen, Uhus und Wanderfalken. Deren Schutz war nun der Grund für das Landratsamt Hildburghausen, ein für Anfang Juni im für derartige Veranstaltungen berüchtigten Themar geplantes Nazikonzert zu untersagen. Siamo tutti Blaukehlchen.

Im Übrigen bitten wir um freundliche Beachtung dieses PARTEI-Statements.

 

US-Vizepräsident Mike Pence, berüchtigt für seine schwulenfeindlichen und gegen sexuelle Selbstbestimmung gerichteten Einstellungen, hat zusammen mit seiner Tochter ein Kinderbuch herausgebracht, das dem jungen Publikum den Alltag des Präsidenten-Stellvertreters aus der Sicht des Hasen Marlon Bundo näherbringen soll. Late-Night-Talker John Oliver kontert dies mit dem Buch „A Day in the Life of Marlon Bundo“, in dem es um den Hasen und seine mit Hindernissen verbundene Liebe zu einem anderen männlichen Hasen geht. Das Buch erreichte Platz 1 der Amazon-Verkaufscharts, das Pence-Werk lediglich Platz 15. Na dann: Frohe Ostern!

Während hierzulande schon ein paar Wölfe für Schnappatmung sorgen, müssen sich Menschen andernorts mit Tigern oder Leoparden arrangieren. Studien zeigen nun, daß deren Anwesenheit durchaus von Vorteil sein kann: Im indischen Mumbai bilden streunende Hunde die bevorzugte Nahrung von Leoparden, die auf diese Weise helfen, die Tollwut einzudämmen. In Bhutan wiederum sorgen Tiger durch ihren Einfluß auf die Nahrungskette für den Schutz von Vieh und Feldfrüchten.

Der Longread der Woche steht im Smithonian Magazine und befaßt sich mit dem Bierbrauen im All. Besonders gut gefällt uns der Kommentar des Craftbeer-Brauers James Watt zu Plänen des Marktgiganten Budweiser, sein Produkt irgendwann einmal auf dem Mars herzustellen: “It’s not so bad if it means it leaves this planet.”

Den Mond mal ganz nah zu sehen, nämlich durch ein Teleskop, ist ein beeindruckendes Erlebnis; warum Videomacher Alex Gorosh unbedingt diese nervtötende Musiksoße drübergießen mußte, entzieht sich allerdings unserem Verständnis. (Gefunden beim Kraftfuttermischwerk.)

A New View of the Moon from Alex Gorosh on Vimeo.

 

Daß der typische Umgangston unter Gamern potentielle Kunden abschreckt, haben mittlerweile auch die Spielentwickler mitgekriegt: Auf der Branchenkonferenz GDC in San Francisco haben diverse Hersteller die Fair Play Alliance gegründet, die dem Problem entgegentreten soll. Des weiteren wurde sich über Ansätze ausgetauscht, für zivilisiertes Benehmen in der Community zu sorgen; die Methoden reichen von Belohnungen für anständiges Verhalten über geschlossene Gruppen mit einer klaren Anti-Harassment-Politik bis hin zu der Möglichkeit, mobbende Mitspieler per Abstimmung in eine virtuelle Knastzelle zu stecken, bis diese Besserung geloben.

Die Deutsche Fußballiga (DFL) hat beschlossen, die 50+1-Regelung beizubehalten, die die Übernahme der Vereine durch Investoren erschwert. Die DFL-Mitgliederversammlung, die ursprünglich nur darüber beraten wollte, wie in der Frage weiter zu verfahren sei, folgte damit einem Antrag des FC St. Pauli.

Und nun noch ein bißchen praktische Lebenshilfe für alle, die mit Beginn der Sommerzeit noch mal extra viel Koffein brauchen: Der Online-Rechner Caffeine Calculator berechnet anhand des Körpergewichts nicht nur die maximal empfohlene Tagesmenge des jeweils bevorzugten Wachmachers, sondern auch gleich die tödliche Dosis. (Für Prinzessin Svenna wären das beispielsweise ca. 165 Tassen Schwarztee. Gut zu wissen.)

Zum Schluß noch der Hinweis, daß die Presseschau kommende Woche osterbedingt pausiert. Wir wünschen schöne Feiertage!

 

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