Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,
am 24.2.2022 begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Dieser russische Überfall war völkerrechtswidrig und durch nichts seitens der Ukraine provoziert.
Seitdem schauen wir gebannt auf das, was einem souveränen Staat, vielleicht wichtiger aber, was seinen Menschen angetan wird.
Wir sehen es im Fernsehen, im Internet, lesen es in den Zeitungen und Zeitschriften, betrachten Bilder und Videos, und können es gleichwohl nur erfassen, nicht aber wirklich verarbeiten:
Millionen Menschen flüchten durch ganz Europa vor dem Krieg – die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Währenddessen beschießt der russische Aggressor Zivilisten, Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser. Frauen werden vergewaltigt. Einfache Bürgerinnen und Bürger werden wahllos erschossen.
Das Massaker von Butscha – mit Leichen, die in den Straßen verstreut lagen, hastig verscharrten Körpern in Massengräbern und Berichten von Folter und Exekutionen – hat uns alle nachhaltig berührt, verstört und wohl endgültig gezeigt: Putins Russland kennt keine moralischen Grenzen mehr. Die völlig entmenschlichende Barbarei wird willkommen geheißen und genutzt.
Wie kein anderes Land kennt Deutschland aus eigener Täterschaft, was eine solche Barbarei bedeutet und wohin sie unweigerlich führt. Das Leid, das das barbarische Deutschland über Millionen Menschen gebracht hat, darf nie vergessen werden. Dieses Leid wurde nur durch das entschiedene Eingreifen äußerer Kräfte beendet, das den deutschen Terror brach und dabei half, Deutschland und die Deutschen zurück in den Kreis zivilisierter Staaten zu bringen.
Die besondere Verantwortung Deutschlands besteht, auch aufgrund seiner Geschichte, darin, anderen demokratischen Staaten und ihren Bürgerinnen und Bürgern zu helfen, wenn die Barbarei danach trachtet, zu töten und zu zerstören.
In den letzten Tagen und Wochen hört man nun Stimmen, die das russische Unrecht zwar anerkennen, aber gleichwohl empfehlen, diesem nicht entschlossen zu begegnen. Sie wägen dabei reale Massaker gegen theoretische Szenarien ab, und weigern sich nach über zwei Monaten des Krieges immer noch, anzuerkennen, dass der Aggressor nicht durch rationales Handeln begrenzt werden kann und dass die von ihm eingesetzten Waffen nicht eine Reaktion auf das Handeln der Ukraine, der NATO, des Westens sind.
Niemand käme hierzulande auf die Idee, einem individuellen Opfer von Gewalt die Verantwortung für das Handeln des Täters zu geben. Bei einem Gewaltakt daneben zu stehen, ihn sich anzuschauen, zu bedauern, ihn abscheulich zu finden – aber nicht einzugreifen, da man Sorge hat, der Täter könnte sich gegen einen selbst wenden, ist feige und unmoralisch; und es bestärkt den Täter, mit seiner Gewalt weiterzumachen.
Man geht dem Täter auch auf dem Leim, wenn man blind seinen Narrativen folgt. Viele hierzulande tun das, wenn sie die Aufnahme selbstbestimmter Staaten in die NATO, die Existenz von Extremisten in der Ukraine oder die historische Verbundschaft zwischen der Ukraine und Russland als Rechtfertigungen für den russischen Angriffskrieg übernehmen.
Eben dies gilt auch für weitergehende Droh- und Paniknarrative aus Moskau.
Es ist wichtig, dass die Bundesrepublik Deutschland ihren Beitrag dazu leistet, den russischen Irrsinn, zumindest in der Ukraine, zu beenden. Worte allein sind dafür nicht ausreichend und auch für Deutschland unangemessen, zum einen wegen seiner politischen und wirtschaftlich Ressourcen, zum anderen vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer brauchen Hilfe. Wir können helfen. Wer helfen kann, muss helfen.
