Von Poesieprinzessin Ramona Ambs
Es ist Frühling. Die Blümelein singen und die Vögel blühen auf.
Doch was liest man in den Zeitungen?
Tipps bei Pollenallergie.
Das ist doch kein Zustand.
Draußen scheint die Sonne und die Buchstaben stehen graphitgrau und erzählen von Dunkelheit, Niesattacken und Vorstandssitzungen. Und das in tristen Worten.
Liebe Kollegen. Ihr müsst ja nun nicht gleich dichten (überlasst das lieber Leuten, die das können!), aber man könnte doch wenigstens mal ein paar opulente Adjektive einfügen. Oder vielleicht einen feinfühligen Vergleich mit hübscher Alliteration oder einer dramatischen Klimax. Der Möglichkeiten gibt es viele.
Statt der sachlichen Hinweise zur Vermeidung allergischer Reaktion auf Pollen wäre ein personaler Bericht aus Sicht der betroffenen Nase sehr hübsch. Über das anfangs zärtliche Jucken, das rebellische Niesen und dann das tiefrote Verfärben wie eine Mohnblume auf der Abendwiese- ob des Zustands der Welt – was könnte man da an Dramatik und subtil-poetischen Botschaften unterbringen!
Oder statt des schnöden Berichts über die Versammlung irgendwelcher Vorstandsfuzzis wäre eine olfaktorische Nachspürreportage über die anwesenden Männerdüfte interessant. Parfüm am Abend – zwischen Beschlussfassung, Feierabendbier und Achselschweiß. Das gäbe dem Artikel einen ganz neuen Drive. Und falls Ihr eigentlich sowieso gar nicht schreiben könnt und nur wegen Eurer Tante / Eurem Onkel /Stiefvater in dieser Redaktion gelandet seid, dann könntet Ihr wenigstens einen kleinen Schmetterling zwischen die Zeilen malen. Oder ein Blümchen. Oder vielleicht ein wenig bunte Schrift einsetzen, wenn schon der Inhalt Eurer Texte eine trübe Stimmung verursacht.
Also, werdet gefälligst kreativ.
Es ist Frühling.
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