Exkanzlermadonna

Eine Bildbetrachtung von unserem Gastpoeten Martin Jürgens

Allein den Betern kann es noch gelingen“              

Reinhold Schneider

Und als der Krieg

Nach beinah vierzehn Tagen

Keinen Ausblick auf Frieden

Bot, da machte sich ein Paar

Hocheilig auf gen Osten, um

Dem Guten aufzuhelfen, aber ja.

Was Gerhard, und das heißt 

So viel wie „harter Speer“, 

Was Gerhard seither tat –

Man weiß es nicht.

Ganz anders sie: Ein Bild

Wie das Gebet, in dem

Sie sich versunken zeigt,

Quelle: Instagram @soyeonschroederkim

In sich gekehrt, die Augen sanft

Geschlossen, der Madonna gleich,

Der Mater Dolorosa unterm Kreuz,

Geknipst wie (Rilke, hilf!), geknipst

Wie „auf Goldgrund und groß“:

Frau Schröder-Kim, gepostet

Von ihr selbst, ganz dankbar

Für das, was sie ist in ihrem Bild,

Wie das Emoji zeigt, von ihr gewählt:

pastedGraphic.png

So fällt per Instagram aus

Einer Suite im Moskauer Kempinski 

Quer übern Roten Platz, schräg durch

Den Weihrauchdunst, der von den 

Zwiebeltürmen der Kathedrale 

Aufwärts steigt, bis vor die

Kremlmauern ein milder 

Schein auf des Exkanzlers

Aufsichtsratsmandate bei

Rosneft, Nord Stream und

Demnächst Gazprom –

Doch auf den Frieden nicht, denn

Der ist nicht zu haben, für kein

Beraterhonorar und ums

Verrecken nicht. Das dauert an,

Da hilft kein Gerhard, hilft

Kein ausgestelltes Flehn,

Derweil das Einfache, das bisher 

Nie zu machen war, 

Entschwunden scheint,

Auf Nimmerwiedersehn.

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