Royaler Nachnutzungsplan für Wolfsburg

Statt Wolfsburg  Foto: René Martens

Statt Wolfsburg
Foto: René Martens

Es reicht mit Wolfsburg und natürlich auch mit Volkswagen, deswegen haben Planungsprinzessin Richard Volkmann und Prinzessin-im-Schwanenbötchen Elke Wittich einen 10-Punkte-Plan erstellt, was dort stattdessen hin soll.

Deutschland ist ein wunderschönes Land (was unter uns Prinzessinnen allerdings umstritten ist: „Geht so.“ „Doch wirklich!“ „*seufz*“. Und das spricht sich auch herum: 447 Millionen Übernachtungen zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2016, deutsche und ausländische Gäste zusammengerechnet. Kein Wunder, schließlich haben wir hier reichlich Landschaft, die wunderschön und anziehend ist, wenn man sich nur oft genug die Menschen wegdenkt.
Weil wir derzeit mit der Rettung des Journalsimus nicht ganz ausgelastet sind und nun wirklich dringend was unternommen werden muss, hier also nun unser Konzept für einen neuen Ferien- und Freizeitpark, der sich gewiss in kürzester Zeit größter Beliebtheit erfreuen wird. Denn nachdem alle wesentlichen Parteien heute darin übereingekommen sind, dass die deutsche Wirtschaft eine starke deindustrielle Basis braucht, können wir uns nach der Umstellung der hiesigen Wertschöpfung auf Bio-Bauernhöfe, Heilpraktiker-Polikliniken und Grundeinkommenssteuerberater endlich daran machen, die überschüssigen Reste der alten Wegwerfgesellschaft im allgemeinen Interesse umzunutzen und aufzuhübschen.

Wovon ist die Rede? Natürlich von Wolfsburg. Als Inbegriff des abgewickelten VW-Imperiums wird die von Einwohnern wie Besuchern liebevoll „Völklingen des Nordens“ genannte Stadt fürderhin nicht mehr gebraucht.
Um der Herausbildung hässlicher Brachlandschaften einen Riegel vorzuschieben, schlagen wir deshalb nachstehenden Zehnpunkteplan vor, der – in leichter Abwandlung – gerne von Gelsenkirchen bis Ludwigshafen nachgemacht werden darf.

1.. Naherholung mit Bademöglichkeit

Statt mit bedrückender urbaner Enge soll Wolfsburg in Zukunft durch Lebens- und Aufenthaltsqualität aufwarten. Zu diesem Zweck wird der Großteil der Stadt bis zu einer Tiefe von 70 bis 90 Metern (je nach Bodenbeschaffenheit) abgebaggert und anschließend kontrolliert durch den Mittellandkanal geflutet. Erfahrungen aus den Leipziger oder Lausitzer Braunkohlerevieren dürfen hier gerne einfließen.

2. Touristische Erschließung

Der so entstandene See wird in sinnvollem Rahmen als touristische Wegmarke aufbereitet. Dazu zählen alle Annehmlichkeiten, die Urlauber auch von anderen langweiligen Seeufern gewohnt sind: „Familienhotels“ mit pilzförmigen Kinderbespaßungen, ein Jachthafen voller kleinster, von weit entfernt wohnenden Ehepaaren unter großer Mühe über Jahre finanzierter Schaluppen mit Namen wie „Evelyn“ oder „Diamond“, ein Fake-Leuchtturm mit Ferienwohnungen und noch mehr Lofts und natürlich ein Bootsverleih mit Ausflugstretbooten in Schwanform.

3. Zeitgemäßes Wohnen am Wolfsburger See* (*Arbeitsname, siehe Punkt 6)

Die vollständige Beseitigung der umfangreichen VW-Produktionshallen wäre mit erheblichem Aufwand und ebensolchen Kosten verbunden. Wie viel einfacher und naheliegender ist es da, einen Teil der Gebäude zu erhalten und die ehemaligen Werkshallen in großzügige Lofts umzuwandeln? Jeder mag schließlich ein Ferienloft am See.

4. Inseltourismus

Ebenso wie der verbleibende Teil der VW-Produktionsanlagen werden auch andere touristisch relevante Teile der vormaligen Stadt Wolfsburg als malerisch im Wolfsburger See gelegene Inseln erhalten. Dazu zählen insbesondere der Ortskern von Fallersleben und die namensgebende Wolfsburg. Sie werden mit Fähren erschlossen und als ultimative Demütigung nach Braunschweig eingemeindet.

5. Ein Nachleben für den VfL

Wo kein Kläger, da kein Richter, und wo kein Wolfsburg, da endlich auch kein VfL mehr. Da die Massen jedoch ihre Belustigung brauchen und wir den eventuell freiwerdenden Bundesligaplatz keinesfalls an den SV Sandhausen als aktuellen Tabellenführer der 2. Liga abtreten möchten, wird der VfL in eine Stadt von vergleichbarem touristischen Appeal wie das vormalige Wolfsburg verlegt. Ab der Saison 2018/19 firmiert er demnach als „VfL Salzgitter 00“.

6. Attraktive Namensgebung

Da „Wolfsburger See“ kein schöner Name ist und wir außerdem Wolfsburg langfristig aus der Erinnerung der Menschheit streichen möchte, wird der See dann übrigens vermutlich „Sehr schöner See mit Schwanenbötchen drauf“ heißen.
Sehr schöner See mit Schwanenbötchen drauf“ lässt sich außerdem sicher leicht ins Chinesische übersetzen. Was man nicht verlachen sollte, sondern als sehr wichtige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit einer Region ansehen muss, die deindustrialisiert von Touristen abhängen wird.

7. Keine Ballonmützen!

Das hätte den Vorteil, dass wir auch eine entsprechende Badeordnung erlassen könnten. Ballonmützen, Neonfarbenes aller Art sowie Schulterpolster werden darin verboten werden

8. Resümme

Doch, das ist ein sehr guter Nachnutzungsplan.

9. Unser Motto

Volkswagenmitarbeiter zu Bademeistern!

10. Schlussbemerkung

So machen wir das.

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