Es ist eine Zeitenwende, wie Sie völlig richtig sagten: Deutschland muss sich als wehrhafte Demokratie behaupten. Dazu gehört ideelle, aber eben auch militärische Wehrhaftigkeit. Sie haben das erkannt. Und es ist der richtige Weg, Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
Doch das alleine reicht nicht, das sehen wir. Die Menschen in der Ukraine müssen sich gegen Granaten, Panzer, Raketen und Gewehre verteidigen. Dafür reichen Sanktionen und Embargos nicht aus. Die traurige Wahrheit ist, dass einen Krieg nicht derjenige gewinnt, der die Moral und Solidarität auf seiner Seite, sondern der die bessere Armee, die besseren Waffensysteme hat.
Man könnte jetzt argumentieren, dass Russland bei einem Sieg in der Ukraine nicht haltmachen wird. Dass weitere Staaten folgen werden. Dass weitere Frauen vergewaltigt, Zivilisten ermordet werden. Doch das ist nicht der Impetus des Handelns: Es muss geholfen werden, weil eben jetzt das Grauen in die Ukraine eingezogen ist und der Artikel 1 unseres Grundgesetzes nicht differenziert, welcher Nationalität ein Mensch sein muss, um unantastbare Menschenwürde zu haben.
Wir bitten Sie: Helfen Sie der Ukraine, den Ukrainerinnen und Ukrainern. Gehen Sie entschieden und mit allen, auch militärischen Mitteln gegen den russischen Völkermörder und seine Truppen vor; und lassen Sie sich nicht von denen beeindrucken, die hierzulande ihre Prominenz oder Intellektualität über die Menschlichkeit stellen.
Erstunterzeichner
Dr. Sebastian Bartoschek, Psychologe und Journalist
Robert Herr, Vorsitzender der SPD Hartenberg-Münchfeld
Gunnar Scholz, Student
Annette Hartmann
Andreas Kemna, Bundeswehrveteran
Richard Schüll
Stefanie Mandolla
Thomas Mandolla
Rebecca Trost, Biologin
Oliver Debus, Astronom
Ralf Neugebauer, Jurist
Mirja Dahlmann, Sprachdozentin und freie Journalistin
Dietmar Herzog, Lokomotivführer
Wolfgang Walk, Game Designer
Thomas Roth, Diplom Physiker, Systemanalytiker Kraftwerke und Energieerzeugung
Anke Meeuw, Tierärztin
Monika Kreusel
Denise Gnad
Stefan Menzel, Fachinformatiker
Ina Boy
Andreas Fehler, M.A.
Mario Ohle, Rechtsanwalt/ Soldat
Daniel Anders, Blogger
Julie Anke Martin
Maximilian v. Lütgendorff, Sänger und Schauspieler
Jeanny Passauer, Gründungsmitglied Partei der Humanisten
Peter Ansmann
Bastian Salier, Verleger
Doreen Beinlich
Dane Dillge, Unternehmensberater
Julian Rosenbaum, Elektroniker
Robert Dupuis
Dieter Wachholz, Reisejournalist
Christian Schiffer
Ivonne Höffelmeyer, Zahntechnikerin
Alexander Stürze, Chemiebranche
Susanne Scheidle, freischaffende Künstlerin
Christine Odenthal, Psychologin und Psychotherapeutin (KJP)
Dr. Holm Gero Hümmler, Physiker/Autor/Unternehmensberater
Sigrid Herrmann-Marschall, Islamismusanalystin, Dozentin
Amardeo Sarma, Ingenieur/SPD-Mitglied
Till Oliver Becker, Journalist
Jaqueline Huck, Jugend- und Heimerzieherin
Navina Sarma, Historikerin
Kristiane Sarma
Anna Veronika Wendland, Osteuropahistorikerin
Laura Dümpelfeld, Autorin
André Sebastiani, Referent/ SPD-Mitglied