Eine Gastprinzessinnenserie von Sibylle Berg
Folge 8: Von avanti popo zu Brigate Rosé – Eine literarische Träumerei von Kuku Schrapnell
Das alte System ist am Ende. Prost!
Je deutlicher wird, dass die Erde eine begrenzte Ressource ist, die sich mit der Funktionsweise: Wachstum oder Krise nicht verträgt, erfasst der Wahnsinn des Untergangs Aktionäre, KapitalistInnen, PolitikerInnen und die Massen.
Alle suchen nach Auswegen, ihr Leben, ihr Vermögen, ihre Ideen zu retten, ohne alte Gewohnheiten aufzugeben. Aber. Das wird nicht funktionieren. Weder ist die Bereitschaft der erschöpften Massen vorhanden, den Irrsinn des Wachstums, die Entkoppelung von Gewinn und realem Gegenwert weiterzutragen.
Noch kann selbst der dumpfste Shareholder verleugnen, dass der eingeschlagene Weg in Katastrophen enden wird. Und zwar bald. Es ist keine Zeit mehr für kleine Schritte, kleine Erfolge, kleine Ergebnisse, die ein bisschen Gerechtigkeit, ein wenig Klimaschutz bringen könnten. Es braucht einen radikalen Schritt in eine neue Zeitrechnung. Das System, das den Kapitalismus ablösen wird, scheint im Moment eine Mischung aus Überwachungsautokratie und Neofeudalismus zu sein.
Linke Ideen beziehen sich auf alte Systeme, die auch immer an kapitalistischer Intervention oder schlicht an der Unverträglichkeit von Mensch und Macht scheiterten.
Es braucht vollkommen neue Pläne, die über die Träume von friedlichen Sharing Communitys hinausgehen.
Ich habe Autorinnen und Aktivistinnen gefragt, was Ihnen zum Thema Revolution einfällt. Einige habe ich in einem Magazin, das ich mit dem Künstler Claus Richter herausgebe, versammelt.
Es kamen erfreulicherweise so viele Texte, dass wir die Möglichkeit haben, an dieser Stelle einige exklusiv zu veröffentlichen. Als Anregung. Für die Vernetzung. Zum Weiterdenken.
Nicht aufgeben!
Sibylle Berg
Folge 8: Von avanti popo zu Brigate Rosé
Eine literarische Träumerei von Kuku Schrapnell
Kuku Schrapnell ist Leipziger Trümmertunte und vom Aszendenten Generation Z. Sie schreibt für Jungle World, Neues Deutschland und Analyse und Kritik u.a über Sexualität, Kultur und das Leben zwischen den Geschlechtern.
Eigentlich fing es recht harmlos an. Wir trafen uns in kleiner Runde in einer Kneipe, alle recht zufällig, aber irgendwie miteinander bekannt und am Ende gingen ein paar zu ein paar anderen mit nach Hause. Am nächsten Tag hat dann irgendjemand alle zu einer neuen Gruppe hinzugefügt, Bandiera Rosa, und jemand anderes schrieb avanti popo. Es war diese Ebene von harmlos. Es war auch wirklich eher ein Zufall, dass die meisten trans und niemand hetero war, wobei es wohl auch dazu beitrug, dass sich alle so gut verstanden.
Es war dann ein paar Wochen später, dass sich jemand über Männer aufregte. Gar nicht so spezifisch, aber allgemein und jemand anders meinte, da müsste man doch was machen und dann wollten alle Superkräfte haben und in Elastan-Anzügen für das Gute und gegen Männer kämpfen. Es stellte sich aber heraus, dass eh alle nur Gestaltwandeln wollten für so ein Gender-Ding und dass es generell ja eh nur auf die Fantasie beschränkt ist, jetzt plötzlich übernatürliche Kräfte zu haben.
“Aber warum nicht mit Waffen?”
Die Frage war wahrscheinlich der turning point. Nach den ersten drei Malen im Schießkeller ging alles relativ schnell. Unsere Gruppe hieß plötzlich Brigate Rosé und es fing an mit ein paar Einschüchterungen, wenn wir was gehört haben von irgendeinem Typen, der’s verdient hatte. Irgendwann löste sich dann auch wirklich ein Schuss, dann kam der Untergrund. Seit zwei Jahren erschießen wir jeden Tag einen Mann, seit zwei Jahren machen wir die Welt zu einem besseren Ort.
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Der Beitrag hat den Vorzug der Kürze.
Kann ich nachvollziehen. Ich würde nicht JEDEN Tag jemanden erschießen und bestimmt auch nicht NUR Männer, aber naja…